Gemüsebau – Pilzkrankheiten und Bakteriose bereiten Probleme
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 10.11.2022
Der renommierte und weit über die Landesgrenzen hinausbekannte Gemüsebauexperte A. Altmann vom Landwirtschaftsamt im Breisgau-Hochschwarzwald berichtet, dass momentan pilzliche Pflanzenkrankheiten aufblühen. So sind in unbehandeltem Freilandsalat jetzt viele Infektionen mit Falschem Mehltau zu finden.
Nicht alltäglich ist eine andere Pilzerkrankung des Salates, die Ringfleckenkrankheit Marssonina panattoniana (syn. Microdochium panattonianum). Sie verursacht bräunliche, meist runde Flecken auf den Blättern, die schließlich herausfallen. An der Blattunterseite entstehen an den Blattrippen längliche, bräunliche Vertiefungen. Diese Läsionen und die Löcher in den Blättern erinnern an Schneckenfraß, auch weil der Befall in der Regel an den untersten Blättern beginnt. Die Ringfleckenkrankheit tritt bei feuchter, nicht zu kühler Witterung auf. Bei Temperaturen unter 9°C finden kaum Infektionen statt.
Achtung: Der Erreger überdauert im Boden. Bei starkem Befall wird eine mindestens zweijährige Anbaupause empfohlen.
Praxistipp: Dagonis, Ortiva oder Signum u.a. haben eine Wirkung gegen die Ringfleckenkrankheit.
Bakteriosen: In einem Möhrenbestand am östlichen Kaiserstuhl wurde bei der Ernte eine Weichfäule an der Spitze der Rüben festgestellt: Das Gewebe zerfließt im fortgeschrittenen Stadium ohne Farbveränderung zu einem Brei und riecht säuerlich. Es handelt sich wahrscheinlich um das Werk des Bakteriums Erwinia (Pectobacterium) carotovora. Dieses kommt praktisch in allen Böden vor und kann durch Verletzungen in Pflanzengewebe eindringen, wo es zu Fäulen führen. An gesunden Pflanzen vergreift es sich bei Nässe und Sauerstoffmangel. Dafür hatte der ergiebige Regen Ende Oktober in Verbindung mit einer schlechten Bodenstruktur gesorgt. Profitiert haben die Fäulnisbakterien außerdem von den noch hohen Bodentemperaturen. Möhren mit sichtbarer Weichfäule sollten am besten gleich auf dem Feld aussortiert werden. Meist tritt der Befall nesterweise auf, so dass man befallene Teilflächen bei der Ernte am besten gleich auslässt. Zerlaufende Möhren können im Lager die benachbarten infizieren. Von gesund aussehenden Möhren sollte im Kühllager aber keine Gefahr ausgehen. Erwinia hat ein Temperaturoptimum von weit über 20°C und verbreitet sich vorwiegend in Wasserfilmen und –tropfen.
Praxistipps: Direkte Maßnahmen gegen die bakterielle Fäule sind nicht möglich. Auf den betroffenen Flächen sollten im nächsten Jahr keine anfälligen Pflanzenarten wie Möhren, Sellerie, Chicorée oder Kartoffeln angebaut werden. Langfristig verringert eine Verbesserung der Bodenstruktur die Wahrscheinlichkeit von Schäden.