Befall durch Mutterkorn in diesem Jahr auffällig
Mutterkorn spielt in diesem Jahr seit langem wieder einmal eine Rolle in Thüringen. Er wird durch den Pilz Claviceps purpurea verursacht und tritt an unzähligen Gräser-Arten auf. Vor allem für den Anbau von Roggen kann Mutterkorn zu einem ernstzunehmenden Problem werden. Während der diesjährigen Blüte kam es immer wieder zu kühleren Phasen mit häufigen Regenereignissen. Damit verzögerte sich das Abblühen beim Getreide und verlängerte die Zeit für Infektionen. Die Sporen werden durch Wind, Regentropfen und Insekten übertragen. Nach erfolgreicher Infektion bilden sich anstelle der Kornanlage dunkle Dauerfruchtkörper (Sklerotien). Diese haben, je nach Art des Wirtes, eine sehr unterschiedliche Größe, ragen aber deutlich sichtbar aus der Ähre heraus. Die Gefahr für das Erntegut geht von den in den Sklerotien enthaltenden sehr schädlichen Ergot-Alkaloiden aus. Neben Mutterkorn im Roggen wurden aber auch auf anderen Monitoringflächen (z. B. im Weizen) verstärkt Ungräser beobachtet, die mit Mutterkorn befallen waren. Auch hier besteht die Gefahr, dass die Sklerotien beim Drusch ins Erntegut gelangen.
Mit der Verordnung (EU) 2023/915 wurden die Höchstgehalte von Mutterkorn-Sklerotien für unverarbeitete Roggenkörner herabgesetzt. Ab dem 01. Juli 2024 gilt nun für alle unverarbeitete Getreidekörner ein Höchstgehalt von 0,2 g/kg. Eine Absenkung der Höchstwerte für Ergot-Alkaloide gilt ebenfalls ab dem 01. Juli 2024. Für Mahlerzeugnisse aus Gerste, Weizen, Dinkel und Hafer, deren Aschegehalt kleiner als 900 mg/100g ist, gelten nun 50 µg/kg anstatt 100 µg/kg. Bei höherem Aschegehalt (> 900mg/100g) beträgt der Höchstgehalt 150 µg/kg. Für Roggenmahlerzeugnisse liegt der Wert nun bei 250 µg/kg anstatt 500 µg/kg.
Mutterkornbesatz kann nur durch das Reinigen aus den Getreidepartien entfernt werden. Kombinierte Systeme aus Siebsortierung, Farb- und Leichtkornauslesung erweisen sich als effektiv, sind aber mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Maßnahmen zum Vermeiden des Auftretens in den Beständen:
· Verwenden von zertifiziertem Saatgut
· Nutzen der Sortenunterschiede v. a. bei Hybridroggen
· Auswahl von Sorten mit hohen Pollenmengen; diese sorgen dafür, dass die Blüte schneller schließt
· Vermeiden von Zwiewuchs
· Effektive Ungrasbekämpfung
· Mähen von Randstreifen am Schlag, um die Brücke zu den Gräsern am Feldrand zu kappen (v. a. aus der Hauptwindrichtung)
· Separate Ernte von befallenen Schlägen bzw. Teilflächen
· Pflügen von betroffenen Flächen
· Kein Anbau von Getreide auf betroffenen Flächen im Folgejahr