Pseudococcus viburni
Ersteinschleppung Deutschland: 2011 (Baden-Württemberg)
Herkunft: Südamerika, vermutlich Chile
Ausbreitungsmodus: Im- und Export von befallenen Pflanzen, Werkzeug, Maschinen
Angabe zur Quarantäneeinstufung: kein Quarantänestatus
Aussehen:
P. viburni zeigt einen deutlich ausgeprägten Sexualdimorphismus. Adulte Weibchen sind ungeflügelt, besitzen ovale Körper mit 2,5 – 5 mm Länge und schimmern blass rosa bis violett. Rund um den Körper sitzen insgesamt 34 paarig angeordnete fadenförmige Filamente, deren Länge 20 – 50 % der Körperlänge entsprechen. Die beiden Schwanzfäden sind dabei deutlich länger als die übrigen. Ihr gesamter Körper ist von den weißlichen Wachsausscheidungen bedeckt. Die morphologische Bestimmung der Art ist ausschließlich anhand dieser Weibchen möglich.
Die Männchen sind geflügelt, ca. 2 mm lang und unterscheiden sich grundlegend von den Weibchen, da sie eine vollständige Metamorphose durchlaufen.
Abbildung 1: Adulte Weibchen und geflügelte Männchen der Gewächshausschmierlaus. Foto: Olaf Zimmermann (LTZ).
Verwechslungsmöglichkeiten:
Die Gewächshausschmierlaus kann mit der Zitrusschmierlaus (Planococcus citri) verwechselt werden, die häufig an Obstbäumen und Zierpflanzen auftritt. Im Gegensatz zur Zitrusschmierlaus ist der Körper von P. viburni mit einer dickeren Wachsschicht bedeckt und die zwei Schwanzfäden sind immer deutlich länger als die restlichen.
Lebenszyklus und Phänologie:
Die Weibchen durchlaufen eine unvollständige Metamorphose mit insgesamt 3 Nymphenstadien, die mit fortschreitender Entwicklung an Mobilität verlieren und wachsartige Ausscheidung bilden. Im Zuge der vollständigen Metamorphose bilden die Männchen nach dem 2. Nymphenstadium erst eine dunkle Vorpuppe und anschließend eine Puppe, aus der in der Folge die geflügelten Adulten schlüpfen. Diese besitzen keine Mundwerkzeuge und nehmen daher keine Nahrung auf. Nach der Paarung legen die Weibchen orange-gelbe Eier unter einer Wachsschicht ab. P. viburni bildet 2 – 3 überlappende Generationen pro Jahr aus.
Abbildung 2: Adulte Weibchen und Eigelege. Foto: Olaf Zimmermann (LTZ).
Wirtsspektrum:
Die Gewächshausschmierlaus ist mit über 296 nachgewiesenen Wirtspflanzen aus 89 Familien ein überaus polyphager Schädling. Zu wichtigen Kulturen zählen:
Freiland: Apfel, Pflaume, Birne, Wein
Gewächshaus: Tomate, Citrus, Orchideen
Schadbild:
Schäden werden durch das Saugen von Pflanzensaft der Nymphen und adulten Weibchen verursacht. Der Verlust von Assimilaten führt zu Ertrags- und Qualitätseinbußen und die Absonderung von Honigtau zur Ansiedlung von Schwärzepilzen, die die Fotosyntheseleistung weiter mindern. Eine weitere Verschmutzung der Pflanzen findet durch die Wachsausscheidungen statt. Des Weiteren kann die Gewächshausschmierlaus als Vektor für diverse Viruserkrankungen von Wein wie die Blattroll-Krankheit (GLRa V-3), den Grapevine virus A (GVA) und Grapevine virus B (GVB) dienen.
Abbildung 3: Ansammlung von P. viburni auf Myrte. Foto: Olaf Zimmermann (LTZ)
Abbildung 4: Ansiedelung von Schwärzepilzen als Sekundärschadbild. Foto: Olaf Zimmermann.
Wirtschaftliche Bedrohung:
Wo sich die Gewächshausschmierlaus etablieren kann, sind durch die Kombination aus Verunreinigungen, Qualitätsminderung, Ertragsminderung und Virusübertragung große Schäden möglich. In Chile verursacht sie so ein Verlust von über 45 % im Export von Früchten. In Südafrika ist sie zudem als weitverbreiteter und bedeutender Schädling an Äpfeln und Birnen bekannt.
Ein Befall mit P. viburni führt zur Qualitätsminderung insbesondere bei Zierpflanzen, da die verunreinigten Pflanzen durch die weißen wachsartigen Ausscheidungen nicht mehr vermarktungsfähig sind.
Aktueller Stand des Schadens für Deutschland:
In Deutschland tritt die Gewächshausschmierlaus nach Einschleppungen regelmäßig in Gewächshäusern auf, wo sie bisher Schäden an Gewürz- und Zierpflanzen verursacht hat. In Freilandkulturen ist sie bisher noch nicht aufgetreten.
Aktueller Stand der Verbreitung in Deutschland:
P. viburni ist in Europa mittlerweile weitverbreitet und kommt in Deutschland lokal und ohne zusammenhängendes Verbreitungsgebiet in Gewächshäusern vor. Eine Freilandüberwinterung ist grundsätzlich möglich, wie ein Befall von Trompetenbäumen (Catalpa bignonioides) auf einem Parkplatz in Süddeutschland bewiesen hat. Das Risiko für eine großflächige Besiedelung des Freilands wird jedoch als eher gering eingeschätzt und würde sich vermutlich aufgrund der klimatischen Ansprüche der Art auf die wärmeren Regionen wie z.B. den Rheingraben oder den mittleren Neckarraum begrenzen.
Eine aktuelle Verbreitungskarte kann auf der Website des LTZ Augustenberg eingesehen werden (siehe weiterführende Links).
Bekämpfungsmaßnahmen:
Die Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln hat sich als schwierig erwiesen, da die Gewächshausschmierlaus sehr viele verschiedene Pflanzen und zudem alle Pflanzenteile befallen kann. Auch verhindert die schützende Wachsschicht eine effektive Bekämpfung. So konnten einige Gewächshausbetriebe ihren Befall auch nach Jahren nicht tilgen.
Natürliche Gegenspieler:
Die Erzwespe Acerophagus (Pseudaphycus) maculipennis kommt als natürlicher Gegenspieler von P. viburni infrage. Florfliegenlarven (Chrysoperla carnea) oder der Australische Marienkäfer Cryptolaemus montrouzieri werden zur biologischen Bekämpfung von P. viburni eingesetzt. Wichtig scheint eine ausreichende Verfügbarkeit von Wasser zu sein, damit die räuberischen Arten ihre Mundwerkzeuge regelmäßig säubern können.
Danksagung
Die Untersuchungen des LTZ Augustenberg zur Ausbreitung und Biologie der Gewächshausschmierlaus wurden im Rahmen des Verbundsprojekts „ProgRAMM“ durchgeführt. Die Förderung des Vorhabens erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.
Weiterführende Links:
ProgRAMM: https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Arbeitsfelder/ProgRAMM
LTZ Merkblatt:
JKI: https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/pseudococcus-viburni.html
EPPO: https://gd.eppo.int/taxon/PSECOB