Wintergetreide – Wachstumsreglereinsatz?

Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 07.04.2024

 

„Mit dem einsetzenden Längenwachstum gewinnt auch das Thema Wachstumsreglereinsatz an Bedeutung,“ so die renommierte Anbauexpertin und Pflanzenschutzberaterin A. Bäuerle aus dem Rems-Murr-Kreis im Vorfeld ihrer Empfehlungen zur Durchführung von kulturspezifischen Feldarbeiten.

Im Folgenden ein Überblick wie sich die einzelnen Wirkstoffe auf das Pflanzenwachstum auswirken:

 

Wirkstoff

Mittel

Einsatzbedingungen

Chlormequat

z.B. CCC 720, Stabilan 720, Manipulator, Shortcut, Regulator 720

Sonnenschien >7°C

bedeckter Himmel >10°C

Früher Einsatz bei geringer Pflanzendichte (Anregung Bestockung), hemmen Längenwachstum (Gibbereline), verstärken Halmwand, fördern Nebentriebe, als Folge einheitlicheres Aussehen

Trinexapac

z.B. Calma, Countdown NT, Modan 250 EC, Flexa, Moddus, Moddevo (Einsatz auch bei tiefere Temperaturen möglich), Moxa, Terplex, Stemper

mind. 12°C (Sonne)

Einsatz in der Schossphase (EC 31/32), hemmen Pflanzenhormone später, verkürzen Ab-schnitte zwischen den Knoten, regen Wurzelbildung an, gleichmäßige Wirkung auf Haupt- und Nebentrieb, als Folge Aussehen wie unbehandelt

Prohexadion

z.B. Fabulis OD

mind. 12°C (Sonne) und wüchsige Bedingungen

Wirkung ähnlich wie Trinexapac

Mepiquat + Prohexadion

z.B. Medax Top (+Turbo)

mind. 12°C (Sonne)

Mepiquat wirkt früh auf die Pflanzenhormone, verkürzt die Länge und verstärkt die Wand des Halms, Haupttrieb wird gehemmt, Nebentrieb gefördert Prohexadion wirkt etwas später: stärkste Einkürzung

Prohexadion + Trinexapac

z.B. Prodax

mind. 12°C (Sonne)

Beide Wirkstoffe verkürzen über einen längeren Zeitraum den Halm und erhöhen die Wanddi>

Ethephon

z.B. Camposan Top, Cerone 660, Orlicht Plus, Vitoval

mind. 14°C und wüchsige Bedingungen

Wirken über das Pflanzenhormon Ethylen, verkürzt die Halmlänge, die Halmwand wird nicht beeinflusst, hat positive Auswirkungen auf das Ährenknicken bei WG

 

Grundsätzlich gilt beim Einsatz von Wachstumsreglern:

  • Lagerneigung nimmt zu von Winterweizen/Triticale/Wintergerste/Dinkel/Winterroggen
  • Nur wirklich dann einkürzen, wenn es tatsächlich notwendig ist, z.B. Lagerneigung der Sorte, sehr dichter Bestand, …
  • Fingerspitzengefühl und Erfahrung nutzen, nur so viel einkürzen wie wirklich nötig, Mittelmenge entsprechend anpassen, eine zu starke Stauchung der Blattetagen erhöht die Krankheitsanfälligkeit
  • Typischer Einsatzzeitpunkt je nach Wirkstoff ist das Entwicklungsstadium BCCH 31/32 (Chlormequat früher/Ethephon später); BBCH 31 = 1. Knoten mind. 1 cm vom Bestockungsknoten entfernt; BBCH 32 = 2. Knoten mind. 2 cm vom 1. Knoten entfernt
  • Nicht bei Frost oder hohen Temperaturen
  • In einer aktiven Wachstumsphase einsetzen
  • Nicht bei Trockenstress
  • Zu später Einsatz macht Getreidepflanzen anfällig für Krankheiten
  • Nicht mehr ab Ährenschieben (Ähre kann steckenbleiben),
  • Mischung von Wachstumsreglern mit anderen PSM fördern Unverträglichkeiten (Herstellerangaben beachten),
  • Bei Mischung mit Fungiziden Wirkungsverstärkung: Menge reduzieren!

Im Rahmen der Umsetzung von IPSplus in Schutzgebieten, ist der Verzicht auf den Wachstumsreglereinsatz eine mögliche Wahlmaßnahme im Getreide (A4.6w „Verzicht auf Wachstumsregler).

 

Weitere Infos zum Einsatz (ja/nein) und zur Zulassung können dem gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2024 – Ackerbau und Grünland“ ab S. 41 entnommen werden.

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