Keine Kompromisse beim Wachstumsregler und Gräsermanagement im Raps
Überall dort wo der Raps schon aufgelaufen ist stehen nach dem Herbizid im Vorauflauf weitere Maßnahmen an. Gerne wird versucht manche Maßnahmen zusammenzufassen. Aus pflanzenbaulichen, wie Pflanzenschutz Gesichtspunkten gelingt das nur in den seltensten Fällen. Auch wenn die Überfahrten sich häufen und oft nur wenige Tage dazwischenliegen, kann dies aufgrund von Konkurrenz oder nicht idealem Termin deutlichen Einfluss auf die Homogenität und Pflanzen-Architektur auswirken. Besonderes auf Problemstandorten sollten keine Kompromisse in der Ungrasbekämpfung eingegangen werden.
Ausfallgetreide und Gräser Standorte:
Die Bekämpfung von Ausfallgetreide bereitet in der Regel keine Probleme, eine Maßnahme sollte jedoch relativ zeitig im 1 bis 2 Blattstadium des Getreides durchgeführt werden. Ab dem 3 Blattstadium bestocken alle Gräser und werden durch die erhöhte Metabolisierung, widerstandsfähiger gegen Herbizide.
Bei den Gräserherbiziden kann in zwei Gruppen und zwei Untergruppen unterschieden werden. Blattaktiv kann mit den ACCase-Hemmern der Untergruppen FOP(Proquizafop z.B. in Agil-S) oder Dims (Cylcoxydim z.B.in Focus Ultra, Clethodim z.B. in Select 240 EC) preiswert Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz und Windhalm ohne Resistenzen und Quecken bekämpft werden.
Die Fops (z.B. Agil S) haben ihre Stärken bei der Bekämpfung von Ausfallgetreide, wohin gegen die Dims deutlich stärker gegen Ackerfuchsschwanz und Weidelgras wirken. Auch wenn Clethodim-haltiger Produkte deutlich stärker wirken sollten diese nur bei min 60% Luftfeuchte und keiner hohen Strahlung eingesetzt werden. Weiter sollten min 14 Tage Vegetationszeit herrschen und Anfang/Mitte Oktober sollte aus Verträglichkeitsproblemen der Letzt mögliche Einsatztermin sein.
Bei Problemen mit (resistentem) Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Weidelgras sowie Problemgräsern wie Schwingel-Arten sollte zu Vegetationsende auf Propyzamid gesetzt werden. Dabei ist es wichtig, die Bekämpfung während der Vegetationsruhe des Rapses (Anfang November bis Mitte Februar) durchzuführen.
Gräser-Problem-Standorte:
Auf vielen Standorten sind bei der Bekämpfung von Ungräsern mit ACCase-Hemmern (Axial, Traxos, Agil etc.) Minderwirkungen bis hin zu keiner Wirkung zu beobachten. Um dennoch den Rapsanbau und die Gräserbekämpfung sicher zu stellen muss hier etwas Anderes agiert werden. Ziel sollte es sein Ackerfuchsschwanz und Co. so in Schach zu halten bis ein Propyzamid-haltiges Produkt eingesetzt werden kann. Den ersten Grundfeiler bietet die im Vorauflauf durchgeführte Maßnahme mit 500-750 g Metazachlor (MTZ). Wirkstoffkombinationen von Metazachlor + Dimethenamid-P + Quinmerac (Butisan Gold) können mit 500g ähnliche Wirkungsgrade wie reine 750g Metazachlor erzielen. Die Erhöhung der Metazachlormenge durch zu Mischung im Butsian kann eine leichte Wirkungsabsicherung erzielen. Im nächsten Schritt muss darauf geachtet werden, dass Gräser bis zum Kerb-Termin nicht zu groß werden. Sind die Ungräser wie Fuchsschwanz und Co. im Stadium der Bestockung vertieft sich das Wurzelwachstum. Ist die Durchwurzelung tiefer als 6 cm, so können die Gräser über den Winter Propyzamid verstoffwechseln bzw. somit überleben. Deshalb sollte, auch wenn die ACCase-Hemmer keine ausreichende Wirkung mehr erzielen dennoch ein Dim- ACCase- Hemmer eingesetzt werden (Cylcoxydim z.B.in Focus Ultra, Clethodim z.B. in Select 240 EC). Die Dims sind deutlich potenter als die Fops wodurch es aufgrund unterschiedlicher Wirkungstargest vorkommen kann, dass Select in voller Menge dort noch wirkt wo Focus Ultra keine Wirkung mehr zeigt. Auch wenn die Pflanzen nicht vollständig absterben, ist der Einsatz wichtig um jedenfalls einen geringen Wuchs (Kümmerwuchs) zu erzielen. Im letzten Schritt sollte dann Propyzamid-haltiges Produkt (Kerb Flo) in voller Menge in die Vegetationsruhe, unter 10 Grad, besser 5 Grad Bodentemperatur, appliziert werden.
Wachstumsregler:
Der ideale Behandlungstermin ist das 4-5 Blattstadium des Rapses. Frühere Termine sind dann notwendig wenn der Raps, wegen hoher Bestandesdichten (Ausfallraps), sich schon vorher berührt und sich aufrichtet. Solange der Raps sich mit den Blättern gegenseitig nicht berührt besteht kein Risiko. Berühren sich die Blätter tritt die intraspezifsche Konkurrenz in Kraft, wodurch sich die Einzelpflanzen zu ihren Nachbarn nach oben abheben möchten. Der Vegetationskegel sollte bei schwachen Pflanzen maximal einen Zentimeter bei sehr starken Einzelpflanzen maximal 1,5cm hoch sein(Wurzelhals X Faktor 1,5). Kurz vor Vegetationsende sollte der Raps das elf Blattstadium erreicht haben, sodass zwölf voll entfaltetet Blätter erst kurz vor Vegetationsbeginn gezählt werden können. Nur dann steht der Pflanze die Zeit über den Winter vollständig für die Knospen- und Blütenausdifferenzierung zur Verfügung. Folglich sollte in den Mittel- und Höhenlagen um den 20. September das vier-Blattstadium (vier voll entfaltet Laubblätter) erreicht werden. In Gunstlagen oder Regionen mit deutlich längerer Vegetation (z.B. Mainz) ca. 7-10 Tage später.
Der Wachstumsregler hat zu dem Stadium mehrere Effekte: Zum einen soll das Hochwachsen des Vegetationskegels und die damit erhöhte Auswinterungsgefahr reduziert werden. Zum anderen kann im Langtag, welcher Ende September endet, Einfluss auf den Hormonhaushalt der Pflanze genommen werden. Eine positive Entwicklung zu Gunsten des Wurzelsystems sind die Resultate.
Eine Fausformel ist pro voll ausgebildetes Blatt 0,175 folicur = 0,15 Carax = 0,075 Toprex = 0,3 Architect. Von der Wirkung ist Carax das stärkste gefolgt von Toprex > Architekt> Folicur > Tilmor
Daraus ergeben sich bei einem Raps der 4 volle Blätter(keine Keimblätter) und eins am spitzen ist wie auf dem Bild:
0,75 Folicur = 0,6 Carax = 0,3 Toprex= 1,2 Architect
Bei 6 Blättern am 20.9 : (sehr wüchsiger Raps und früh aufgelaufen)
1,0 Folicur = 0,85 Carax= 0,4 toprex = 1,2 tilmor = 1,6 Architect
Bei schwachem Raps ;langsamer Herbstentwicklung, Aufwandmenge um 25-30 % reduzieren. Bei Verwendung von Belkar siehe Folie Unkrautbekämpfung Belkar wegen Einschränkungen.
Andreas Hommertgen DLR RNH