Ernte

Die Vergütung der Qualität erfolgt durch Qualitätsprämiensysteme, die zwischen den Rübenanbauerverbänden und dem Zuckerunternehmen abgestimmt werden. Als Ausgleich für entgangenen Zuwachs bei Frührodung im September bzw. Ertragsverlusten bei später Ernte werden Früh- oder Spätlieferprämien gezahlt.

Die Qualität der Rüben für die Verarbeitung in den Zuckerfabriken werden nach der äußeren Qualität (Erdanhang; Besatz mit Unkraut, Blattwerk, Schossern, Steinen; Grad der Beschädigung des Rübenkörpers) und nach der inneren Qualität (Zuckergehalt (ZG), Anteil an melassebildendem Kalium (K), Natrium (Na) und Amino-Stickstoff (AmN)) beurteilt. Für die innere Qualität der Rüben ist ein hoher Zuckergehalt (>16 %) sowie ein geringer Anteil an Melassebildnern entscheidend.

Der Basiszuckergehalt für die Berechnung der Rübenquote beträgt 16 °S. Eine Umrechnung des Rübenertrages bei einem niedrigeren oder höheren Zuckergehalt ist nach folgender Formel möglich:

Rübenertrag (RE) auf Basis 16 % ZG = tatsäch. ZG 2,2 / 13,8 x geernteter RE

Die Melassebildner werden unter den Begriff Standard-Melasse-Verlust (SMV) zusammengefasst. Der SMV-Wert dient der objektiven Qualitätsbewertung der Rüben. Aus dem SMV und dem durchschnittlichen Fabrikverlust -mit dem Wert 0,6- ergibt sich Ausbeuteverlust (AV). Dieser Wert kann vom Landwirt nicht beeinflusst werden. Die Differenz zwischen dem Zuckergehalt der Rüben abzüglich der Zuckerverluste, die durch den SMV auftreten, ist der bereinigte Zuckergehalt (BZG).

Eine besondere Bedeutung hat dabei der Amino-Stickstoffgehalt. Dieser wird seit 1996 in der neuen "Braunschweiger Formel" um das 2,5-fache stärker bewertet, während der Kalium- und  Natriumgehalt nur noch mit ca. 35 % ihres ursprünglichen Wertes berücksichtigt werden. Der Rübenanbauer muss daher bestrebt sein, alle Möglichkeiten für einen niedrigen Amino-Stickstoffgehalt der Rüben zu nutzen.

Diese sind :

• eine Stickstoffdüngung auf der Basis von Nmin - Werten im Boden
• gesunde, schnellschließende Pflanzenbestände von 80 bis 90 Tsd. Pflanzen/ha
• Wahl von Sorten mit genetisch bedingt niedrigen Amino-N-Werten.

Die Beurteilung der Rübenqualität erfolgt nach der neuen Braunschweiger Formel in % auf Rübe:

• Standard-Melasseverlust (SMV) = 0,12 x (K + Na) + 0,24 x AmN + 0,48
• Ausbeuteverlust (AV)                     = SMV + 0,6
• Bereinigter Zuckergehalt (BZG)   = ZG - AV

Anhand des bereinigten Zuckergehaltes lassen sich der bereinigte Zuckerertrag (BZE) oder der ausbeutbare Zucker (AZ) errechnen.

• Bereinigter Zuckerertrag (BZE):   (RE x BZG)/100
• Ausbeutbarer Zucker (AZ):            (BZG x 100)/ZG

Die Zuckerrübenernte hat einen technisch hohen Stand erreicht und erfolgt heute überwiegend mit 6-reihigen selbstfahrenden sowie zweireihig gezogenen Bunkerköpfrodern. Die hohen Investitionen für Erntemaschinen erfordern detaillierte einzelbetriebliche Kostenkalkulationen. Danach sind Entscheidungen zu treffen, ob eine Eigenmechanisierung im Betrieb oder ein überbetrieblicher Einsatz über Rodegemeinschaften bzw. Lohnunternehmen anzustreben sind.

Die Arbeitsqualität und damit geringe Ernteverluste der Erntemaschinen lassen sich auch bei Lohnarbeit beeinflussen und sollten während des Arbeitsablaufes zumindest zeitweise kontrolliert werden.

Eine gute Arbeitsqualität ist erkennbar an sauber und mit geringen Beschädigungen geköpften Rüben unmittelbar unter dem ersten grünen Blattansatz bis maximal 1cm darunter. Zu flaches Köpfen erhöht den Grünbesatz und  führt in der Fabrik zu Abzügen von der Rübenmasse. Neben der Köpftiefe ist weiter auf eine saubere Trennung von Rübe und Kraut, auf geringe Beschädigungen der Rüben und niedrige Bruchverluste zu achten. Die Einstellung der Köpforgane (verstellbare Federn, geschärfte Köpfmesser etc.) und eine dem Rübenbestand angepasste Fahrgeschwindigkeit (4 bis 5 km/h) tragen zur Verlustminderung bei. Wurzelbrüche treten besonders stark bei trockenem Boden auf und nehmen mit erhöhter Fahrgeschwindigkeit (> 6 km/h) zu. Bei sechsreihigen Erntemaschinen haben sich 5 bis 6 km/h als optimal erwiesen. Treten dabei Rodeverluste von über 5 % auf (5 % Verluste bei 400 dt/ha = 2 kg/10m²), sollte eine sofortige Veränderung der Einstellung der Rodetechnik veranlasst werden.

Dieses ist möglich durch:

• Richtige Tiefeneinstellung der Rodeorgane und die Verwendung von nicht abgenutzten Rodewerkzeugen
• Rodeorgane nach dem Bestand einstellen
• Förderorgane in der Geschwindigkeit auf Rübendurchgang abstimmen (Siebsterngeschwindigkeit kann die Abreinigungswirkung deutlich beeinflussen)
• Elevator rübenschonend einstellen, um Beschädigungen zu vermeiden Wartung der Technik nach täglichem Einsatz

Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen werden Zuckerrüben heute am Feldrand zwischengelagert. Diese Rüben trocknen schnell ab und lassen sich bereits nach wenigen Tagen von der anhaftenden Erde leicht trennen. Reinigungslader lassen unter günstigen Bedingungen 50 bis 70 % des Schmutzbesatzes auf dem Feld. Bei längerer Lagerung entstehen Masse- und Qualitätsverluste, die durch ständige Veratmung von Saccharose entstehen. Unter ungünstigen Bedingungen können pro Tag rund 600 g Saccharose je t Rüben verbraucht werden, das sind 25 kg Weißzucker bei 400 dt/ha Rübenernte. Aus diesen Gründen sollte der Landwirt darauf achten, dass die Rüben möglichst nur kurzzeitig gelagert werden. Zur verlustarmen Beladung und der Erhaltung der Qualität ist eine ordnungsgemäße Mietenanlage erforderlich. Sie sollte an einem befahrbaren Weg liegen und das Beladen der Transportfahrzeuge ohne Einschränkungen ermöglichen. Entscheidend ist weiterhin, dass die Abmessungen  der Mieten, besonders der Breite, genau den Vorgaben der Zuckerfabrik entsprechen, damit die Aufnahme durch den selbstfahrenden Reinigungslader mit einer Durchfahrt erfolgen kann. Sind die Mieten breiter, entstehen deutlich höhere Aufnahmeverluste und ein zusätzlicher Aufwand. Ideal sind befestigte Plätze oder Flächen in Schlagnähe. Ist dieses nicht möglich, sollten die Lagerflächen  zumindest eben, unkrautfrei und so angelegt werden, dass Regenwasser abfließen kann.

Bei längerer Lagerung empfiehlt sich ein Abdecken der Rübenmiete. Dadurch werden Atmungsverluste eingeschränkt und die Rüben vor ungünstigen Witterungsbedingungen (Frost, Niederschlag) , die meist Ende Oktober einsetzen, geschützt. Bei einer Folienabdeckung sollten zur ausreichenden Belüftung der Fuß und der First der Miete freigelassen werden. Informationen dazu erteilen die Anbauberater der Zuckerfabriken.