Erhebungen zum Vorkommen neuer Schaderreger

Erhebungen dienen der Feststellung des Status eines Schaderregers in einem bestimmten Gebiet über einen bestimmten Zeitraum und werden risikobasiert durchgeführt. Somit wird ermittelt, ob ein Schadorganismus vorhanden bzw. wie weit er bereits verbreitet ist.

Für gefährliche Schaderreger (Quarantäneschaderreger und neue gefährliche Schaderreger) sind solche Erhebungen durch die Pflanzengesundheitsverordnung (EU) 2016/2031 gesetzlich vorgeschrieben.

Ein möglichst frühes Erkennen des Auftretens von gefährlichen Schadorganismen erhöht den Erfolg von Bekämpfungsmaßnahmen und kann eine weitere Ausbreitung verhindern.
Mit Hilfe von Monitorings wird die Wirksamkeit von Bekämpfungsmaßnahmen überprüft.

Kurzinformation zu Xylella fastidiosa (Feuerbakterium)

Der Schadereger

Xylella fastidiosa ist ein stark anpassungsfähiges Bakterium und bildet verschiedene Unterarten aus. Die Bakterien besiedeln das Xylem (Gefäßsystem) holziger Pflanzen, verstopfen es und bringen die Pflanzen so zum Vertrocknen. X. fastidiosa hat ein sehr breites Wirtspflanzenspektrum (mehr als 60 Familien, 120 Gattungen, über 300 Pflanzenarten). Bei einem Befall ist der mögliche wirtschaftliche Schaden ungeheuer groß. Ebenso ist die Gefahr einer schnellen Ausbreitung sehr hoch.

Quarantäneschadorganismus in der EU

Seit 2013 tritt X. fastidiosa in Italien in der Provinz Lecce/Apulien auf. Dort führt das Vorkommen des Bakteriums zum großflächigen Absterben von Olivenbäumen. Seit 2014 werden umfangreiche Notfall­maßnahmen der EU zur Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheit durchgeführt. Weiterere Befallsherde befinden sich auf Korsika sowie an der Cote d´Azur.

Symptome

Die Symptome sind von der Pflanzenart abhängig. Im Allgemeinen welken / nekrotisieren die Blätter von der Blattspitze beginnend (siehe Fotos). Zwischen den Nekrosen und dem anscheinend gesunden Bereich des Blattes ist ein deutlich gelber Übergang zu erkennen. Die Symptome erinnern an Salzschäden oder Überdüngungen und können mit diesen verwechselt werden. Im späteren Stadium stirbt der Zweig / Ast ab. Einige Wirtspflanzen zeigen keine Symptome (z. B. Kaffeepflanzen).

Vermehrung und Ausbreitung

Das Feuerbakterium wird über einen Vektor, eine Zikade (Philaenus spumarius), übertragen. Andere Zikaden-Arten als Vektoren sind nicht ausgeschlossen. Eine schnelle Verbreitung des Bakteriums kann insbesondere über Pflanzen zum Anpflanzen erfolgen.

Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung eines Befalls

Gemäß DURCHFÜHRUNGSBESCHLUSS (EU) 2015/789 DER KOMMISSION vom 18. Mai 2015 sind intensive Monitoringmaßnahmen von Seiten der zuständigen Behörden durchzuführen. Weiterhin wurde eine Pflanzenpasspflicht für die Wirtspflanzen von X. fastidiosa eingeführt (derzeit 43 Arten). Betroffen sind unter anderem Zierpflanzen (z. B. Strauch-Veronika, Lavendel, Floribunda-Rosen, Vinca, Oleander), Kräuter (z. B. Rosmarin, Lorbeer) sowie zahlreiche Gehölze (eine genaue Liste kann beim TLLLR angefordert werden, siehe Kontakt).

Maßnahmen bei einem Befall (Kurzinformation)

Es wird eine Befallszone (100 m Radius) eingerichtet, in der alle Wirtspflanzen gerodet werden müssen. Weiterhin wird eine Pufferzone definiert. In dieser erfolgen intensive Monitorings. Es werden spezielle, z. T. handelsbeschränkende Auflagen erlassen. Bei zugekaufter Ware erfolgt eine Einzelfallentscheidung.

Wie groß ist die Gefahr, dass Xylella fastidiosa in Thüringen ausbricht?

Bedingt durch das große Wirtspflanzen­spektrum des Bakteriums von mehreren hundert potentiellen Wirtspflanzenarten ist das Risiko einer Einschleppung und Etablierung denkbar. Das Schadensausmaß ist noch nicht absehbar, eine Einschätzung der Anpas­sungsfähigkeit von X. fastidiosa an die mitteleuropäischen Klimabedingungen ist zum heutigen Zeitpunkt unsicher.

Einschleppungswege

Eine große Gefahr verbirgt sich im Zukauf potentieller Wirtspflanzen aus Südeuropa oder Drittländern.

Testungen von Symptompflanzen

Das Labor des TLLLR hat die Möglichkeit, Verdachtspflanzen zu testen.

Ansprechpartner für weitere Informationen

Herr Dr. Nußbaum:    03 61 - 550 68 - 124

Frau Rode:                   03 61 - 550 68 - 131

Herr Kahl:                    03 61 - 550 68 - 118

E-Mail: pflanzengesundheit (at) tlllr.thueringen.de

Daniel Kahl

TLLLR
Ref. Pflanzenschutz u. Saatgut
99090 Erfurt
Kühnhäuser Straße 101
Tel.: 0361 574 198 118
Fax: 0361 574 198 140