Gemüsebau – Pilzkrankheiten auf dem Vormarsch – Mangelerscheinungen jetzt gut sichtbar
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 20.07.2020
Der baden-württembergische Gemüsebauexperte A. Altmann weist in seinem Warndienst auf die aktuelle Befallssituation mit Pilzkrankheiten im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hin.
Pilzkrankheiten: Es gibt zwar nicht genug Niederschläge, um auf Beregnung verzichten zu können, aber es ist doch nicht warm und trocken genug, um Falschen Mehltau oder Phytophthora dauerhaft ein-zudämmen. Nächtliche Abkühlung mit Taubildung sorgt zuverlässig für die Blattnässe, welche Pilzsporen zum Keimen benötigen. Da inzwischen auch im Breisgau Falscher Mehltau an Gurken im Freiland gefunden wurde, sollten die Bestände auch in den Gewächshäusern gut beobachtet und geschützt werden. Wo nachts nicht trockengeheizt werden kann, ist Lüften wichtig zur Vorbeugung. Konsequentes Entblatten unterstützt ebenfalls das schnelle Ab-trocknen der Bestände. Das gleiche gilt für Tomaten
Blütenendfäule: Besonders in Fleisch- und Romatomaten, aber auch Paprika gibt es jetzt viel Blütenendfäule. Ursache dafür ist ein Mangel an Kalzium. Dieses Element wird von der Pflanze in ausreichender Menge aus dem Boden aufgenommen. In der Pflanze wird es aber ausschließlich mit dem Wasserstrom transportiert. Pflanzenteile, die viel verdunsten, erhalten viel Wasser und damit viel Kalzium. Früchte haben eine kleine Oberfläche im Verhältnis zur Masse. Deshalb sind dort Verdunstung und damit Kalziumversorgung gering. Wenn dann auch noch zu wenig Wasser als Transportmittel vorhanden ist, kommt es noch schneller zu einem Kalziummangel und damit Blütenendfäule an den Früchten. Blütenendfäule gibt es deshalb dann, wenn die Pflanzen unter Wasserstress stehen, also bei Hitze und damit verbundener niedriger Luftfeuchte. Dann stellen die Blätter die Transpiration ein, um sich vor dem Vertrocknen zu schützen. Die Folge ist, dass der Wasser-/Kalzium-Transport zum Erliegen kommt. Eine Schattierung auf dem Gewächshaus kann dem etwas entgegenwirken. In Häusern mit Tropfbewässerung kann die Luftfeuchtigkeit durch flächiges Beregnen angehoben werden. Das vergrößert außerdem das Bodenvolumen, das von den Pflanzenwurzeln erschlossen werden kann und damit die verfügbare Wasser- und Kalziummenge. Die Luftfeuchte anheben kann man auch mit einem mehrmals täglichen kurzen Überbrausen der Pflanzen mit Wasser. An sonnigen, warmen Tagen besteht dabei keine Gefahr für Pilzinfektionen. Phytophthora infestans braucht mindestens 2 Stunden Blattnässe zum Infizieren.
Aber auch bedecktes, regnerisches Wetter, zumindest in schlecht gelüfteten Häusern und Tunneln, ist gefährlich: Regenwetter verleitet dazu, die Wassergaben zu reduzieren, um kei-ne Pilzkrankheiten zu fördern. Diese Überlegung ist für Tomaten prinzipiell richtig. Aber man darf es mit der Trockenheit nicht übertreiben. Tomaten brauchen auch bei trübem Wetter Wasser! Wo es regelmäßig trotz guter Wasserversorgung und Klimaführung zu Blütenendfäule kommt, sollten Spritzungen mit einem Kalzium-Blattdünger nach Herstellerempfehlungen durchgeführt werden. Diese sollten ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden.
Auch Calciumchlorid (Lebensmittelzusatzstoff E509) kann in 0,2 bis 0,3%iger Lösung verwendet werden.