Getreide – Guter Zeitpunkt oder noch zu früh

Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 31.03.2025
„Verglichen zu letztem Jahr ist die Vegetation ca. 2 Wochen später - ausschlaggebend hierfür war der warme Februar 2024,“ so das renommierte Beratungstandem C. Erbe und B. Lutsch des Landwirtschaftsamts Bruchsal im Vorfeld ihrer heutigen Empfehlungen für den regionalen Getreideanbau.
Generelles zum Wachstumsreglereinsatz in Wintergetreide - Wie beinahe jedes Jahr gestaltet sich auf Grund der Witterung der Wachstumsreglereinsatz schwierig. Grundsätzlich ist der Einsatz in Beständen, die durch Frost, Hitze oder Wassermangel gestresst sind, riskant und kann zu Ertragsdepressionen führen. Unter diesen Bedingungen sind die Aufwandmengen zu reduzieren oder die Anwendung zu verschieben. Tankmischungen mit Fungiziden oder Herbiziden können zu zusätzlichem Pflanzenstress führen.
Tendenziell entwickeln sich bei trockenen, strahlungsreichen Bedingungen auch ohne Wachstumsregler eher kurze Pflanzen. Wachstumsregler wirken dann zusätzlich stark stauchend. Hingegen ist die Wirkung bei bedecktem und kühlem Wetter geringer, es ist eher eine höhere Aufwandmenge zu wählen.
Wintergerste – „Septembergerste“ befindet sich im 1 bis 2-Knotenstadium, Oktobergerste beginnt gerade mit dem Längenwachstum.
Praxistipps: Wenn sich der zweite Knoten vom ersten 2 cm abgehoben hat ist ein guter Zeitpunkt für Wachstumsreglermaßnahmen in Wintergetreide gegeben. Dies bezieht sich auf Wachstumsreglermaßnahmen mit dem Wirkstoff Trinexapac (z.B. Moddus), Prohexadion (z.B. Fabulis OD) bzw. auf Produkte wie Medax Top oder Prodax.
Vereinzelt weist die „Septembergerste“ braune Flecken auf. Hierbei handelt es sich teilweise um Netzflecken teilweise aber auch um alte Mehltauinfektionen aus vergangenem Winter oder Stresssyptome durch Frost. Nur falls die Flecken den Beispielbildern entsprechen, sollte durch die Zumischung eines Tebuconazolhaltigen Fungizides (z.B. Folicur) gegen Netzflecken vorgegangen werden. Bei der Kombination von Wachstumsregler mit einem azolhaltigen Fungizid, ist die Aufwandmenge des Wachstumsreglers um 25% zu reduzieren. Achten Sie in der Winterbraugerstensorte Somerset auf Mehltaubefall.
„Oktobersaaten“ weisen derzeit keine behandlungswürdigen Blattkrankheiten auf. Generell ist die gemeldete Witterung ungünstig für Neuinfektionen und Ausbreitung durch Pilze, wodurch der Infektionsdruck abnehmen wird.
Winterweizen - Der Weizen befindet sich im Übergang von der Bestockung zum Schossen. Für etwaige Wachstumsreglermaßnahmen ist es noch zu früh, Krankheiten sind derzeit nicht von Bedeutung. Die zweite Düngegabe steht bevor dem nächsten Regenereignis oftmals noch an.
Winterroggen - Roggen ist von der Entwicklung gleichweit wie Weizen. Generell sind im Winterroggen Rhynchosporium und Braunrost als Pilzkrankheiten von Bedeutung. Beides ist derzeit nicht in behandlungswürdigem Umfang von Bedeutung. Vorsicht bei etwaigen Wachstumsreglermaßnahmen: Da Roggen meist auf schwachen Standorten steht, ist bei gestressten Beständen von einer regulatorischen Maßnahme abzuraten. Auf guten Standorten mit ausreichender Wasserversorgung kann ab dem Stadium BBCH 31 bis BBCH 32 eingekürzt werden.
Sommergerste - Sommergerste befindet sich im 1-2 Blattstadium. Für die chemische Behandlung von Unkräutern und Ungräsern ist es derzeit zu früh. Ungräser können ab dem 2-3 Blattstadium mit Axial 50 bei einer Luftfeuchtigkeit >60% ausgebracht werden.
Derzeit sind gute Witterungsbedingungen für einen Striegeleinsatz. Dieser kann ab dem 2-3 Blatt Stadium der Sommergerste erfolgen. In diesem Stadium nimmt die Empfindlichkeit der Kulturpflanze gegenüber dem Striegel stark ab, gleichzeitig befinden sich viele der Unkräuter noch in den empfindlichen Fädchen- und Keimblattstadien. Achten Sie beim Einsatz unbedingt auf eine angepasste Einstellung und Fahrtgeschwindigkeit. Die Wirkung des Striegels basiert zum Großteil auf dem Verschütten der Unkräuter, nur ein vergleichsweiser kleiner Teil wird herausgerissen und trocknet anschließend auf dem Oberboden aus. Dementsprechend präzise muss die Anwendung erfolgen, um unverhältnismäßig hohe Kulturpflanzenverluste zu verhindern und eine gute Wirkung gegen Unkräuter zu erzielen. Sind Unkräuter und Ungräser bereits über das 3- bis 4-Blatt-Stadium hinaus, wird die Bekämpfung zunehmend schwieriger. Im integrierten Ansatz kann gegen etwaige Leitunkräuter in Sommergerste, welche das Striegeln überstanden haben, kostengünstig mit Wuchsstoffpräparaten nachbehandelt werden.