Beizschutz für Raps zur Aussaat 2024
Zur Aussaat im Herbst 2024 steht eine breitere Palette an fungiziden Beizprodukten zur Verfügung. Die verschiedenen Züchterhäuser statten das Saatgut zusätzlich mit bestimmten Bacillus-Stämmen aus, teilweise auch in Kombination mit Haupt- und Spurennährstoffen sowie Pflanzenextrakten, die u.a. das Wurzelwachstum in der Jugendphase fördern sollen.
Im Rahmen einer Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) 1107/2009 wurde vom BVL das fungizide Beizprodukt Scenic Gold ab dem 15.05. bis 11.09.2024 für 120 Tage zugelassen. Die mit den fungiziden Wirkstoffen Fluopicolide und Fluoxastrobin ausgestattete Inkrustierung des Raps-Saatgutes wirkt gegen den Befall mit zahlreichen samen- (z.B. Leptosphaeria maculans, Alternaria brassicae) und bodenbürtigen Schadpilzen (z.B. Aphanomyces spp., Pythium spp., Rhizoctonia solani) in der Auflaufphase. Außerdem wird der Befall mit falschem Mehltau (Peronospora parasitica) erfasst. Der maximal zulässige Mittelaufwand beträgt 10 ml/kg Saatgut bzw. 50 ml/ha bei maximal 5 kg Saatgut pro Hektar. Die im Zulassungsbescheid von Scenic Gold genannte Produktmenge ist auf eine Behandlungsfläche von ca. 400.000 ha ausgelegt.
Die bis zum 14.09.2027 in Deutschland zugelassenen insektiziden Saatgutbeizen Lumiposa bzw. Lumiposa Xtra OSR erfassen vorrangig die Larven der Kleinen und großen Kohlfliege, daneben kann der Frühbefall mit Erdfloh-Arten und Rübsenblattwespe gemindert werden. Die mit der Zulassung festgelegte Aussaatstärke von umgerechnet 50 Körner/m2 ist einzuhalten, bei einer Kombination mehrerer Saatgutbehandlungsmittel ist die jeweils niedrigste zulässige Aussaatstärke maßgeblich.
Einzelne Züchterhäuser bieten zur Aussaat 2024 ein definiertes Sortenspektrum alternativ oder zusätzlich ausgestattet mit dem in einigen europäischen Nachbarstaaten bereits zugelassenen Beizprodukt Buteo Start an. Der systemische und bienengefährliche Wirkstoff Flupyradifurone gehört als neue Wirkstoffklasse (Butenolide) zur IRAC-Gruppe 4 mit einem den klassischen Neo-nicotinoiden vergleichbaren Wirkungsmechanismus. Nach Angaben des Herstellers soll der Wirkstoff den frühen Zuflug von Erdfloh-Arten über einen verminderten Blattfraß erfassen. Das Produkt verfügt über eine hohe Wirkungssicherheit gegenüber Blattläusen bis zum 4-Blatt-Stadium der Kultur. Das entsprechend behandelte Saatgut darf nach Deutschland importiert und dort ausgesät werden.
Bei der Aussaat von behandeltem Saatgut sind die produktspezifischen Anwendungsbestimmungen (z.B. Anforderungen an abdriftmindernde Sägeräte, Windgeschwindigkeit in 2 m Höhe bei der Aussaat unter 5 m/s, ausreichende Bodenbedeckung des Saatgutes, Umgang mit Saatgutresten sowie leeren Produktverpackungen, u.a.) zu beachten. Das aktuelle Verzeichnis der eingetragenen pneumatischen abdriftmindernden Sägeräte, die Unterdruck arbeiten, ist unter dem Internet-Portal www.julius-kuehn.de abrufbar.
Quelle: Dr. Stefan Weimar, DLR RNH