Der Schadereger
Xylella fastidiosa ist ein stark anpassungsfähiges Bakterium und bildet verschiedene Unterarten aus. Die Bakterien besiedeln das Xylem (Gefäßsystem) holziger Pflanzen, verstopfen es und bringen die Pflanzen so zum Vertrocknen. X. fastidiosa hat ein sehr breites Wirtspflanzenspektrum (mehr als 60 Familien, 120 Gattungen, über 300 Pflanzenarten). Bei einem Befall ist der mögliche wirtschaftliche Schaden ungeheuer groß. Ebenso ist die Gefahr einer schnellen Ausbreitung sehr hoch.
Quarantäneschadorganismus in der EU
Seit 2013 tritt X. fastidiosa in Italien in der Provinz Lecce/Apulien auf. Dort führt das Vorkommen des Bakteriums zum großflächigen Absterben von Olivenbäumen. Seit 2014 werden umfangreiche Notfallmaßnahmen der EU zur Bekämpfung dieser gefährlichen Krankheit durchgeführt. Weiterere Befallsherde befinden sich auf Korsika sowie an der Cote d´Azur.
Symptome
Die Symptome sind von der Pflanzenart abhängig. Im Allgemeinen welken / nekrotisieren die Blätter von der Blattspitze beginnend (siehe Fotos). Zwischen den Nekrosen und dem anscheinend gesunden Bereich des Blattes ist ein deutlich gelber Übergang zu erkennen. Die Symptome erinnern an Salzschäden oder Überdüngungen und können mit diesen verwechselt werden. Im späteren Stadium stirbt der Zweig / Ast ab. Einige Wirtspflanzen zeigen keine Symptome (z. B. Kaffeepflanzen).
Vermehrung und Ausbreitung
Das Feuerbakterium wird über einen Vektor, eine Zikade (Philaenus spumarius), übertragen. Andere Zikaden-Arten als Vektoren sind nicht ausgeschlossen. Eine schnelle Verbreitung des Bakteriums kann insbesondere über Pflanzen zum Anpflanzen erfolgen.
Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung eines Befalls
Gemäß DURCHFÜHRUNGSBESCHLUSS (EU) 2015/789 DER KOMMISSION vom 18. Mai 2015 sind intensive Monitoringmaßnahmen von Seiten der zuständigen Behörden durchzuführen. Weiterhin wurde eine Pflanzenpasspflicht für die Wirtspflanzen von X. fastidiosa eingeführt (derzeit 43 Arten). Betroffen sind unter anderem Zierpflanzen (z. B. Strauch-Veronika, Lavendel, Floribunda-Rosen, Vinca, Oleander), Kräuter (z. B. Rosmarin, Lorbeer) sowie zahlreiche Gehölze (eine genaue Liste kann beim TLLLR angefordert werden, siehe Kontakt).
Maßnahmen bei einem Befall (Kurzinformation)
Es wird eine Befallszone (100 m Radius) eingerichtet, in der alle Wirtspflanzen gerodet werden müssen. Weiterhin wird eine Pufferzone definiert. In dieser erfolgen intensive Monitorings. Es werden spezielle, z. T. handelsbeschränkende Auflagen erlassen. Bei zugekaufter Ware erfolgt eine Einzelfallentscheidung.
Wie groß ist die Gefahr, dass Xylella fastidiosa in Thüringen ausbricht?
Bedingt durch das große Wirtspflanzenspektrum des Bakteriums von mehreren hundert potentiellen Wirtspflanzenarten ist das Risiko einer Einschleppung und Etablierung denkbar. Das Schadensausmaß ist noch nicht absehbar, eine Einschätzung der Anpassungsfähigkeit von X. fastidiosa an die mitteleuropäischen Klimabedingungen ist zum heutigen Zeitpunkt unsicher.
Einschleppungswege
Eine große Gefahr verbirgt sich im Zukauf potentieller Wirtspflanzen aus Südeuropa oder Drittländern.
Testungen von Symptompflanzen
Das Labor des TLLLR hat die Möglichkeit, Verdachtspflanzen zu testen.
Ansprechpartner für weitere Informationen
Herr Dr. Nußbaum: 03 61 - 550 68 - 124
Frau Rode: 03 61 - 550 68 - 131
Herr Kahl: 03 61 - 550 68 - 118
E-Mail: pflanzengesundheit (at) tlllr.thueringen.de