Winterraps – Saatbettbereitung aus jeglicher Sicht enorm wichtig
Wichtige Informationen aus dem Enzkreis vom 29.08.2024
Aus Sicht der beiden amtlichen Pflanzenschutzberater S. Nagel und Florian Haug im Enzkreis kommt in diesem Jahr der Saatbettbereitung zur Rapsaussaat eine besondere Bedeutung zu. Die hohen Niederschläge bis in den Juli und die nun anhaltende Trockenheit sorgen für eine sehr raue und grobe Bodenbeschaffenheit nach der Stoppelbearbeitung. Um größere Kluten zu brechen und den Bodenschluss zu gewährleisten kann der Einsatz der Walze vor der Aussaat notwendig sein. Außerdem werden dadurch die Versteckmöglichkeiten von Schnecken reduziert.
Herbizideinsatz - Auf Grund der unterschiedlichen Niederschlagsverteilung muss individuell entschieden werden, welche Herbizide zur Anwendung kommen können. Bei ausreichend Feuchtigkeit kann eine Behandlung mit bodenaktiven Mitteln im Vorauflauf bis zum frühen Nachauflauf wie z.B. Butisan Gold, Butisan Kombi, Fuego Top, Gajus oder Tanaris durchgeführt werden.
Für trockene Standorte kann auf das blattaktive Mittel Beklar+Synero30SL (Belkar Power) im Nachauflauf zurückgegriffen werden. Der Einsatz darf erst nach Ausbildung des 2. echten Laubblattes erfolgen. Bei Bedarf kann dann ab dem 6 Blatt Stadium, 14 Tage später, nochmals 0,25 Liter/ha Belkar nachgelegt werden
Insektizideinsatz - Kontrollieren Sie die auflaufenden Bestände regelmäßig auf Lochfraß durch den Erdfloh. Bis zum 3-Blatt-Stadium liegt der Bekämpfungsrichtwert bei: mehr als 10% Lochfraß je Blatt.
Praxistipps: Bei Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes sollte ein Pyrethroid eingesetzt werden. Um Resistenzen vorzubeugen sollte die Schadensschwelle zwingend berücksichtigt werden. Eine grundlegende Entscheidungshilfe bietet die Abbildung oben im Bild.
Zusätzlich sollte mindestens eine Gelbschale je Schlag aufgestellt werden. Für Flächen in Landschaftsschutzgebieten sind folgende Vorgaben verpflichtend:
- bis 2 ha Schlaggröße oder Bewirtschaftungseinheit mindestens eine Gelbschale (ca. 20m vom Feldrand entfernt aufstellen)
- bis 10 ha eine weitere Gelbschale
- darüber pro 10 ha je eine weitere Gelbschale (Beispiel: bei 13 ha: 3 Gelbschalen)
Die Schadensschwelle bis zum 6–Blatt–Stadium liegt bei: 50 bis 75 Käfer in 3 Wochen
Schnecken - Auf Grund der reichlichen Niederschläge in diesem Jahr muss im Raps besonders auf den Schneckendruck geachtet werden. Kontrollieren Sie Ihre Schläge bereits nach der Saatbettbereitung regelmäßig auf das Vorhandensein von Schnecken. Dies kann mit Jutesäcken, Holzbrettern oder Schneckenfolien erfolgen, unter welche Sie einige Schneckenkörner auf Metaldehyd Basis streuen. Der Wirkstoff sorgt für eine deutliche Schleimbildung durch die Schnecken und deren Anwesenheit kann sicher nachgewiesen werden. Der Behandlungsrichtwert liegt bei: 1 Schnecke pro Kontrollstelle innerhalb von 1 bis 2 Tagen.
Praxistipp: Bei der roten Wegschnecke reicht eine Randbehandlung, bei der genetzten Ackerschnecke muss flächig behandelt werden.
Die Bestandskontrolle muss auch nach einer Behandlung fortgeführt werden.
- In Landschaftsschutzgebieten ist dies Teil der IP+ Maßnahmen und muss entsprechend dokumentiert werden.
- Achten Sie immer auf die Abstandsauflagen der Produkte zu Oberflächengewässern und die Dokumentation in Schutzgebieten nach IP+.
- Bitte denken Sie an die Anlage eines Spritzfensters pro Bewirtschaftungseinheit in Landschaftsschutzgebieten, FFH-Gebieten und Vogelschutzgebieten, sowie auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen in Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten.