Haus- und Kleingarten – Marmorierte Baumwanzen im Raum Karlsruhe und Südhessen gefunden
Wichtige Informationen des LTZ Augustenberg vom 02.06.2022
„Weitere Eiablage-Nachweise der invasiven Marmorierten Baumwanze erfolgten nahezu zeitgleich Ende Mai 2022 im Raum Karlsruhe und Südhessen,“ so der bundesweit anerkannte Entomologe Dr. O. Zimmermann vom LTZ Augustenberg. Am LTZ wird versucht über eine Datenbank die Ausbreitung in Baden-Württemberg und auch bundesweit zu dokumentieren. Mit diesem Nachweis ruft der Karlsruher Experte alle Haus- und Kleingärtner wie auch Obstbauern dazu auf, Funde von entsprechenden Eigelegen dem LTZ Augustenberg zu melden.
Am 31. Mai hat ein Monitoring-Team des LTZ Augustenberg mehrere Eigelege der Marmorierten Baumwanze Halyomorpha halys in Karlsruhe gefunden. Die Funde erfolgten wie bereits am 25. Mai im Bodenseegebiet am bevorzugten Trompetenbaum Catalpa bignonioides und zusätzlich an einer Stechpalme Ilex aquifolium. Das KOB Bavendorf bestätigt aktuell weitere natürliche Eiablagen in Freilandkäfigen. Auf der citizen-science-App iNaturalist wurde ebenfalls am 31.Mai ein Wanzenweibchen bei der Eiablage in Riedstadt bei Darmstadt fotografiert. Damit bestätigt sich die frühe Eiablage dieser invasiven Wanze im Jahr 2022 bereits Ende Mai. Weitere Funde in Europa zeigen bereits geschlüpfte erste Nymphen-Stadien, die am Eigelege sitzen, z.B. am 26. Mai in Zagreb, Kroatien, am 27.Mai bei Venedig, Italien und am 28. Mai in Graz, Österreich.
Die nun in Nordbaden und Südhessen gut zwei Wochen frühere Eiablage im Vergleich zu 2021 könnte die Entwicklung einer zweiten Generation für 2022 bedeuten. Von den vier weißlich-hellgrünen Eigelegen in Karlsruhe war ein Ei parasitiert. Die Bestimmung der Schlupfwespe steht noch aus, aber eine Einzelparasitierung deutet eher auf einen weniger geeigneten heimischen Gegenspieler, da die asiatische Samuraiwespe Trissolcus japonicus, die im Südwesten Deutschlands bereits etabliert auftritt, in der Regel ganze Eigelege parasitiert und das frisch parasitierte Eigelege auch bewacht und eine Zeitlang darauf sitzen bleibt.
Heimische Gegenspieler können die Marmorierte Baumwanze nicht nachhaltig reduzieren, daher werden in Italien weitere Samuraiwespen freigesetzt, in der Schweiz gibt es Freisetzungsversuche und in Österreich eine Genehmigung für die Gewächshausanwendung. In Deutschland liegt die rechtliche Entscheidung für diese Pflanzenschutzfrage beim Bundesnaturschutz. Trotzdem wissenschaftlich belegt ist, dass der Nutzen gegenüber dem Risiko überwiegt, wird diese biologische Pflanzenschutzmaßnahme vom Bundesamt für Naturschutz in Deutschland nicht positiv bewertet. Auf der anderen Seite ist in der Praxis trotz geringer Wirkungsgrade mit einem zusätzlichen Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel im Obst- und Gemüsebau zu rechnen.
Es gibt nun Belege für die Eiablage der Marmorierten Baumwanze im Freiland im Südwesten Deutschlands. Nymphen sind in Deutschland noch nicht geschlüpft. Untersuchungen zu invasiven Baumwanzen erfolgen am LTZ Augustenberg durch das BMEL-Projekt „BC-InStink“ und am KOB Bavendorf im Rahmen des grenzüberschreitenden Interreg-Projektes „Schädigende Wanzen im Obstbau“ mit Partnern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Interessierte Praktiker sind aufgerufen Verdachtsfotos von Eigelegen, ggf. mit aufsitzenden, schwarzen Schlupfwespen oder Wanzenlaven, den sogenannten Nymphen, zur digitalen Bestimmung einzusenden an: pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de
Bezug zu älteren ISIP-Meldungen - Erste Parasitierung der Marmorierten Baumwanze im Jahr 2021: