Wichtige Informationen aus dem Ortenaukreis vom 05.05.2020

Hans-Dieter Beuschlein - renommierter Pflanzenschutzberater für den Bereich Kernobst im Ortenaukreis – gibt heute einen Überblick über die Befallssituation im Ortenaukreis und Empfehlungen über die damit zusammenhängende Behandlungsmöglichkeiten für den südbadischen Profianbau.

Schorf/Mehltau: Die Niederschläge am Freitag haben zu mittleren bis schweren Infektionsbedingungen geführt. Für die kurzen Schauer am Samstag standen kaum noch reife Sporen parat, sodass hier keine Infektionsbedingungen aufliefen.

Über das Wochenende konnten jetzt Sporen nachreifen. Bei Niederschlägen heute über den Tag verteilt kann die Blattnassdauer für Infektionsbedingungen ausreichen. Behandlungen am Samstag oder am letzten Freitag auf das trockene Blatt decken dies ab. Wo dies nicht erfolgte, empfehlen wir eine Behandlung mit z.B. Delan WG 0,25 kg oder einem Captan haltigen Präparat wie z.B. Malvin WG 0,6 kg ins Keimungsfenster heute durchzuführen, um den erfolgten Blattzuwachs zu schützen. Für die kommenden Tage besteht bei stabilerer Wetterlage voraussichtlich keine Schorf-Infektionsgefahr.

Wo in einigen Anlagen starker Primär-Mehltaubefall vorliegt, sollte dieser durch Ausschneiden entfernt werden, da er direkt nicht bekämpft werden kann. Bei Mehltau empfindlichen Sorten sollte eine Behandlung (nur auf trockenes Laub) im Abstand von ca. 7-10 Tagen seit der letzten Behandlung durchgeführt werden: Sercadis 0,083 Liter (max. 3x, empfohlen 2x), Luna Experience 0,125 Liter (max. 2x), Nimrod 0,3 Liter, Systhane 20 EW 0,125 Liter.

Birnblattsauger und Rote Austernschildlaus bei Birne: Zur Bekämpfung des Birnblattsaugers stehen nach Artikel 53 die Mittel Moveto 100 SC (B1, max. 2x) und Vertimec Pro 0,375 Liter (B1, max. 1x) zur Verfügung. Im Regelfall empfiehlt die örtliche Beratung als erste Behandlung zum einsetzenden Schlupf Movento 100 SC. Für die Bestimmung des Schlupfzeitpunktes Anlagen vor Ort regelmäßig kontrollieren. Mit den wieder ansteigenden Temperaturen dürfte dieser zum Wochenende einsetzen. Eine 2. Behandlung erfolgt je nach Bedarf dann entweder mit Movento 100 SC oder mit Vertimec Pro.

Liegt in den Anlagen gleichzeitig ein Befall mit der Roten Austernschildlaus vor, sollte die 1. Birnblattsaugerbehandlung mit Vertimec Pro zum 30-50%igen Schlupfzeitpunkt erfolgen. Die Anschlussbehandlungen mit Movento 100 SC decken dann den Bekämpfungszeitraum der Roten Austernschildlaus, der in diesem Jahr mit dem Schlupfbeginn der Crawler voraussichtlich Ende Mai beginnt, besser ab.

Kontrollieren Sie in Birnenanlagen mit „schwächelnden Bäumen“ diese auf Befall mit der Roten Austernschildlaus. Aufgrund der 2 letzten, warmen Sommer konnte sie sich gut vermehren. Dabei vorhandene Algenschichten vorsichtig abkratzen, die rotbraunen Muttertiere sitzen unter den beigefarbenen Schilder Die weißen Wachshäutchen bleiben auch nach dem Verschwinden oder Absterben der Tiere an der Rinde haften.

Achtung: Aufgrund der B1 Einstufung o.g. Mittel sind Anlagen mit blühendem Unterbewuchs vorher zu mulchen.