Allgemeines – Mäuseschäden auf Ackerflächen und Grünland ernst nehmen!
Regional haben in den vergangenen Jahren die Schäden durch Feldmäuse deutlich zugenommen. Sind schon bei ersten Überfahrten (z. B. Düngung) in diesem Jahr deutliche Kahlstellen auf den Flächen zu sehen, deuten diese vielfach auf einen erhöhten Besatz mit Feldmäusen hin. Insbesondere Flächen mit reduzierter Bodenbearbeitung sollten kontrolliert werden. Ob es sich tatsächlich um einen bekämpfungswürdigen Besatz mit Feldmäusen handelt, lässt sich am besten durch die sogenannte Lochtretmethode ermitteln. Hierzu werden an mindestens zwei Kontrollstellen auf einer Fläche von jeweils ca. 250 m² (z. B. 16 m x 16 m Raster) alle derzeit vorhandenen Mäuselöcher zugetreten bzw. fest mit Erde verschlossen. Sind nach 24 Stunden mehr als 5-8 Löcher pro Kontrollfläche wieder geöffnet, ist der Bekämpfungsrichtwert für Wintergetreide und Raps überschritten. In diesen Fällen sollte über eine Bekämpfung mit zugelassenen Rodentiziden nachgedacht werden. In mehrjährigen Futterkulturen liegt der Bekämpfungsrichtwert nach dem 1. Schnitt bei 5 und nach dem 2. Schnitt bei 11 wieder geöffneten Löchern. Dokumentieren Sie Ihre Zählungen für eventuelle Kontrollen!
Derzeit sind nur Pflanzenschutzmittel (= Rodentizide) mit dem Wirkstoff Zinkphosphid als Ködermittel zur Bekämpfung von Feld-, Erd-, und Rötelmäusen in verschiedenen Ackerbaukulturen zugelassen. Gemäß den Vorgaben der Pflanzenschutzanwendungsverordnung darf die Ausbringung außerhalb von Wäldern nur verdeckt erfolgen. Daher ist die Zulassung der verschiedenen Rodentizide – in Abhängigkeit von der Art der Ausbringung – mit verschiedenen Anwendungsbestimmungen verbunden, um eine sichere Verwendung und damit den Schutz von Nichtziel-Wirbeltieren (z. B. Vögeln) zu gewährleisten. Grundsätzlich gilt: Köder müssen tief und unzugänglich für andere Tiere (z. B. Vögel, Hamster etc.) in den Gängen der Mäuse platziert werden. Das geht z. B. mit einer Mäuseflinte, Apli-Gun oder speziellen Köderlegemaschinen, wie z. B. dem Wumaki, der die Köder in einer Bodentiefe von bis zu 25 cm auslegen kann. Informieren Sie sich vor einer Ausbringung unbedingt über die jeweiligen produktspezifischen Anwendungsbestimmungen und mögliche Beschränkungen in Gebieten mit besonderem Schutzstatus (z. B. Natura 2000 Gebiete; FFH-Gebiete; Flächen, die von Zugvögeln als Rastplatz genutzt werden; Flächen, auf denen es eine nachgewiesene Feldhamsterpopulation gibt; etc.).
Bei der Feldmausbekämpfung gilt grundsätzlich: Je frischer der Köder, desto attraktiver ist er für die Mäuse. Mehr als 5 Körner pro Loch sind nicht erlaubt und auch nicht notwendig! Bereits angebrochene Verpackungen und Restmengen sollten gut verschlossen und möglichst getrennt von anderen Pflanzenschutzmitteln sicher im Pflanzenschutzschrank gelagert werden.
Um natürliche Gegenspieler von Feld-, Erd-, und Rötelmaus zu fördern, können in Starkbefallsgebieten zunächst vor einem Rodentizideinsatz auch sogenannte „Julen“ (= Sitzgelegenheiten) für Greifvögel aufgestellt werden. Mit zunehmender Vegetation bzw. größer werdendem Bewuchs auf befallenen Flächen wird es allerdings auch für diese natürlichen Räuber immer schwieriger, die Mäuse zu fangen. Darüber hinaus spielt das natürliche Vorkommen der entsprechenden Greifvögel in den Regionen eine entscheidende Rolle. In Regionen, in denen keine Greifvögel vorkommen, können auch keine Mäuse gefangen werden.
Ferner ist auch die NW 642-1 zu beachten: Die Anwendung des Mittels in oder unmittelbar an oberirdischen Gewässern oder Küstengewässern ist nicht zulässig. Unabhhängig davon ist der gemäß Länderrecht verbindlich vorgegebene Mindestabstand zu Oberflächengewässern einzuhalten.
Ein Befall mit Mäusen macht sich besonders durch kreisrunde Nester bemerkbar, in denen der Bewuchs fehlt. Hierdurch sind die Nester schon aus der Ferne sichtbar sind. Diese gute Sichtbarkeit kann auch von Greifvögeln genutzt werden, die auf der Jagd nach Beute sind. Dies gilt insbesondere dann, wenn an den Rändern von Feldern und Wiesen Sitzkrüken aufgebaut wurden, die den Greifvögeln als Ansitz dienen können.
Einen Hinweis auf Mäusebefall zeigt auch die häufige Präsenz des Graureihers/ Silberreihers an. Er geht auch auf Mäusejagd.
Bild 1: Zunehmender Feldmausbefall in einem Winterweizenschlag am 04.03.2025. (Foto: Dr. Jonas Hett)
Bild 2: Häufig ist das „Einwandern“ der Mäuse auch aus mit Gras bewachsenen Feldrandstreifen oder Stilllegungen zu beobachten. Achtung: Auf Feldrändern dürfen keine Rodentizide angewendet werden!!!! (Foto: Dr. Jonas Hett)
Bild 3: Viel hilft nicht immer viel. Hier wurden die Körner nicht tief genug abgelegt bzw. durch die Mäuse zurück an die Oberfläche transportiert und stellen somit eine Gefahr für Vögel und andere Säugetiere dar. Darüber hinaus sind so viele Körner nicht erforderlich. (Foto: Dr. Jonas Hett)
Bild 4: So sollte eine Sitzkrücke aussehen (Foto E. Winkelheide)
Bild 5: Hier sind Feldmäuse und Schermäuse unterwegs. (Foto: E. Winkelheide)