Gemüsebau – Tierische Schädlinge auf dem Vormarsch?
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 30.06.2021
Der Gemüsebauexperte im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald A. Altmann gibt Tipps ob Behandlungsmaßnahmen gegen tierische Schädlinge tatsächlich notwendig sind und wie sie im Profianbau ggf. bekämpft werden können.
Kohlfliege - Die zweite Generation der Kohlfliege hat mit der Eiablage begonnen. Der einfachste Schutz ist die Behandlung der Jungpflanzen mit SpinTor (alle Kohlarten) oder Verimark (nur in Jungpflanzen von Blumen- und Kopfkohle; Notfallzulassung bis 08.07.2021 für Anwendung im Gewächshaus auf vollständig versiegelten Flächen, Zulassung für Anwendung im Freiland. Aufwandmenge 15 ml/1000 Pflanzen gießen). Da die Eiablage jetzt nicht mehr so konzentriert stattfindet wie die der ersten Generation, sollte diese Maßnahme ausreichen.
Eine regelmäßige mechanische Unkrautbekämpfung in den ersten vier Wochen nach dem Setzen kann die Zahl der Eier soweit reduzieren, dass für die Pflanzen keine Gefahr besteht.
Raupen in Kohl - Die ersten Räupchen des Kleinen Kohlweißlings und der Kohlmotte an Kohl wurden gefunden. Beide wurden auf vielen Flächen durch die Gewitterregen der vergangenen Tage dezimiert. Bei ruhigem Wetter werden die überlebenden Falter bald für Nachschub sorgen. Ab Mitte der kommenden Woche sollte auf junge Raupen kontrolliert und bei Bedarf behandelt werden. Bedarf besteht eigentlich nur bei Blumenkohl und Brokkoli mit Blumenansatz und frühem Kopfkohl. Kohle, bei denen von Kopf- oder Blütenbildung noch nichts zu sehen ist, ertragen schadlos ein paar Prozent Blattflächenverlust. Wer hier einen gewissen Raupenbesatz toleriert, gibt Nützlingen die Chance, sich so weit zu vermehren, dass sie die Bestände bis Mitte September praktisch frei von Raupen halten. Wenn behandelt werden muss, sollten nützlingsschonende Mittel wie XenTari, Steward, SpinTor bevorzugt werden.
Kohlmottenschildlaus - In den meisten Regionen sind die überwinterten Kohle erfroren, auf denen die Kohlmotten-schildlaus in milderen Wintern zahlreich überdauert. Aber sie beweist gerade, dass sie auch von wenigen Exemplaren ausgehend große Populationen aufbauen kann. Behandlungen sollten möglichst dann stattfinden, wenn die ersten Weißen Fliegen im Bestand bemerkt werden. So wird die Befallsentwicklung schon zu Beginn gebremst. Vier Wochen, die die Kohlmotten-schildlaus sich später im Bestand ansiedelt, bedeuten eine Generation und damit einen Vermehrungszyklus weniger und damit einen 50- bis 100-fach geringeren Befall bis zur Ernte. Aus dem gleichen Grund ist der beste Schutz für Rosenkohl und Winterwirsing ein möglichst großer Abstand von den befallenen Sommersätzen. Etwa 1000 m kann die Kohl-Weiße-Fliege fliegend überwinden.
Gegen die Kohlmottenschildlaus wirken Teppeki, Movento OD 150 (Minderwirkungen möglich), Minecto One oder Mospilan SG. Bis auf Mospilan SG sind diese Mittel einigermaßen nützlingsschonend. Aus Resistenzgründen sind zwei Behandlungen im Abstand von etwa 14 Tagen mit unterschiedlichen Wirkstoffen empfehlenswert.
Auch eine Bekämpfung mit Neudosan Neu, Eradicoat Max, Spruzit Neu oder anderen Kontaktinsektiziden ist möglich, wenn die Blattunterseite gut benetzt wird. Bei kleinen Pflanzen mit aufrechten Blättern und mit viel Wasser geht das mit der Feldspritze. Ansonsten lässt sich das nur mit Droplegs o. ä. erreichen. Mit diesen Mitteln sollten mindestens 3 Spritzungen im Abstand von ca. 10 Tagen stattfinden. Bei allen Spritzungen in Kohl (außer bei Chinakohl und bei ölig formulierten Mitteln) sollten Netzmittel zugesetzt werden.
Mehlige Kohlblattlaus - Bei Kontrollen in Kohl muss auch auf die Mehlige Kohlblattlaus geachtet werden. Örtlich hat sie schon größere Kolonien gebildet und nicht immer ist die Parasitierung ausreichend für eine Regulierung. Die Mehlige Kohlblattlaus wird mit den gleichen Mitteln erfasst wie die Kohl-mottenschildlaus.
Raupen im Gewächshaus - In vielen Tomatenbeständen im Gewächshaus fallen jetzt durchlöcherte Blätter auf. Urheber sind meist die grünen Raupen der Gemüseeule. Junge Exemplare sitzen in Gruppen auf der Blattunterseite und sind dort neben den ähnlich gefärbten Blattadern leicht zu übersehen. Eine Bekämpfung kann z.B. erfolgen mit Lepinox Plus, XenTari, Steward oder Mimic.