Winterraps – Wachstumsreglereinsatz?
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 22.10.2024
„Die Rapsbestände im Kreis zeigen sich inhomogen, viele sind sehr gut und üppig entwickelt, einige die später gesät wurden sind noch nicht gut und weit entwickelt und haben eher dünne Bestandsdichten,“ so der versierte Pflanzenschutzberater M. Kreh vom Landwirtschaftsamt Ravensburg. „Hier zeigt sich aber, dass doch noch junge Pflanzen nachschössig auflaufen.“
Dies kann zum einen darin begründet sein, dass die Aussaatbedingungen im Boden oder die Saatgutablage nicht ganz optimal waren. Der andere Grund für dieses Auftreten kann aber auch sein, dass nach den getätigten Vorauflaufbehandlungen mit Bodenherbiziden und folgenden starken ausgiebigen Niederschlägen die Wirkstoffe in den Saathorizont eingewaschen wurden und das Auflaufen ausgebremst haben. Hier bleibt noch abzuwarten wie viel junge Pflänzchen noch kommen. Wärmere Temperaturen sind hierbei sicher förderlich, Wasser ist ja schließlich mehr als ausreichend vorhanden. Diese im Stadium ungleichen und eher noch dünnen Bestände sollte man noch in Ruhe entwickeln lassen und noch nicht mit Fungiziden eingreifen. Raps stellt das Wachstum erst ein wenn die Tagesdurchschnittstemperatur 4°C unterschreitet, bzw. die Tageshöchsttemperatur von 8°C nicht mehr erreicht wird. Die Entwicklung bis zum 4-Blatt-Stadium geht eher langsam vonstatten, danach ist die Wurzel besser ausgebildet und das Wachstum beschleunigt sich. Das Ziel vor Winter sind 8-10 Laubblätter und ein Wurzelhalsdurchmesser von 10 bis 15 mm, der Vegetationskegel muss am Boden bleiben. In diesem Zustand ist der Raps im kommenden Winter gut vor den Frosteinwirkungen bestmöglich geschützt. Bei den gut und gleichmäßig entwickelten Beständen, die sich im 4-6-Blatt-Stadium befinden, steht damit jetzt die Wuchsregulierung an. Dünne Bestände neigen nicht zum Überwachsen, da sie wenig Konkurrenz haben, die sie zum Hochschieben treiben würde. In solchen Beständen kann durchaus auf eine Behandlung verzichtet werden, oder nur eine sanfte Anwendung durchgeführt werden. Hierzu kann auch das 6-8-Blatt-Stadium dieser dünnen Bestände abgewartet werden. Je kühler die Temperaturen sind, desto geringer ist die Wirkung der Produkte, deshalb sollten die Maßnahmen bis spätestens Ende Oktober abgeschlossen sein. Das dauerhaft feuchte Wetter ist potenziell förderlich für Phoma-Blattflecken. Die allermeisten Sorten haben mittlerweile eine Toleranz gegenüber dieser Wurzelhals- und Stängelfäule. Unter Umständen kann aber bei Erkennen der ersten kleinen beige-weißen Blattflecken mit schwarzen Pyknidien eine kurative fungizide Behandlung erforderlich sein.
Praxistipps: Zur Auswahl stehen verschiedene Wirkstoffe und Produkte mit ihren Einsatzschwerpunkten. Um stark gewachsene Bestände auf Standorten mit N-Nachlieferung einzukürzen empfiehlt sich der Einsatz von 0,6-0,8 l/ha Carax mit dem Wirkstoff Metconazol. Etwas schwächer einkürzend ist Architect, hier sind Aufwandmengen von 1,2-1,5 l/ha empfohlen. Bei beiden ist zusätzlich zu den Fungiziden noch Mepiquatchlorid enthalten. Architect enthält außerdem noch das aus dem Getreide bekannte Strobilurin Pyraclostrobin. Zur milderen Wachstumsregulierung, mit einer Gesundheits-behandlung und nicht der Einkürzung im Vordergrund, stehen für normal entwickelte Bestände weiterhin noch die Azol-Produkte, mit 0,5-0,8 l/ha Folicur, 1,0-1,3 l/ha Orius, 0,6-0,8 l/ha Tilmor oder 0,3-0,5 l/ha Toprex, zur Verfügung. Wenn noch Gräser/Ausfallgetreide in den Rapsbeständen befindet, sollte dies auch noch schleunigst nachbehandelt werden. Hierzu stehen die FOP-Produkte wie Agil-S, Fusilade, Targa Super zur Verfügung. Besonders effektiv sind Behandlungen im 2-3-Blattstadium der Ungräser und unter aufnahmefähigen, feuchten Bedingungen. Wenn Ackerfuchsschwanz ein bekanntes Thema auf den Flächen ist, sind die DIM-Produkte wie Select 240 oder Focus Ultra zu bevorzugen. Beachten Sie die Verträglichkeitsprobleme beim späten Einsatz von Select 240, Focus Ultra ist hier verträglicher. Um den Fuchsschwanz nachhaltig im Rahmen der Raps-Fruchtfolge einzudämmen bietet sich nachfolgend der Wirkstoff Propyzamid in den Produkten Kerb Flo und Milestone an. Die Anwendung jetzt durchzuführen ist aber noch zu früh, für eine gute Wirkung ist der Spätherbst/Winter in der Vegetationsruhe unbedingt abzuwarten! Optimal sind Temperaturen knapp über 0°C, wird´s wärmer baut sich der Wirkstoff schneller ab.
Auftretende Schnecken wurden in den vergangenen Wochen bereits eifrig bekämpft und dürften nun kein größeres Problem mehr darstellen. In den von uns kontrollierten Beständen spielte der Rapserdfloh keine größere Rolle, in den aufgestellten Gelbschalen wird er entweder nicht oder nur weit unter dem Bekämpfungsrichtwert von 50 Käfer innerhalb von 3 Wochen. Für eine größere Aktivität waren bislang die Temperaturen relativ zu niedrig. Somit ist laut unserem aktuellen Stand eine Bekämpfung des Rapserdflohs nicht notwendig! Kontrollieren Sie Ihre Bestände und Gelbschalen bei den wärmeren Temperaturen in den nächsten Tagen dennoch regelmäßig. Eine standardmäßige Insektizid-Zumischung beim Fungizid-Einsatz im Raps ist nicht im Sinne des Integrierten Pflanzenschutzes!
Für die spätere Gesundheit Ihrer Bestände ist eine ausreichende Versorgung mit Bor entscheidend. Denn bei Bormangel entwickelt der Raps die sogenannte Herz- und Trockenfäule inmitten der Wurzel, direkt unterhalb des Vegetationskegels. Diese behindert später den Transport von Wasser und Nährstoffen zwischen Blättern und Wurzel maßgeblich und führt zu geringeren Erträgen. Eine ausreichende Blattdüngung mit Bor im Herbst kann mittels verschiedener Mikronährstoff-Blattdünger erfolgen. Hierzu ist im Herbst eine Menge von 250-350 g/ha Bor anzustreben. Der Handel bietet oft Kombiprodukte an, die auch Mangan und Molybdän beinhalten. Mangan ist bei der Chlorophyll- und Aminosäurebildung beteiligt. Im Herbst sollte ein Rapsbestand 150 bis 250 Gramm je Hektar aufgenommen haben, um ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Eine Mangan-Blattdüngung im Herbst erhöht auch die Winterhärte des Rapsbestandes. Molybdän ist an der Stickstoffumsetzung in der Pflanze beteiligt und sorgt für eine effiziente Verstoffwechslung. Zudem sind Bor und Mangan innerhalb der Pflanze nur schwer verlagerbar. Eine Blattdüngung sorgt dafür, dass die Mikronährstoffe auch in den jungen Pflanzenteilen ankommen. Gerade schwachen Beständen sollten Sie mit diesen Kombiprodukt-Blattdüngern aufpäppeln. Schwache Bestände, die violette Blattverfärbungen im Bereich von Fahrspuren/Verdichtungen zeigen, leiden eventuell aufgrund der schlechten Bodenstruktur unter Phosphormangel. Die Anwendung eines Blattdüngers, der zusätzlich noch Phosphor enthält könnte hierbei dem jungen Raps Gutes tun.