Entscheidungshilfen : Befallserhebungen und Prognosemodelle
Vorbeugende Maßnahmen wie Fruchtfolge oder Sortenwahl reichen in der Regel für die Regulierung vieler Schaderreger nicht aus. Um zu entscheiden, ob Maßnahmen wie die gezielte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln notwendig sind, sollte der Befall mit Schaderregern daher mit direkten (Befallserhebungen) oder indirekten Methoden und Instrumenten (z. B. Modelle) ermittelt und bewertet werden. Solide und wissenschaftlich begründete Schwellenwerte und Prognosemodelle sind dabei wichtige Hilfestellungen zur Entscheidungsfindung.
Befallserhebungen
Zur Erfassung des Auftretens und der Epidemieentwicklung von Schaderregern werden ausgewählte Kontrollflächen durch Fachkräfte der Pflanzenschutzdienste regelmäßig untersucht. Anhand von anerkannten Bekämpfungsschwellen kann so die Bekämpfungswürdigkeit der einzelnen Schaderreger eingestuft werden.
Die Befallserhebungen auf ausgewählten Beobachtungsschlägen beschränken sich auf die Hauptkulturen Wintergetreide, Winterraps, Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. Gezielte Bonituren auf den Schlägen werden für die relevanten Schaderreger in den jeweiligen Gefährdungszeiträumen durchgeführt. Neben den Boniturdaten werden auch die wichtigsten Schlagdaten und die Pflanzenschutzmaßnahmen erfasst. Die Boniturergebnisse werden für die aktuellen Warndienstinformationen, zur Erarbeitung von Bekämpfungsstrategien und für die Beratertätigkeit (Offizialberatung) genutzt. Neben den Exaktbonituren werden in einigen Kulturen (z.B. Winterraps, Kartoffeln, Mais und Futtererbsen) auch Gelbschalen bzw. Pheromon-, vereinzelt auch Lichtfallen zur Signalisation (EA, VA) bzw. zur Ermittlung der Flugaktivität ausgewählter Schaderreger genutzt.
Prognosemodelle
Mit wetterbasierten Prognose- und Simulationsmodellen für wichtige landwirtschaftliche und gartenbauliche Schaderreger können das Auftreten der Schaderreger sowie Perioden mit hohem Befallsdruck berechnet werden. Daraus kann mit Hilfe von Schwellenwerten die Bekämpfungsnotwendigkeit abgeleitet werden. Aus den Berechnungsergebnissen der Modelle können auch die optimalen Termine für Befallskontrollen im Feld ermittelt werden. Dies erlaubt den optimierten Einsatz von knappen Personalressourcen. Ebenso wird das Auftreten von besonders empfindlichen Entwicklungsstadien der Schaderreger erfasst, damit bestmögliche Bekämpfungszeiträume ausgewiesen werden können. Dies ermöglicht bei hoher Bekämpfungssicherheit der Schaderreger die Reduktion der Pflanzenschutzmittelanwendungen. Auch die Auswahl des für die aktuelle Situation am besten geeigneten Bekämpfungsverfahrens wird erleichtert. Somit werden wesentliche Beiträge zur umweltschonenden Landbewirtschaftung geleistet.
Die Prognosen werden sowohl im integrierten als auch im ökologischen Landbau eingesetzt. Insbesondere bei der Pilzbekämpfung in Kartoffeln, Getreide und Raps sowie bei der Blattlausbekämpfung in Getreide wurden durch Prognosemodelle Pflanzenschutzmittel eingespart. Auch im Gartenbau werden mehrere Prognosemodelle erfolgreich angewendet. Weitere Modelle befinden sich in der Praxiseinführung.
Weitere Informationen
Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP) (https://www.nap-pflanzenschutz.de/) Zentrale Informationsquelle rund um das Thema integrierter Pflanzenschutz in Deutschland