Nützlinge – Wichtige Mitteilung zum Auftreten von Gegenspielern des Rapsglanzkäfers (Brassicogethes aenius) in Baden-Württemberg
Wichtige Informationen des LTZ Augustenberg vom 08.05.2023
In Rahmen des „EntoProg-Projektes“ zur Validierung von Prognosemodellen der ZEPP wurden bei den wöchentlichen Durchführungen des bundesweit stattfinden Monitorings zum Besatz des Rapsglanzkäfers auf den entsprechenden Rapsflächen in Baden-Württemberg interessante – im Zusammenhang mit der Erweiterung der Möglichkeiten der Pflanzenschutzmittelreduktion – vielleicht sogar zukunftsweisende Entdeckungen gemacht.
Der langjährig renommierte Morphologe H. Rauleder und die Winterrapsexpertin E. Häfele vom LTZ Augustenberg haben neben den Schädlingen in der Kultur auch bisher unbekannte Schlupfwespen beobachtet. Beim Monitoring werden die Rapsblüten von 25 Rapspflanzen innerhalb des unbehandelten Spritzfensters auf ein weißes Tablett abgeschüttelt. Die Spritzfenster im Rapsfeld sind ausgezeichnete kleine Oasen in denen komplett auf Einsatz von Insektiziden verzichtet wird. Diese kleinen Feldflächen werden primär für das Monitoring und das Erfassen von Rapsschädlingen genutzt. Sie stehen als Kontrollparzellen im direkten Vergleich zu den mit entsprechenden Pflanzenschutzmitteln behandelten Teilflächen. Innerhalb dieser Flächen lassen sich Schäden erfassen – und vergleichen - die durch tierische Schädlinge verursacht werden.
Im Verlauf der vielzähligen, regelmäßigen und projektbezogenen Bonituren zum Rapsglanzkäfer sammelten E. Häfele und H. Rauleder mit Hilfe eines sog. „Exhauster“ ganz nebenbei auch die bis dato unbekannten, kleinen Tierchen ein. Die exakte Bestimmung der winzigen „Schlüpi“ übernahm der Spezialist H. Rauleder. Ungefähr im gleichen Zeitraum hatte H. Rauleder in seinem Kleingartenanwesen die gleichen Beobachtungen gemacht und über das massenhafte Auftreten von Schlupfwespen an blühenden Kreuzblütlern (Gelben Senf, Raps etc.) in Gesellschaft von Rapsglanzkäfern auf mehrjährigen Blühstreifen berichtet.
Nach einer umfassenden, morphologischen Expertise hat der LTZ Experte H. Rauleder die Schlupfwespen als „Phradis brevis“, „Phradis interstitialis“ und „Tersilochus heterocerus“ aus der Familie Ichneumonidae - Echte Schlupfwespen - determiniert. Alle drei Arten sind in der Literatur als mögliche Larvalparasitoide von Rapsglanzkäfern bekannt.
Deren jetziger, unerwarteter Fund und die exakte Artbestimmung könnte künftig für eine wichtige, strategische Änderung der bisherigen Rapsglanzkäferbekämpfung stehen. Der praktizierte, integrierte Pflanzenschutz erreicht mit dem Vorhandensein dieser Parasitoide vielleicht sogar ein ganz neues Level im Einsatz von Insektiziden in Winter- und Sommerraps.