Zuckerrüben – „Schering-Ohren“ jetzt erkennbar
Wichtige Informationen aus dem Hohenlohekreis vom 14.06.2024
„Die Zuckerrüben im Hohenlohekreis zeigen sich derzeit sehr unterschiedlich,“ so die aktuellen Erkenntnisse des Hohenloher Beratungstrios B. Weger, B. Weiß und M. Wahl. „Von Rüben, voller Energie im Reihenschluss bis zu Rüben, die das Wachstum eingestellt haben, findet man sämtliche Zwischenstadien an Größe und Vitalität.“
Die extremen Niederschläge verlagerten die Bodenwirkstoffe, vor allem den Wirkstoff Ethofumesat an die Wurzeln der kleineren Rüben und verursachen die steil stehenden Blätter - auch „Schering-Ohren“ genannt. Zusätzlich forciert Luftmangel diese Symptome, welches vor allem in verschlämmten Weißlehmböden mit hohem Schluffanteil auftritt. Bei verschlämmten Böden kann der Einsatz einer Hacke zur Krustenbrechung und Auflockerung Abhilfe schaffen.
Zikaden: Die Aktivität der Zikaden hat im gesamten Hohenlohekreis eingesetzt. Selbst in den Höhenlagen um Ilshofen gab es bereits Fallenfänge. Die Fänge auf den Gelbtafeln im Hohenlohekreis waren aber moderat. Im Unterland und Strohgäu waren die Fänge der Schilfglasflügelzikade deutlich höher.
Mögliche Maßnahme - Vitalisierung der Zuckerrüben - Stress macht die Zuckerrüben anfälliger für Schädlinge und Krankheiten. Eine Möglichkeit der Bekämpfung von SBR ist die Vitalisierung der Rüben. Ein Mittel wäre wie bereits oben beschrieben der Einsatz einer Hacke. Hier gilt es aber zu bedenken, dass dadurch der Spritzfilm auf der Bodenoberfläche zerstört wird und sich in hängigem Gelände die Erosionsgefahr erhöht.
Des Weiteren kann eine optimale Nährstoffversorgung die Zuckerrüben widerstandsfähiger machen. Oftmals sind bei ungünstigen Bodenstrukturen auch nicht alle Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar. Hier wäre der Einsatz verschiedener Präparate, auch in Kombination denkbar:
Beispiel: Wuxal P 3 bis 5 Liter/ha + Bittersalz 5 kg + 2,5 Liter/ha Bor und 0,5 Liter/ha Ortiva
Mögliche Maßnahme – Insektizide - Es gibt die These, dass Coragen und Mospilan eine Wirkung gegen Zikaden hätten. In den Versuchen waren die Ergebnisse aber enttäuschend. Ein Grund war sicherlich die extrem hohe Population an Zikaden an den Versuchsstandorten. Der zweite Grund ist die extreme Mobilität der Zikaden, die Saugtätigkeit ist extrem kurz und sie müssen erst an viele Rüben saugen um genügend Wirkstoff aufzunehmen. Bei jedem Saugen ist gleichzeitig ein Übertragen der Bakterien möglich.
Des Weiteren ist in schönen Rüben die Blattmasse sehr groß. Auf dieser großen Oberfläche das Insektizid optimal zu verteilen ist herausfordernd. Obwohl sich die Insektizide auf dem kontaminierten Blatt verteilen, sollte zumindest auf jedes Blatt Wirkstoff gelangen und zudem ist der Verdünnungseffekt auf den großen Rübenblättern nicht zu vernachlässigen.
Praxistipp: In Öhringen gibt es mit Klaus Schrameyer einen anerkannten Insektenexperten, der auch die Versuche mit Insektiziden gegen Zikaden begleitet hat. Klaus Schrameyer hat beim Gespräch den genannten Insektiziden keinen Erfolg eingeräumt. Die einzige wirkliche Möglichkeit sind vitale und widerstandsfähige Zuckerrüben – und dafür sollte jetzt alles getan werden.