Winterraps – Saisonbeginn im Blick…
Wichtige Informationen des Kreislandwirtschaftsamts am LRA Reutlingen vom 12.08.2024
„Für die Aussaat und die Wirkung der Bodenherbizide sollte das Saatbeet fein und ohne Strohreste sein. Strohreste und klutige Saatbeete verstärken zudem den Mäuse- und Schneckenbefall,“ so C. Schrade, langjährig versierter Pflanzenschutzberater aus dem Kreislandwirtschaftsamt im Landratsamt Reutlingen mit Blick auf den Saisonbeginn im Winterrapsanbau im Landkreis Reutlingen.
Herbizideinsatz - Die Vorauflaufherbizide benötigen Feuchtigkeit. Daher die Anwendung rasch nach der Saat durchführen und möglichst nicht in der Mittagszeit eine Behandlung durchführen.
Ein Einsatz von Chlomazonehaltigen Rapsherbiziden ist aufgrund der Auflagen eher schwierig. Daher wird im Landkreis Reutlingen nur eine Chlomazonefreie Anwendung empfohlen. Zudem darf das Clomazonehaltige Herbizid Colzor Trio NICHT im Wasserschutzgebiet eingesetzt werden!
Clomazonefrei sind – in Klammer die jeweils empfohlene Aufwandmenge:
- Butisan Gold (2,5 Liter/ha) oder
- Butisan Kombi (2,5 Liter/ha) oder
- Fuego Top+Tanaris (1,3+0,6 Liter/ha)
Achtung: Aufgrund der hohen Auflagen für den Wirkstoff Clomazone wird hauptsächlich der Wirkstoff Metazachlor im Winterraps eingesetzt. Dieser befindet sich unter anderem in Butisan Gold, Fuego Top, Butisan Top, Butisan Kombi und anderen. Jedoch wurden bereits Abbauprodukte von Metazachlor im Grundwasser gefunden. Daher steht dieser Wirkstoff seitens der Zulassungsbehörden unter Beobachtung. Die Empfehlung ist daher, nicht mehr als 500 g/ha Metazachlor einzusetzen.
Praxistipps: Mit Butisan Gold (2,5 Liter/ha) wird diese kritische Grenze nicht überschritten.
Das Produkt Belkar ist eine Metazachlorfreie Alternative. Dieses Produkt wird im Nachauflauf im Zweiblattstadium mit Belkar+Synero 30 SC (0,25+0,25 Liter/ha) eingesetzt. Eine Nachbehandlung mit 0,25 Liter/ha Belkar ist oftmals erforderlich. Diese wird dann idealerweise im Sechsblattstadium durchgeführt, jedoch mindestens zwei Wochen nach der ersten Applikation! Zulässige Mischungen von Belkar mit Gräserherbiziden im Herbst entnehmen Sie der Gebrauchsanleitung.
Einsatz von Gräsermitteln - Beachten Sie nach dem Auflaufen des Rapses den Ausfallgetreide- und Ackerfuchsschwanzdruck. Wenn die Ungräser weitgehend aufgelaufen sind, sollten diese bekämpft werden, da der Raps ansonsten von diesen unterdrückt wird.
Gegen Ausfallgetreide sind möglich:
- Agil-S (1,0 Liter/ha) oder
- Focus Ultra+Dash E.C (1,5+1,0 Liter/ha) oder
- Fusilade Max (1,0 Liter/ha) oder
- Panarex (1,25 Liter/ha) und andere
Praxistipps: In den landesweiten Resistenztests bei Ackerfuchsschwanz gibt es bislang noch keine Resistenzen bei dem Produkt Select. Daher sollte bei der Gräserbekämpfung, wenn gleichzeitig Ackerfuchsschwanz bekämpft werden soll Select 240 EC+Radiamix (0,5+1,0 Liter/ha) eingesetzt werden. Mischen Sie im Herbst das Gräsermittel mit Bor. Bor stärkt die Frosthärte der Pflanzen.
Schnecken - Nachdem bereits im letzten Jahr ein stärkerer Schneckenbesatz zu beobachten war, hat sich die Schneckenpopulation durch die seit Oktober anhaltenden Niederschläge weiter stark vermehrt.
Im Jugendstadium ist der Raps sehr durch Schnecken gefährdet! Legen Sie daher gleich nach der Saat einen Sack oder ein Brett auf eine Rapsfläche und kontrollieren Sie laufend an dieser Stelle den Schneckenbesatz. Unter den Sack oder das Brett legen Sie ein paar Schneckenkörner. Dadurch sind die Schleimspuren der Schnecken besser zu erkennen, so dass auf einen Befall mit Schnecken geschlossen werden kann. Bedenken Sie bitte, dass Schneckenkornstreuer auch einen TÜV benötigen!
In Landschaftsschutzgebieten, Natura 2000-Gebieten und Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten ist dies vorgeschrieben und das Überschreiten von Schadschwellen muss dokumentiert sein, ehe ein Pflanzenschutzeinsatz erfolgt! Die Schadschwelle liegt bei einer Schnecke je Kontrollstelle in ein bis zwei Tagen.
Achtung: Seit einiger Zeit gibt es die Auflage NT 116. Diese sagt aus, dass kein Schneckenkorn auf Nachbarflächen wie Hecken, Waldränder etc. gelangen darf. Ausgenommen hiervon sind landwirtschaftlich genutzte Flächen. Da Schnecken vor allem an den Rändern auftreten, ist eine randscharfe Behandlung dieser bei angrenzenden nichtlandwirtschaftlichen Flächen, nur noch durch die Ausbringung von Hand möglich.
Mögliche Mittel sind:
- Metarex Inov (5 kg/ha) oder
- Limares Techno (7 kg/ha) oder
- InnoProtect Schneckenkorn (3 kg/ha) oder
- Arinex 30 (6 kg/ha) oder
- Axcela (7 kg/ha) und andere
Praxistipps: Neben den genannten Produkten mit dem Wirkstoff Metaldehyd ist auch der Wirkstoff Eisen-III-Phosphat zur Schneckenbekämpfung verfügbar. Falls der Wirkstoff Metaldehyd längerfristig wegfallen sollte, könnte weiterhin eine Schneckenbekämpfung durchgeführt werden. Produkte mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat haben zum Teil auch eine Zulassung für den Ökologischen Landbau. Möglich sind:
- Ferrex (6 kg/ha) oder
- Ironmax Pro (7 kg/ha) oder
- Sluxx HP (7 kg/ha) oder
- Derrex (7 kg/ha) und andere
Praxistipp: Die maximal zugelassene Anwendungshäufigkeit des Produktes entnehmen Sie der Gebrauchsanleitung.
Rapserdfloh - Stellen Sie gleich nach der Rapsaussaat Gelbschalen auf, um den Zuflug des Rapserdflohs zu überwachen. Bis zum 3-Blattstadium liegt die Schadensschwelle bei 10% zerstörter Keim- oder Laubblätter, ab der erst eine Bekämpfung notwendig ist.
Die entsprechend zugelassenen und wirksamen Insektizide können dem Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2024“ auf Seite 84 entnommen werden. Bedenken Sie bitte, dass Pyrethroide bei Temperaturen über 20°C verdampfen und keine Wirkung haben!