Gemüsebau – Gute Infektionsbedingungen: Auch im Bioanbau nehmen Pilzkrankheiten zu
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald vom 27.07.2021
Der Gemüsebauexperte im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald A. Altmann beschreibt die aktuelle Situation und gibt Tipps ob Behandlungsmaßnahmen gegen Pilzkrankheiten tatsächlich notwendig sind und wie sie im Profianbau ggf. bekämpft werden können.
Die Sicht des Experten: „In den vergangenen drei Jahren haben sommerliche Hitzewellen zuverlässig dafür gesorgt, dass die Kraut und Braunfäule (Phytophthora infestans) an Tomaten, ausgebremst wurde, bevor sie richtig in Fahrt kam. Steigen die Temperaturen über mehrere Tage für einige Stunden über 30°C, stirbt der Pilz in den Blättern ab. Im Stängel überlebt Phytophthora infestans 34°C.“ „Diese Temperaturen oder die nötige Dauer wurden in den zurückliegenden sommerlichen Tagen offenbar nicht erreicht,“ so der Fachmann in seinen Ausführungen weiter.
Große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht mit intensiver Taubildung ließen die Infektionen sogar noch zunehmen. Jetzt sind in sehr vielen Beständen großflächig abgestorbene, schwarzbraune Blätter zu sehen und am Vormittag ein weißer Sporenrasen in der Übergangszone von abgestorbenen zu gesunden Blattteilen. Die Wetteraussichten lassen weiterhin gute Infektionsbedingungen erwarten.
Praxisempfehlung zur Bekämpfung der Phytophthora:
Alle Tomatenbestände, in denen Infektionen beobachtet werden, sollten deshalb umgehend behandelt werden. Geeignet sind kurativ wirkende Mittel wie Tanos oder Ridmil Gold MZ, in Freiland-Tomaten Ranman TOP. Im Bio-Anbau steht nur das rein vorbeugend wirkende Cuprozin Progress zur Verfügung. Dies sollte am besten eingesetzt werden, bevor Infektionen vorhanden sind. Erste befallene Blätter sollten entfernt werden, um den Befallsdruck zu senken. Gegen Spritzflecken helfen Spreiter wie WetCit oder Trifolio S-forte.
Praxisempfehlung zur Mehltau- und Botrytisbekämpfung:
Ähnlich aggressiv verhält sich der „Falscher Mehltau“ an Gurken. Befallene Bestände können nur mit regelmäßigen Behandlungen am Leben erhalten werden. Tanos (nur Gewächshaus), Forum oder Orvego sind die Mittel der Wahl bei vorhandenem Befall. Auch Acrobat Plus WG wirkt kurativ, braucht aber einen Spreiter, um Spritzflecken zu vermindern. Ranman Top kann noch bei beginnendem Befall eingesetzt werden.
Das angekündigte unbeständige Wetter wird auch Botrytis weiterwachsen lassen. Befallene Pflanzenteile in den Gewächshauskulturen sollten entfernt werden. In dichten Beständen von Tomaten muss weiter von unten „entblattet“ werden, Ziel sind 12 bis 16 Blätter. Das gilt auch für Gurken in der Layerkultur. Bei Gurken, die über den Draht hängen, sollten wöchentlich ein bis zwei Blätter vom oberen (hängenden) Drittel des Haupttriebes entfernt werden, um für eine gute Luftzirkulation zu sorgen.
Rat des Experten A. Altmann: Viel Luftaustausch ist für die Pflanzengesundheit derzeit wichtiger als hohe Nachttemperaturen. Deshalb sollten die Lüftungen möglichst auch nachts geöffnet bleiben. So kann die Luftfeuchtigkeit aus dem Gewächshaus entweichen und es gibt weniger Taubildung an den Blättern. Im Freiland muss der Fungizidschutz in allen anfälligen Kulturen erneuert werden, solange der Boden noch befahren werden kann.