Gemüsebau – Viele Bestände zeigen Infektionen
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 07.09.2023
„In Petersilie und Sellerie bleibt der Schutz gegen Septoria wichtig, in Möhren muss auf Alternaria und Echten Mehltau geachtet werden und in Rote Bete kann eine Behandlung gegen Cercospora-Blattflecken nötig werden,“ so der renommierte Breisacher Gemüsebauberater A. Altmann vom Landwirtschaftsamt zur Einstimmung auf seine heutige Expertise für seine Beratungsregion Breisgau-Hochschwarzwald.
Pilzkrankheiten: Unterbrochen von 10 Tagen Hitze hatte sich das nasskalte Wetter, mit dem der August begonnen hatte, in der vergangenen Woche fortgesetzt. In der Folge sind in vielen Tomatenbeständen aktive Phytophthora-Infektionen zu sehen. Auch Botrytis findet wieder gute Bedingungen. Da sich die Blattnässedauer dank der kürzer werdenden Tage weiter verlängert und die Temperaturen eher gemäßigt bleiben, sollte der Fungizidschutz erneuert werden. Das gilt auch für alle Kulturen, die für Falschen Mehltau anfällig sind, allen voran Gurken.
Fruchtfäule an Tomaten: Der plötzliche Einbruch von dunkler und nasser Witterung verursachte an vielen Tomatenfrüchten Platzer oder kleine Risse. Durch letztere konnten unspezifische pilzliche Fäuleerreger eindringen. Diese Infektionen äußern sich als dunkle Flecken auf der Schale. Nicht immer dringen sie tief ins Fruchtfleisch ein. Mit der Wetterbesserung verringert sich das Risiko, dass dieser Schaden sich auf weitere Früchte ausdehnt. Außerdem werden die meisten der beteiligten Pilzarten mit Botrytis-Behandlungen miterfasst.
Köpfen: Im Spätsommer dauert bei Tomaten die Entwicklung von der Blüte bis zur erntereifen Frucht ca. 8-10 Wochen. Bei hoher Einstrahlung, wie sie bei uns zu erwarten ist, geht’s eher schneller.
Daran orientiert sich der Termin für das Köpfen: Entweder wird acht Wochen vor dem Kulturende auf den obersten Blütenstand mit offenen Blüten gestutzt oder sechs Wochen vor Kulturende auf den obersten Blütenstand mit Fruchtansätzen. Bei Räumtermin Mitte Oktober sollte also jetzt auf den Tross mit sichtbaren Fruchtansätzen gestutzt werden. Dabei werden ein oder zwei Blätter über dem Blütenstand stehen gelassen. So können sich Geiztriebe ausbilden, welche die Versorgung der letzten Früchte sicherstellen und den Wasserhaushalt regulieren helfen. Trotzdem müssen die Wassergaben - am besten schon einen Tag vor dem Köpfen - um ca. 10 bis 20% reduziert werden, um „Platzer“ zu verhindern. Geiztriebe, welche aus den Achseln der belassenen Blätter wachsen, können nach ca. 4 Wochen entfernt werden.
Zwei- oder dreitriebig aufgeleitete blockige Paprika können 10 bis 12 Wochen vor Kulturende geköpft werden. Auch hier müssen die Wassergaben um 10 bis 20% reduziert werden. Bei Spitzpaprika und kleinfruchtigen Sorten ist Köpfen nicht nötig. Bei buschig wachsenden Kulturen kann das Stutzen sogar nachteilig sein, weil dadurch einen Neuaustrieb angeregt wird, der auf Kosten des Fruchtreife geht.
Auch bei ein- oder mehrtriebig erzogenen Auberginen bewirkt das Köpfen der Haupttriebe ein gleichmäßiges Reifen der letzten Früchte. Der empfohlene Zeitpunkt dafür ist etwa 4 bis 5 Wochen vor dem Räumen.
Zwiebel: Die Kombination aus Hitze und Trockenheit während der Vegetation und Regen vor der Abreife ist für Zwiebeln ungünstig. Stickstoffdünger, der auf dem Boden lag und durch den späten Regen erst gelöst wird, macht die Sache nicht besser.
Die Pflanzen treiben unter diesen Bedingungen neue Blätter, statt mit dem Wachstum abzuschließen. Das äußert sich darin, dass der Schlottenansatz nicht zusammenschrumpft und nicht weich wird und somit die Schlotten nicht abknicken. Die Abreife dieser „Dickhälse“ ist stark verzögert oder bleibt ganz aus, die Lagereignung ist gering. Außerdem können über den nicht geschlossenen Hals leicht bakterielle Fäulniserreger in die Zwiebel eindringen, die einzelne Blattlagen zersetzen. Besonders groß ist die Infektionsgefahr, wenn das Laub bereits durch Falschen Mehltau, Trockenheit oder mechanische Verletzungen vorgeschädigt ist und die Zwiebeln nach dem Roden nicht auf dem Schwad von der Sonne getrocknet, sondern von starkem Regen durchnässt werden.
Praxistipp: Vorbeugend hilft nur eine bedarfsgerechte Bewässerung und Nährstoffversorgung zur Zeit des Blatt- und Bulbenwachstums.