Gemüsebau – Profi- und Bioanbau im Blick; Praktische Tipps auch im Haus- und Kleingarten umsetzbar
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 30.08.2021
Der Gemüsebauexperte im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald A. Altmann beschreibt die aktuelle Situation und gibt Tipps ob Behandlungsmaßnahmen gegen Pilzkrankheiten tatsächlich notwendig sind und wie sie im Profi- und im Bioanbau ggf. bekämpft werden können.
Möhrenfliege: Der Flug der zweiten Generation der Möhrenfliege ist beendet. Maßnahmen sind derzeit keine erforderlich.
Lauch: Der Flug der Lauchmotte ist zwar rückläufig, örtlich gibt es aber in unbehandeltem Lauch noch Befall durch ihre Raupen. Die Bestände sollten kontrolliert und bei Bedarf behandelt werden. Wirksam sind z.B. SpinTor, NeemAzal-T/S, Dipel, XenTari oder Karate Zeon. Minecto One darf in Lauch nicht mehr eingesetzt werden.
Im Bioanbau sollten die Bacillus-Präparate verwendet werden, die drei zugelassenen Spri-zungen von NeemAzal-T/S sollte man für die Lauchminierfliege aufsparen. In den letzten paar Jahren reichten zwar oft zwei Behandlungen aus, aber das lag auch daran, dass die Lauchminierfliege erst spät im September aktiv wurde. In der Vergangenheit war sie in Jahren mit nassen Sommern aber auch schon Ende August aufgetaucht. Das könnte auch heuer passieren. Bisher ist von der Lauchminierfliege allerdings noch keine Spur zu sehen.
Wo möglich sollte der Insektizideinsatz mit einem Fungizid gegen Rost und Alternaria kombiniert werden, z. B. mit Askon.
Salat: Die Raupen der Gammaeule sind in allen Salatbeständen anzutreffen, meist sind aber deutlich weniger als 5% der Pflanzen befallen. Bei starkem Befall kann mit u.a. XenTari, DiPel DF, Lepinox Plus, SpinTor oder Steward behandelt werden. Diese Mittel sollten auch da eingesetzt werden, wo es im Juni und Juli Ausfälle durch Erdraupen gab, denn die zweite Generation der Wintersaateule hat mit der Eiablage begonnen. Auch ihre jungen Raupen sind vereinzelt schon in Salat zu sehen.
Tipp: Der Befallsdruck durch die Johannisbeer-Salatlaus ist derzeit gering, kann aber wieder ansteigen. Auf Behandlungen sollte nicht verzichtet werden.
Praktische Tipps auch im Haus- und Kleingarten umsetzbar - Tomatenpflanzen „köpfen“, heißt auch Wassergaben reduzieren: Im Spätsommer dauert bei Tomaten die Entwicklung von der Blüte bis zur erntereifen Frucht ca. 8-10 Wochen. Daran orientiert sich der Termin für das Köpfen: Entweder wird acht Wochen vor dem Kulturende auf den obersten Blütenstand mit offenen Blüten gestutzt oder sechs Wochen vor Kulturende auf den obersten Blütenstand mit Fruchtansätzen. Bei Räumtermin Mitte Oktober sollte also jetzt auf den Tross mit gerade aufblühenden Blüten gestutzt werden. Dabei werden ein oder zwei Blätter über dem Blütenstand stehen gelassen. So können sich Geiztriebe ausbilden, welche die Versorgung der letzten Früchte sicherstellen und den Wasserhaushalt regulieren helfen. Trotzdem müssen die Wassergaben - am besten schon einen Tag vor dem Köpfen - um ca. 10 bis 20% reduziert werden, um „Platzer“ zu verhindern. Geiztriebe, welche aus den Achseln der belassenen Blätter wachsen, können nach ca. 4 Wochen entfernt werden.
Zwei- oder dreitriebig aufgeleitete, blockige Paprika können 10-12 Wochen vor Kulturende geköpft werden. Auch hier müssen die Wassergaben um 10 bis 20% reduziert werden. Bei Spitzpaprika und kleinfrüchtigen Sorten ist Köpfen nicht nötig. Bei buschig wachsenden Kulturen kann das Stutzen sogar nachteilig sein, weil dadurch einen Neuaustrieb angeregt wird, der auf Kosten des Fruchtreife geht.
Auch bei ein- oder mehrtriebig erzogenen Auberginen bewirkt das Köpfen der Haupttriebe ein gleichmäßiges Reifen der letzten Früchte. Der empfohlene Zeitpunkt dafür ist etwa 4 -5 Wochen vor dem Räumen.