Düngeempfehlung für Wirtschaftsdünger im Grünland - Frühjahr 2024
Zurzeit kommt es wieder vermehrt zu Anfragen von Landwirten in Bezug auf die organische Düngung im Grünland. Dazu lohnt es sich, einen Blick auf die Grünlandtemperatursumme (GTS) zu werfen. Sie definiert den Startpunkt eines nachhaltigen Vegetationsbeginns und das damit verbundene Pflanzenwachstum. Grundlage dafür ist die Stickstoffaufnahme und -verarbeitung des Bodens, die von dieser Temperatursumme abhängig ist. Zur Berechnung werden ab Jahresbeginn alle positiven mittleren Tagesmittel erfasst und im Januar mit dem Faktor 0,5 multipliziert. Im Februar wird mit dem Faktor 0,75 multipliziert und ab März geht der "volle" Tageswert (Multiplikation mit Faktor 1) in die Rechnung ein. Eine Auflistung aller Grünlandtemperatursummen der Wetterstationen in Rheinland-Pfalz ist unter folgender Internetadresse zu finden:
oder hier auf ISIP unter "Entscheidungshilfen"
Es zeigt sich, dass bisher keine Wetterstation in der Eifel die notwendige GTS von 200 °C erreichen konnte. Selbst in Gunstlagen wie der Wittlicher Senke ist bei bisher 138,2 °C GTS noch nicht mit einem baldigen Vegetationsbeginn zu rechnen. Allerdings ist die Prognose für nächste Woche (179,5 °C) ist nicht mehr allzu weit vom anzustrebenden Wert entfernt. In den Höhenlagen wie bspw. Im Islek (Strickscheid: 112,7 °C GTS) wird es noch einige Wochen dauern, bis eine Ausbringung erfolgen sollte. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass die Grünlandtemperatursumme je nach Lage erst Anfang März erreicht wird. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Grünlandtemperatursumme allerdings bereits 35 °C höher als zum gleichen Zeitpunkt in 2023. Das ist auch den Grünlandflächen anzusehen, obwohl im Herbst vielerorts eine Güllegabe aufgrund der schlechten Witterung nicht möglich war, sind die meisten Bestände im Vergleich zu den Vorwochen nun bereits schon deutlich ergrünt.
Neben der GTS sollte auch die Befahrbarkeit des Bodens beachtet werden. Ein Befahren wassergesättigter Flächen führt neben Bodenverdichtungen und Narbenschäden in Folge auch zu Futterverschmutzung und damit verbunden Qualitätsverlusten der geernteten Grassilagen. Die Wettervorhersage für die nächsten Wochen deutet noch nicht auf stabile Wetterverhältnisse hin, die ein Auftrocknen des Bodens ermöglichen würden. Je nach Standort kann es natürlich trotzdem möglich sein, dass Flächen befahrbar sind. Das sehr nasse Frühjahr im letzten Jahr hat gezeigt, dass eine zeitige Gülleausbringung sogar von Vorteil war, da die Flächen aufgrund der Niederschläge im März und April wenig bis gar nicht mehr befahren werden konnten. Ein weiterer Vorteil einer etwas früheren Güllegabe tritt vor allem bei bodennah ausgebrachter Gülle auf: dadurch entsteht ein größerer Zeitraum zwischen Ausbringung und Schnittzeitpunkt, was die Wahrscheinlichkeit von Niederschlägen erhöht, die zum Auflösen der eventuell entstandenen Güllewürste beitragen.
Sollten bei Betrieben die Lagerstätten für Wirtschaftsdünger nicht mehr ausreichen, kann bei ausreichend abgetrockneten Böden auch jetzt schon gefahren werden. Versuche belegen, dass die N-Auswaschung im Jahr bei einer Düngung von 160 kg N/ha bis zu 10 kg N/ha beträgt. Allerdings wird dieser Wert auch in der ungedüngten Variante erreicht, weshalb eine erhöhte Auswaschungsgefahr von früh im Jahr ausgebrachter Gülle nicht zu befürchten ist. Trotzdem sollte beachtet werden, dass die N-Auswaschung im März um bis zu fünfmal niedriger ist, als bei einer Applikation im Februar. Bei einer frühen Anwendung muss außerdem auf die Düngeverordnung Rücksicht genommen werden, die eine Aufbringung von Wirtschaftsdüngern auf überschwemmten, wassergesättigten, schneebedeckten oder gefrorenen Böden untersagt.