Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 23.10.2020

Aus Sicht des Pflanzenschutzexperten A. Lohrer vom Landratsamt Tübingen bot die aktuelle milde Witterung auch Blattläusen und Zikaden gute Bedingungen und ermöglichte eine weitere Ausbreitung. Auch wenn wieder kühlere Temperaturen angekündigt werden sollten, sollten Bestände in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Die Aktivität von Zikaden wird erst unter ca. 10°C deutlich geringer. Besonders „Besatzgefährdet“ sind Frühsaaten vor dem 25. September, warme, windstille Lagen oder Bestände in der Nähe von Ausfallgetreide, Grasbeständen oder stehendem Mais.

Zur Befallsermittlung müssen an 5 zufällig gewählten Stellen im Bestand je 10 Pflanzen auf Befall mit Blattläusen kontrolliert werden. Bei warmer, sonniger Witterung sind die Läuse aktiver und besser zu finden, entweder auf der Blattunterseite oder in den jüngsten, eingerollten Blättern. Bei Normalsaaten ist ab 20% besiedelten Pflanzen von einem wirtschaftlichen Schaden auszugehen. Bei gefährdeten Beständen durch frühe Saat oder entsprechende Lage ist ab 10% befallener Pflanzen der Richtwert für eine Behandlung erreicht.

Für Zikaden ist kein Bekämpfungsrichtwert bekannt, zudem sind hierfür keine Mittel zugelassen. Mittel gegen Blattläuse (beispielsweise Karate Zeon) besitzen oft Nebenwirkungen gegen Zikaden, allerdings mit nur mäßigem Wirkungsgrad.

Insektizide sollten nur eingesetzt werden, wenn die Bekämpfungsrichtwerte von 10 oder 20% besiedelter Pflanzen überschritten werden, da auch Nützlinge geschädigt werden können. Für ausreichende Wirkstoffaufnahme sind mindestens 2, besser 3 Blätter der Kultur nötig. Die größte Gefährdung besteht in Wintergerste, aber auch in Weizen, Triticale, etc. kann bei entsprechenden Bedingungen eine Behandlung notwendig werden.

Bei der Auswahl der Mittel muss auf die Indikation „Blattläuse als Virusvektoren im Herbst“ geachtet werden. Mögliche Mittel der Wahl sind Hunter, Karate Zeon, Lambda WG, Mavrik Vita, Bulldock, Decis forte, Shock DOWN, Sumicidin Alpha EC.