Christina Schönheit
TLLLR
Ref. Pflanzenschutz u. Saatgut
99090 Erfurt
Kühnhäuser Straße 101
Tel.: 0361-574198142
Fax: 0361-574198140
Mittlerweile sind an nahezu jedem Buchsbaum Schäden durch die gefräßigen Raupen des Buchsbaumzünslers auffällig. Diese Schmetterlingsraupen können bei Starkbefall in kürzester Zeit große Buchsbaum-Bestände durch Kahlfraß zerstören. Ursprünglich stammt der Schädling aus Ostasien und wurde 2007 erstmalig in Deutschland entdeckt. Erste Funde in Thüringen sind seit 2021 bekannt.
Schadbild, Biologie und Lebensweise
Die Blätter werden mit einander versponnen und sind mit Kotkrümeln versetzt. Die Raupen sind grün, bis zu 5 cm lang, haben schwarz-weiße Seitenbänder und schwarze Punkte auf jedem Segment. Die Falter besitzen weiße Flügel mit bräunlichem Rand und leben ca. eine Woche.
Die überwinternden Larven der Vorjahresgeneration beginnen ab März/April, versteckt im Gehölzinneren, die Blätter zu fressen. Wird der Befall bemerkt, sind die Larven häufig schon recht groß. Es sind zwei bis drei Generationen im Jahr möglich. Die Falter der zweiten Generation schlüpfen ab Ende Juli und legen erneut Eier ab. Die Larven fressen dann nur kurze Zeit und fertigen zwischen den Blättern einen Kokon in dem sie als Puppen überwintern. Die Puppen sind wie die Larven von grüner Grundfarbe und lassen wie diese die typischen schwarz-weißen Linien erkennen.
Gegenmaßnahmen und Bekämpfung
Eine regelmäßige Kontrolle der Pflanzen ist notwendig. Der erste Befall im Gehölzinneren wird meist zu spät bemerkt. Um den Flugbeginn, den Flugverlauf und einen geeigneten Bekämpfungstermin zu ermitteln, sind Pheromonfallen zur Überwachung des Zünslers im Handel erhältlich. Als mechanische Maßnahmen kommen Absammeln, Abspülen oder Abklopfen der Raupen mit anschließender Entsorgung in Frage. Auch der Einsatz von Nematoden ist möglich.
Junge Larvenstadien bis ca. 2 cm Größe lassen sich im März/April sowie Juli gut mit biologischen Pflanzenschutzmitteln auf Basis des Bakteriums Bacillus thuringiensis (z. B. Raupenfrei XenTari u.a.) sowie auch mit dem Wirkstoff Azadirachtin (NeemAzal T/S u.a.) bekämpfen. Bei älteren Larven ist bei diesen Mitteln hingegen wenig Wirkung zu erwarten. Hier sollten im Notfall Produkte mit dem Wirkstoff Deltamethrin (z. B. Lizetan Buchsbaumzünslerfrei, DeltaX Schädlingsfrei) oder Acetamiprid (z. B. Schädlingsfrei Careo Konzentrat) zur Anwendung kommen. Zu beachten gilt, dass Deltamethrin-Präparate bienengefährlich sind und nicht an blühenden Pflanzen angewendet werden dürfen.
Die Pflanzen sind vollständig und auch im Strauchinneren mit der Spritzbrühe zu benetzen. Bei anhaltendem Befall sowie nach starkem Niederschlag sollte die Behandlung entsprechend der Vorgaben in der Gebrauchsanleitung des Mittels wiederholt werden. Stets frisch angesetzte Spritzbrühe verwenden und diese nicht aufbewahren. Auch muss die Witterung beachtet werden. So sind Bacillus thuringiensis-Präparate ab 18°C einsetzbar. Ab 25 °C kommt es bei allen genannten Mitteln zu Wirkungsverlusten.
Ein starker Rückschnitt im Frühjahr bzw. Herbst kann zur Eindämmung des Befalls beitragen. Falls alljährlich wiederkehrender Starkbefall zu verzeichnen ist, sollte auch ernsthaft über eine Ersatzpflanzung nachgedacht werden. Empfehlungen hierfür können dem Merkblatt "Buchsersatzgehölze" des LVG Erfurt entnommen werden.
Entsorgung von befallenem Schnittgut
Die Entsorgung von befallenem Schnittgut oder lebendigen Raupen sollte derart erfolgen, dass sich der Zünsler nicht zum Falter entwickeln kann und sich nicht weiter verbreitet. Eine längere Zwischenlagerung ist daher zu vermeiden. Die Kompostierung unter einer ausreichend dicken Schicht Erde bzw. organischem Material, aus dem sich die Raupen nicht befreien, ist denkbar. Alternativ können kleine Mengen über die Restmülltonne entsorgt werden. Hierbei, wie auch bei der Entsorgung über Wertstoffhöfe, sollten die Abfälle in Säcke verpackt werden. Für kleinere Mengen aus dem Hausgarten ist auch die Solarisation empfehlenswert. Dazu das Schnittgut in einen festen, schwarzen Plastiksack luftdicht verpacken und anschließend längere Zeit in die Sonne legen. Der thermisch stark erhitzte Inhalt ist danach ohne Bedenken im Garten kompostierbar.
Bei Entsorgung größerer Mengen über die regionalen Entsorger ist im Zweifel vorab die Rücksprache mit dem jeweiligen Entsorgungsunternehmen zu empfehlen.
Weitere Informationen bietet das Merkblatt zum Buchsbaumzünsler.