Frühe Getreideernte- was passiert jetzt mit den Flächen?
Teil 2
Ungewisse Aussichten
Die Grundfutterplanung stellt viele Futterbaubetriebe in diesem Jahr wieder vor ungewollte Herausforderungen. Während die Erträge beim ersten Schnitt auf vielen Standorten überdurchschnittlich waren, fiel der Ertrag beim zweiten Schnitt eher mau aus. Das betrifft vor allem die Betriebe, die ihren Schnittzeitpunkt am ersten Termin aufgrund der Bodenverhältnisse ungewollt nach hinten verlagern mussten, sodass dem zweiten Aufwuchs weniger Wasser zur Verfügung stand. Ausreichende Futterreserven sind daher auf den wenigsten Betrieben vorhanden. Auch der Silomais ist in diesem Jahr wieder eine Wundertüte. Derzeit präsentieren sich die Flächen sehr heterogen. Allerdings zeigen bisher nur wenige Flächen Trockenstress. Allerdings hat der Mais auch erst zu einem späteren Entwicklungsstadium einen erhöhten Wasserbedarf, eine Trockenperiode während der Blüte und der Kornfüllungsphase könnte sowohl den Ertrag als auch die Qualität entscheidend beeinträchtigen. Einige Landwirte haben die Verwertung von Wintergetreide als GPS oder den Zukauf von Pressschnitzelsilage genutzt, um sich ein Reservepolster für den kommenden Winter zu verschaffen.
Vorteile des Zweit- und Zwischenfruchtanbaus
Eine weitere Alternative bietet sich nun nach Ernte der ersten Getreideflächen mit der Aussaat von Zwischen-/ und Zweitfrüchten zur Futternutzung an. Eine Etablierung solcher Mischungen bietet eine Reihe von Vorteilen: Zum einen können viele Mischungen am Markt mehr als nur einmal und teilweise sogar überjährig genutzt werden, sodass eventuell auch im darauffolgenden Jahr noch eine Nutzung vor der Silomaisaussaat realisiert werden kann. Hinzu kommt, dass in vielen Mischungen neben Gräsern auch andere Futterpflanzen enthalten sind, die einen positiven Einfluss auf die Bodenstruktur haben. Leguminosen wie Inkarnatklee, Zottelwicken oder Rotklee können Wurzeln bis zu 80 cm Tiefe ausbilden und helfen somit Bodenverdichtungen aufzubrechen. Hinzu kommt die symbiontische Ernährung im Zusammenspiel mit Knöllchenbakterien, wodurch zusätzlicher Stickstoff aus der Luft bereitgestellt werden kann. Allgemein verringert die Aufnahme des im Boden befindlichen Stickstoffs durch die ausgesäten Mischungen die N-Auswaschung ins Grundwasser während der Wintermonate. Eine ganzjährige Begrünung wirkt sich außerdem positiv auf die Erosionsanfälligkeit des Bodens aus. Zusätzlich können dadurch auch förderrechtliche Vorgaben oder molkereiinterne Anreizmodelle erfüllt werden (Stichwort GLÖZ 6 und Arla Nachhaltigkeitszuschlag). Über den Winter ist durch die bewachsene Bodenoberfläche auch die Evapotranspiration (Wasserverlust durch Evaporation der Bodenoberfläche und Transpiration der Pflanzendecke) geringer als die Evaporation einer Schwarzbrache.
Etablierung von Zweit- und Zwischenfrüchten
Allerdings bringt der Zwischen- bzw. Zweitfruchtanbau auch einige Risiken mit sich, die bei der Anlage beachtet werden müssen. Eine der Hauptvoraussetzungen zur Etablierung ist die Wasserversorgung des Bodens. Noch ist nicht abzusehen, wie sich der Bodenfeuchtezustand in den kommenden Monaten entwickelt. Um die Verdunstung des Bodenwassers möglichst gering zu halten, sollte die Saat schnell erfolgen und einen hohen Bodenbedeckungsgrad erreichen. Ob das in diesem Sommer funktioniert, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer voraussagen. Eine vorbeugende Maßnahme stellt eine wassersparende Bodenbearbeitung dar. Auf einen Pflugeinsatz sollte deshalb bei der Etablierung der Bestände im besten Fall verzichtet werden. Durchgeführt werden sollte hingegen die Stoppelbearbeitung auf den geernteten Getreideschlägen. Auch wenn die flache Bearbeitung mit Wasserverlusten einhergeht, sollte im Hinblick auf das Samenpotenzial von Ausfallgetreide und unerwünschter Beikräuter und –gräser mindestens einmal, besser zweimal schräg zur gewöhnlichen Arbeitsrichtung flach gegrubbert werden, um möglichst viele Samen zum Auflaufen zu bringen. Dabei gilt es, den Zeitpunkt so früh wie möglich nach der Ernte zu wählen, damit genug Wasser zum Auflaufen zur Verfügung steht. Im Zusammenhang mit vorbeugenden Pflanzenschutzmaßnahmen ist aber auch das Samenpotenzial der Zwischenfruchtmischungen zu beachten. Vor allem Weidelgräser stellen mittlerweile ein Problem beim Anbau der nachfolgenden Hauptfrucht dar. Deshalb ist beim Einsatz weidelgrashaltiger Zwischenfruchtmischungen unbedingt darauf zu achten, dass eine Mahd vor dem Aussamen erfolgt, um das Samenpotenzial im Boden so gering wie möglich zu halten. Bei überjähriger Nutzung sollte der Schnitt demnach früh erfolgen. Das ist auch im Hinblick auf die Folgekultur von Vorteil, denn je üppiger der Bestand, desto weniger Wasser steht der Nachfrucht zur Verfügung.
Ertragserwartungen
Der Ertrag der auf dem Markt angebotenen Mischungen ist stark von den Wetterverhältnissen und Wachstumsbedingungen der Anbaujahre abhängig. Im Sommer 2020 wurden 20 Zwischenfruchtmischungen zur Futternutzung auf dem Versuchsstandort des DLR Eifel in Kyllburgweiler ausgesät und die Erträge sowie die Qualität des geernteten Futters überjährig erfasst. Beim Schnittdatum am 06.11.2020 wurden im Schnitt 14 dt/ha TM-Ertrag bei einem Energiegehalt von 6,2 MJ NEL je kg TM und 23,2 % XP erreicht. Im langjährigen Durchschnitt von 2005 bis 2022 erreichte einjähriges Weidelgras als Zwischenfrucht sogar Erträge von bis zu 49 dt TM/ha (Ø-Ertrag: 29 dt TM/ha). Hierbei wurde allerdings der Frühjahrsschnitt nicht berücksichtigt, sodass in der Praxis bei zweimaliger Nutzung durchaus Erträge von bis zu 50 dt TM/ha realisierbar sind. Die Mischungszusammensetzung sowie Erträge und Qualitäten sind der folgenden Abbildung dargestellt.
Tobias Fries, DLR Eifel