Winterraps – Bekämpfungsrichtwerte kennen und umsetzen
Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 23.08.2024
"Die auflaufende Rapspflanze bevorzugt ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett mit einer guten Stroheinarbeitung und Strohrotte," so die versierte Anbauexpertin und Pflanzenschutzberaterin A. Bäuerle vom Amt Backnang im Rems-Murr-Kreis. Raps reagiert empfindlich auf Verdichtungen und Kluten, da die Wurzelbildung beeinträchtigt wird und ist gerade in den ganz frühen Blattstadien ein gefundenes Fressen für Tierische Schädlinge.
Schnecken - Dieses Jahr ist aufgrund der Witterung und den Erfahrungen in anderen Kulturen ein deutliches Augenmerk auf den vorhandenen Schneckendruck zu legen. Die Kontrolle kann z.B. mit Jutesäcken, Brettern oder spezieller Schneckenfolie erfolgen. Von Vorteil ist es, etwas Metaldehyd-haltiges Schneckenkorn mitunter die Matte zu geben, da durch das Ausschleimen auch wieder abgewanderte Schnecken erkennbar sind. Die Überwachung empfiehlt sich bis zum 4-Blattstadium. Als Bekämpfungsrichtwert ist 1 Schnecke je Kontrollstelle in 1-2 Tagen angesetzt.
Praxistipps: Ein feinkrümeliges Saatbett trägt zudem dazu bei, dass Schecken wenige Rückzugsmöglichkeiten finden. Je nach Druck kann auch eine Randbehandlung ausreichend sein. Bitte denken Sie daran, dass Geräte mit denen Schneckenkorn ausgebracht wird über eine gültige TÜV-Plakette Pflanzenschutz verfügen müssen.
Rapserdfloh – Er ist ein weiterer Schädling, der die junge Rapspflanze erheblich schädigen kann. Im vergangenen Herbst war ein sehr geringes Aufkommen zu verzeichnen, so dass nur in seltenen Fällen eine Behandlung notwendig war. Der Rapserdfloh ist ab dem Keimblattstadium in kurzen Abständen zu überwachen. Dies einerseits mit Gelbschalen, die etwas in den Boden eingegraben, mit Wasser und Spülmittel gefüllt und mit einem Gitter versehen werden. Andererseits mit Kontrolle des Lochfraßes an Keim- und Laubblättern. Bis zum 3-Blattstadium gilt als Bekämpfungsrichtwert mehr als 10% durch Fraß zerstörte Blattfläche. Der Rapserdfloh landet eher zufällig in der Gelbschale, da ihn das Gelb nicht anzieht. Die Gelbschalenfänge sollen aber sicherstellen, dass auch tatsächlich Rapserdflöhe auf der Fläche sind.
Praxistipps: Neben den bekannten Pyrethroiden (siehe gelbes IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2024 – Ackerbau und Grünland“, S. 84f.), die zur Bekämpfung nach Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte zur Verfügung stehen, wurde dieses Jahr zur Resistenzvermeidung wieder den Produkten Exirel und Minecto Gold die Notfallzulassung erteilt. Sie beinhalten den Wirkstoff Cyantraniliprole. Cyantraniliprole sollte bevorzugt nach dem Schlupf der Larven ab Oktober zum Einsatz kommen. Der Wirkstoff dringt in die Pflanze ein und wird mit dem Wasserstrom verteilt. Die Erdflöhe nehmen den Wirkstoff über Fraß- und auch durch Kontakt auf. Es werden sowohl die adulten Käfer als auch ihre Larven in der Pflanze erfasst.
Achtung: Beim Anbau von Winterraps in Schutzgebieten ist im Rahmen von IPSplus, die Überwachung des Rapserdflohs und der Schnecken sowie die Einhaltung der Bekämpfungsrichtwerte zu dokumentieren (Maßnahmen A2.3 und 3.2). Die Ausführungen zu den IPSplus-Maßnahmen sowie eine Vorlage zur Dokumentation finden Sie auf der Seite des Infoservice des Rems-Murr- Kreises unter folgendem Link: https://rems-murr-kreis.landwirtschaft-bw.de/MLR.ULBWN,Lde/Startseite/Fachinformationen/Ackerbau.
Bitte beachten Sie: Ab Aussaat 2024 gilt vereinfachend, dass im Rahmen von IPSplus die Kontrolle auf Schnecken auch schon unmittelbar vor der Saat erfolgen und bei Überschreiten des Bekämpfungsrichtwertes das Schneckenkorn bereits zur Saat ausgebracht werden kann.