Gedanken zum Rapsanbau
Die Rapserträge waren in diesem Jahr nicht überall zufriedenstellend. Daran ändern auch die allgemein hohen Ölgehalte nichts. So manch einer fragt sich, was er falsch gemacht hat. Im nachfolgenden Text versuche ich einige Ursachen aufzuzeigen, wohlwissend, dass diese nicht bei jedem so zu finden sind. Ich bin aber der Meinung, dass 80 % des Ertragsniveau feststehen, wenn die Drillmaschine den Schlag verlässt. Fehler oder Kompromisse bis zur Aussaat lassen sich später nicht korrigieren, höchsten abmildern.
Fruchtfolge:
Je weiter der Raps in der Fruchtfolge steht bzw., je weniger oft Raps auf der Fläche stand, umso besser waren die Erträge. Besonders positiv fielen wieder mal die „jungfräulichen“ Flächen auf, auf denen noch nie Raps stand.
Vorfrucht:
Die früh räumende Wintergerste ist nach wie vor die beste Vorfrucht, da sie mehr Zeit für das Nacherntemanagment lässt. Wenn man die Zeit denn auch dafür nutzt und die Wintergerstenstoppel nicht einfach wochenlang sich selbst überlässt.
Grundbodenbearbeitung:
Vor Raps muss nicht immer gepflügt werden, aber eine tiefe Lockerung ist eine Voraussetzung für eine ungestörte Wurzelentwicklung des Rapses. Dies gilt auch für die Minimalbodenbearbeitung, da die tiefe Lockerung nicht Ganzflächig erfolgen muss.
Saatbettbereitung
Ziel der Saatbettbereitung ist ein feinkrümmliges, abgesetztes Saatbett mit ausreichender Rückverfestigung zur sicheren Kapillarwasser Versorgung des Saatkorns. Dazu gehört auch ein gewisser Anteil an Feinerde die das Saatkorn umschließen muss. Muss nach der Saat gewalzt werden, ist dies wieder ein Kompromiss, den man eingeht. Eine Ausnahme stellen hier die Direktsaatverfahren wie z.B. Claydon dar.
Einzelkornsaat oder Drillsaat?
Bei sehr trockenen Saatbedingungen kann die Einzelkornsaat Vorteile bringen. Durch die exakte Saatgutablage und -verteilung steht jedem einzelnen Saatkorn mehr Keimwasser zur Verfügung. Durch die Bauart des Saatschares entsteht unter dem Ablagehorizont ein besserer Anschluss an das Kapillarwasser. Ob diese Vorteile in diesem Herbst entscheidend sind, muss sich noch herausstellen. Eine bessere Standraumverteilung ist durch die breiten Reihenabstände nicht unbedingt gegeben.
Sortenwahl:
Es gibt viele gute Sorten. Eine ausgeprägte Gesundheit wie eine geringe Anfälligkeit gegenüber Verticilium und Phoma (RLM7 Resistenzgen), sowie Alternaria und Cylindrosporium ist sicher von Vorteil. Eine wirkliche Variation der Sorten gegenüber Sklerotinia gibt es nicht. Meiner Meinung nach ist die Jugendentwicklung viel entscheidender und muss unbedingt auf den Saattermin abgestimmt sein.
Etliche Beratungsanfragen beziehen sich auf Sorten mit einem späten Vegetationsstart im Frühjahr, da es in den vergangenen Jahren schon mal vorkam, dass der Raps wachsen wollte, die Flächen für die Andüngung aber noch nicht befahrbar waren. Ich finde dies ist der falsche Weg, zumal es auch von Züchterseite kaum Informationen darüber gibt.
Saatzeit
Ich halte Saattermine Ende August immer noch für die richtigen. Die Wurzelentwicklung im Herbst entscheidet in hohem Maße über die Ertragsfähigkeit eines Rapses. Daher muss alles daran gesetzt werden diese zu unterstützen. Da ab etwa dem 20.09., wenn die Tage kürzer werden als die Nächte, das Wurzelwachstum deutlich zurück geht und der Schwerpunkt der Pflanzenentwicklung in den Blättern liegt, benötigt der Raps ausreichend viel Zeit im Langtag. Dies ist nur möglich, wenn der Saattermin zwischen dem 25.8 und 29.8. liegt und ein zügiger Feldaufgang sichergestellt ist. Damit der Raps im Herbst nicht überwächst müssen für den o.g. Saattermin Sorten mit einer „Frühsaateignung“ gewählt werden, auch wenn der Termin in unserer Region nicht wirklich früh ist. Siehe dazu die Übersicht: Saatzeiteigung Rapssorten von Dr. Stefan Weimar, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) RNH.
Saatstärke
Vielerorts werden noch um die 50 Kö/qm gedrillt (man weiß ja nicht wie viel die Schnecken fressen). Zahlreiche Saatstärkenversuche haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die optimale Saatstärke näher an 30 Kö/qm liegt als bei 50 kö/qm. Hinzu kommt, dass in rapsstarken Fruchtfolgen noch einiges an Ausfallraps der vergangenen Jahre aufläuft. Gerade im vergangenen Jahr fand man auf Flächen mit 40 Kö/qm Saatstärke bis zu 50 Pfl/qm. Je dichter ein Bestand, umso schneller schosst er im Herbst und um so schlechter ist die Standfestigkeit im Frühjahr. Bei Einzelkornsaat kann die Saatstärke auf bis zu 25 Kö/qm reduziert werden.
Wachstumsreglereinsatz im Herbst
Ein gezielter Wachstumseinsatz im Herbst sollte um den 20.09. erfolgen. Dann sollte der Raps 4-6 Laubblätter besitzen. Nur dann fördert man die Wurzelausbildung bzw. verzögert die oben beschriebene Umstellung des Stoffwechsel von Wurzel- zu Blattwachstum. Der Effekt ist zu diesem frühen Termin deutlich besser als später im Oktober. Zu diesem Termin können die klassischen Wachstumsregler (Folicur, Tilmor, Toprex oder Carax) eingesetzt werden. Ab dem 6-Blattstadium hat sich der rel. neue Wachstumsregler Architekt bewährt.
Herbstdüngung mit Stickstoff
Eine Herbstdüngung von 20-30 kg N/ha muss im Raps nicht von Nachteil sein, wenn sie möglichst spät erfolgt. Laut Dünge VO ist das Ende September. N-Düngergaben die vorher, wohlmöglich noch mit organischen Düngern auf die Stoppel der Vorfrucht, bergen dagegen die Gefahr den Raps zu sehr mit Nitrat zu versorgen. Dies führt zu einem sehr üppigen Blattapparat, der jedoch im Herbst nicht erwünscht ist. Eine späte Ammoniumbetonte N-Gabe dagegen fördert das Blattwachstum nicht. Die Nährstoffe werden optimalerweise in einer großen Wurzel gespeichert und erlauben so einen frühen Vegetationsstart, auch wenn die mineralische Andüngung noch nicht geschehen ist. Daher halte ich auch eine Güllegabe Ende September in den Rapsbestand für deutlich effektiver als auf die Stoppel der Vorfrucht. Auch wenn das Stroh auf der Fläche geblieben ist.
Grundnährstoffversorgung
In meiner Beratungspraxis fällt mir immer häufiger auf, dass die „Stickstoffbetriebe“ viel größere Ertragsschwankungen in den vergangenen Jahren hatten, als diejenigen die regelmäßig Phosphor, Kali und Kalk düngen. Die Gehaltsklasse C bei den Bodenuntersuchungsergebnissen besagt, man soll den Entzug düngen. Sie heißt nicht, „es ist alles in Ordnung, man muss nicht düngen“.
Eine gute Kalkversorgung macht Böden bindiger, sie verschlämmen nicht so stark und bleiben länger offen und können Niederschläge besser aufnehmen. Insbesondere nach Starkregenereignissen nach der Saat kann man die Unterschiede sehen.
Kali erhöht unter anderem die Frosttoleranz der Pflanzen und mindert den Stress bei Wasserknappheit. Eine Düngung im Herbst bis in den Winter hinein ist sinnvoll.
Phosphor verbessert nicht nur die Wuzelbildung und erhöht damit das Nährstoffaneigungunsvermögen. Frisches Phosphat sollte bei gut versorgten Böden im Frühjahr gegeben werden. Bei geringen Phosphorgehalten im Boden macht die Aufteilung in eine Herbst- und Frühjahrsgabe Sinn. Die Kombination von Phosphor mit Ammonium bringt besonders gute Effekte. Über das Blatt können nur sehr geringe Mengen an Phosphor in die Pflanze gebracht werden. Den Entzug kann man über eine Blattdüngung nicht abdecken.
Herbizideinsatz
Der Herbizideinsatz muss auf das Unkraut und Ungrasspektrum des Standortes abgestimmt sein und zum richtigen Termin eingesetzt werden. Eine Kombination mit anderen Pflanzenschutzmaßnahmen stellt immer einen Kompromiss dar.
Schädlingsbekämpfung
Die Überwachung des Zuflug von Schädlingen muss überwacht werden. Werden die Bekämpfungsrichtwerte überschritten, muss gehandelt werden. Vorbeugende Maßnahmen, weil man gerade eh mit der Spritze unterwegs ist, sind nicht zielführend und sollten unterlassen werden.
Die hier aufgeführten Punkte erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Mir ist auch bewusst, dass nicht alles immer umsetzbar ist.
Ich empfehle auch die Lektüre zum Rapsanbau von Dr. Stefan Weimar in der Ausgabe 32 der Rheinischen Bauernzeitung.
Nikolaus Schackmann, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel.