Pflanzenschutzmaßnahmen frühzeitig planen und termingerecht durchführen
Die Witterung bleibt wohl auch bis Ende April sehr durchwachsen. Ab dem 21. April sind einige Nächte mit Nachtfrost vorhergesagt. Dies erschwert die notwendigen Pflanzenschutzeinsätze. So ist an den Einsatz von Wachstumsreglern vorerst nicht zu denken.
Winterraps
Am 18. April kam es in den Höhenlagen von Eifel und Hunsrück zu stärkeren Schneefällen, welche dort in den blühenden Rapsbeständen zu stärkerem Lager führten. Teils neigten sich die Rapspflanzen, teils brachen Triebe ab. Der geneigte Raps wird sich in den kommenden Tagen wieder aufrichten. Dort wo Triebe abgebrochen sind, werden sich neue Triebe bilden. Raps hat diesbezüglich ein enormes Kompensationsvermögen.
In diesem Zusammenhang wird oft nach der Notwenigkeit einer Blütenbehandlung gefragt. Bei den kühlen Temperaturen ist die Gefahr einer Sklerotiniainfektion gering. Diese kann jedoch bei wieder ansteigenden Temperaturen erfolgen. Wenn für einen Schlag ein erhöhtes Risiko besteht (Fruchtfolge, Sklerotiniabefall in Vorjahren, usw.) dann sollte eine Maßnahme durchgeführt werden, solange die Bestände noch durchfahren werden können.
Wintergerste
In Beständen, die bereits zu Beginn der Schossphase behandelt wurden, kann mit der Abschlussbehandlung gewartet werden, bis das letzte Blatt vollständig entfaltet ist. Ein Wachstumsregler kann bei entsprechenden Temperaturen bis zum EC 49 eingesetzt werden. Wenn die Temperaturen zu diesem Termin noch grenzwertig sind, so kann anstelle von Ethephon (Camposan) mit 0,3 l Medax Top + 0,3 Turbo, das Risiko für Halm- und Ährenknicken reduziert werden. Sollten bis zu diesem Stadium die Witterungsbedingungen nicht gegeben sein, muss auf den Einsatz des Wachstumsregler verzichtet werden. Das Fungizid der Abschlussbehandlung kann auch noch eingesetzt werden, wenn die Grannen bzw. die Ähre schon am Schieben ist.
In Beständen die bislang noch kein Fungizid gesehen haben, sollte die nächste Möglichkeit genutzt werden, die oberen Blätter gegen Rhynchosporium, Netzflecken, Mehltau und Zwergrost zu schützen. Bei den nassen Bedingungen der letzten Wochen sind zahlreiche Infektionen geschehen, die in den nächsten Wochen zum Vorschein kommen werden. Bezüglich des Wachstumsreglereinsatz gilt das oben geschriebene (Siehe dazu auch den Artikel zu den Ansprüchen der verschiedenen Wachstumsregler). Wenn die Bedingungen für einen Wachstumsregler nicht gegeben sind, muss der Einsatz unterbleiben. Das sollte jedoch nicht dazu führen, dass ein notwendiger Fungizideinsatz verschoben wird. Bei der Auswahl der Fungizide für Wintergerste, sollte sich an einer möglichst guten Wirkung gegenüber Netzflecken und Rhynchosporium orientieren. Die Mittelübersicht finden Sie auf den Seiten 23 ff der aktuellen WD-Broschüre. Dabei sollte die für Wintergerste angegebene Aufwandmenge nicht reduziert werden.
Ob der Einsatz von Folpan gegen Ramularia in diesem Jahr lohnt, kann im Vorfeld nicht kalkuliert werden. Zweizeilige Sorten sind tendenziell etwas anfälliger als mehrzeilige Sorten. Bei Doppelbehandlungen fällt die Zusatzwirkung eines Folpan meist geringer aus, als bei einer Einzelbehandlung. Der Umstand, dass wir in Eifel und Hunsrück in den vergangenen 2 Jahren einen geringeren Befall von Ramularia hatten, lässt keine Rückschlüsse auf das aktuelle Jahr zu.
Triticale
In Triticale ist weiterhin auf Gelbrost und Mehltau zu achten und bei der anstehenden Behandlung gegen Halmbruch bei der Mittelauswahl zu beachten. Die notwendige Halmbruchbhehandlung sollte nicht verschoben werden, nur weil die Bedingungen für den Wachstumsreglereinsatz zurzeit nicht gegeben sind.
Winterweizen
Wie in der Triticale und Roggen ist das Risiko für Halmbruch in diesem Frühjahr extrem hoch, dies auch nach Raps oder Mais. Lediglich in Sorten die im Bereich von Halmbruch (Pseudocercosporella) mit der BSA Note 2, 3 oder 4 eingestuft sind, ist das Risiko etwas geringer. In Beständen die in den vergangenen 10-12 Tagen bereits gegen Halmbruch behandelt wurden, steht zurzeit keine weitere Maßnahme an. In Beständen wo noch kein Funigizid zum Einsatz kam, dass 2-Knotenstadium schon erreicht, muss neben dem hohen Halmbruchrisiko auch das hohe Risiko für Septoria, sowie für Gelb- und Braunrost (je nach Sortenanfälligkeit) betrachtet werden. Es lohnt sich zur besseren Risikoabschätzung, die Schläge in den entsprechenden Modellen für die Entscheidungshilfen einzugeben.
Im Winterweizen ist am ehesten auf den Einsatz von Wachstumsregler zu verzichten, wenn eine gezielte Maßnahme gegen Halmbruch erfolgte. In vielen Beständen wird auch noch um die Monatswende April/Mai die Möglichkeit bestehen einen Wachstumsregler einzusetzen. Halmbruch muss jedoch in EC 32 bekämpft werden und duldet, wenn EC32 erreicht ist, keinen Aufschub mehr.
Die Stunden für anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen werden in der kommenden Woche knapp sein. Daher muss man sich entsprechend vorbereiten. Dazu gehören intensive Feldkontrollen, die Abschätzung der Notwendigkeit der verschiedenen Maßnahmen, die Mittelwahl und vor allem die Beschaffung der Mittel, um zu gegebener Zeit die Maßnahmen durchführen zu können, ohne wertvolle Zeit mit "Beschaffungsmaßnahmen" zu vergeuden.
Nikolaus Schackmann, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel