Gemüsebau – Tierische Schädlingspopulationen im Auge halten
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 06.08.2024
Der renommierte und weit über die Landesgrenzen hinausbekannte Gemüsebauexperte A. Altmann vom Landwirtschaftsamt im Breisgau-Hochschwarzwald informiert heute über den Besatz mit tierischen Schädlingspopulationen in Gemüsekulturen.
Möhrenfliege - Maßnahmen gegen die Möhrenfliege sind bis auf Weiteres keine erforderlich. Die zweite Generation hat ihren Flug beendet.
Raupen - Die Pheromonfallen zeigten in der vergangenen Woche einen Anstieg der Aktivität der Lauchmotte. Spätestens Anfang kommender Woche sollten die Bestände auf Befall kontrolliert werden.
An Kohl sind neben Eiern des Kleinen Kohlweißling nun auch Gelege der Kohleule zu finden. Viele sind parasitiert, was an einer schwarzen Verfärbung erkennbar ist. Da es nicht auf allen Flächen genügend Nützlinge gibt, sind wöchentliche Kontrollen auf Raupen zu empfehlen.
Kohlerdflöhe - Trotz günstiger, trocken-warmer Witterung werden die Kohlerdflöhe auf einigen Standorten weniger. Der Grund könnte im Mai und Juni zu finden sein. Kohlerdflöhe überwintern als erwachsene Käfer, im Frühjahr und Frühsommer legen sie Eier. Die Larven mehrerer Arten leben im Boden. Gegen Juni/Juli entwickeln sich daraus eine neue Generation von Käfern. Das führt in der Regel zu einem Befallsanstieg, weil ihr Auftreten sich für ein paar Wochen mit dem ihrer Eltern überschneidet, bis letztere im Juli/August sterben. Vermutlich wurden bei den diesjährigen nasskalten Bedingungen die Larven im Boden stark durch Pilze, Bakterien, Nematoden o. ä. dezimiert. Deshalb haben sich weniger neue Kohlerdflöhe entwickelt als alte verschwunden sind. Das würde den Rückgang ihrer Anzahl erklären.
Blattläuse - Im Salat ist der Befallsdruck durch Blattläuse dank der Wärme derzeit sehr gering. In einigen Gewächshäusern fangen aber die Gurkenläuse wieder an, sich zu vermehren. Wo Nützlinge vorhanden sind, holen diese zwar auf. Trotzdem kann es auch dort nötig sein, mit Pflanzenschutzmitteln zu korrigieren.
Wanzen - Später als üblich und meist weniger zahlreich erscheint jetzt die Grüne Reiswanze in anfälligen Gemüsekulturen, die nicht mit Netz geschützt sind. Gefährdet sind vor allem Fruchtgemüse wie Bohne, Tomate, Paprika, Aubergine und Gurke. Die Schäden reichen vom Abwurf angestochener Blüten zu Trieb- oder Fruchtdeformationen bzw. -verfärbungen. Auch Blattgemüse können Wanzen schädigen. Ihre Saugtätigkeit hinterlässt an Blattrippen von Salat, Sellerie oder Mangold dunkel verfärbte Einstichstellen mit Rissen, Dellen oder Beulen. Wirksam sind Mospilan SG oder Pyrethroide. Mospilan SG schont zwar Raubmilben, ansonsten schädigen diese Mittel alle Nützlinge nachhaltig. Deshalb kann die Anwendung Thrips- oder Spinnmilbenprobleme provozieren in anfälligen und länger stehenden Kulturen wie Bohne, Gurke oder Aubergine.
Mangold - Nicht alle Flecken an Mangold-Blattrippen stammen von Wanzen. Dunkel verfärbte, mehrere Millimeter große Löcher mit kraterartig verdicktem Rand an den Blattrippen sind Fraßgruben des „Mangold-Rüsslers“ Lixus juncii (siehe Warnmeldung vom KW 23). Von einigen davon gehen Fraßgänge der Larven in den Rippen aus, welche von außen als breite, dunkle Linien erkennbar sind. Wenn man die Gänge öffnet, findet man krümeligen, dunklen Kot und die beinlosen, weißen Larven mit hellbrauner Kopfkapsel. Die Eiablage fand im Mai und Juni statt. Seither waren keinen Käfer mehr zu sehen; weitere Eiablage ist nicht zu erwarten. Zu den jetzt sichtbaren Schäden kommen also keine neuen mehr hinzu. Und die vorhandenen gehen auch durch Insektizide nicht weg. Außerdem ist fraglich, ob die recht tief im Gewebe sitzenden Larven durch (teil-) systemische Mittel wie NeemAzal-T/S, SpinTor oder Mospilan SG erfasst werden. Deshalb ist das Entfernen und Vernichten (Kompostieren) befallener Blätter wohl die sicherste Maßnahme, um zu verhindern, dass sich die Larven bis in die Wurzel weiterfressen und damit evtl. die ganze Pflanze zum Absterben bringen.
Spinnmilben - Das trocken-warme Wetter ist im Hinblick auf pilzliche Blattkrankheiten zwar willkommen, die Kehrseite davon ist, dass sich vor allem in den Gurken die Spinnmilben rasant vermehren. Wo diese mit Phytoseiulus-Raubmilben bekämpft werden, sollten mehrmals täglich kurze Wassergaben über das Blatt erfolgen. Für das Infektionsgeschehen mit dem noch immer aktiven Falschen Mehltau ist deren Effekt vernachlässigbar. Solange die Blätter in weniger als einer Stunde wieder abtrocknen, haben die Pilzsporen nicht genug Zeit für eine erfolgreiche Infektion. Eine weitaus größere Gefahr stellt nächtliche Guttation und Taubildung dar. Diese führt zu mehrstündiger Blattnässe. Um diese nicht noch zu verlängern, darf mit den Über-Kopf-Wassergaben vormittags erst begonnen werden, wenn die Pflanzen vollständig abgetrocknet sind, und die letzte Gabe sollte nicht nach ca. 16 Uhr erfolgen, damit die Luftfeuchtigkeit bis zum Abend möglichst weit sinkt.