Winterraps – Aussaat gestartet: Saatbett geht vor Saatzeitpunkt!
Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 29.08.2023
Die renommierte Pflanzenschutz- und Anbauexpertin A. Bäuerle vom Landwirtschaftsamt Backnang im Rems-Murr-Kreis berichtet, dass die Rapsaussaat im Kreis zum Teil bereits begonnen hat und informiert, dass Raps hohe Anforderungen an ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbeet stellt. Deshalb gilt: Saatbett geht vor Saatzeitpunkt! Um den Schnecken keine Rückzugsmöglichkeit zu geben, ist zudem eine gute Stroheinmischung wichtig und ggf. eine Saatbettrückverfestigung (Vermeidung von Hohlräumen) sinnvoll.
Herbizidmaßnahmen: Wichtige Unkrautarten im Winterrapsanbau in der Rems-Murr Region sind Ehrenpreis, Hirtentäschelkraut, Hellerkraut, Kamille, Klettenlabkraut, Stiefmütterchen, Storchschnabel und Vogelmiere. Die Wahl der Herbizide und des Anwendungszeitpunktes sich folglich immer an der Art der Verunkrautung und den Anwendungsbedingungen richten, insbesondere der Bodenfeuchte, die vor allem für die Wirkung der bodenaktiven Wirkstoffe wie Metazachlor und Dimethenamid-P wichtig sind.
Praxistipps: Klassisch in der frühen Anwendung im Vorauflauf sind Metazachlor-haltige Mittel (z.B. Butisan Gold, Butisan Kombi, Fuego, Fuego Top, …). Metazachlor hat zudem eine befriedigende Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz.
Achtung: Der Wirkstoff darf in 3 Jahren mit maximal 1000 g/ha auf derselben Fläche ausgebracht werden. Es wird aber empfohlen, die Aufwandmenge auf 500 g in 3 Jahren zum Schutz des Grundwassers zu reduzieren und auf eine Anwendung auf Grundwassersensiblen Standorten zu verzichten.
Praxistipps: Bei der späten Anwendung im Nachauflauf, insbesondere, wenn z.B. die Bodenfeuchte fehlt oder die sichere Etablierung des Bestandes abgewartet werden soll, kann das rein blattaktive Belkar zur Anwendung kommen. Belkar darf erst anwendet werden, wenn auch die kleinste Rapspflanze das 2-Blatt-Stadium erreicht hat.
Achtung: Die Anwendung im Splitting mit geteilter Aufwandmenge in Kombination mit Synero 30 SL ist besser wirksam als die Einmalbehandlung mit voller Aufwandmenge. Auf Clomazone-haltige Mittel im Vorauflauf wird hier nicht näher eingegangen, da bei deren Anwendung umfangreiche Anwendungsbestimmungen und Auflagen sowie Dokumentationspflichten zu erfüllen sind.
Treffen Sie – wenn möglich – die Herbizidauswahl anhand der Anwendungsbedingungen (Bodenfeuchte, Temperatur, Zusammensetzung der Verunkrautung) nach der Rapsaussaat. Bei Bedarf gerne Beratung anfordern.
Mittel | Tage n.d.Saat | Bemerkung | |
Butisan Gold (2,5) | 3 bis 5 | Bodenfeuchte, breite Wirkung inkl. Storchschnabel, Teilwirkung Ackerfuchsschwanz | |
Fuego Top+Runway (1,3+ 0,2) | 7 bis 10 | Preisgünstige Mischung für unproblematische Flächen. Ohne Storchschnabel, schwach bei Hirtentäschel-/Hellerkraut. | |
Katamaran Plus+Tanaris (1,5+0,5) | + Runway (0,2) | Vorlage 3 bis 10 Tage und Runway-Nachlage im 2-4 Blattstadium | Ähnliche Wirkstoffgehalte. Durch Runway-Zumischung etwas flexibler in der Terminierung. Bodenfeuchte |
Butisan Gold (2,0) | + Runway (0,2) | ||
Tanaris (1,5) | + Runway (0,2) | Ohne Metazachlor | |
Gajus (3,0) | + Runway (0,2) | ||
Belkar + Synero (Belkar Power) (0,25+0,25) | (+Belkar (0,25)) | 2 Blatt und bei Bedarf 14 Tage später | Rein blattaktiv, breite Wirkung inkl. Storchschnabel. Keine Mischung mit Carax! |
Für die genannten Ausbringungstermine gilt: Die Auflagen und Anwendungsbestimmungen der jeweiligen Mittel sind zu beachten. Sie können u.a. der Gebrauchsanleitung entnommen werden. Weitere Mittel und deren Wirkungsspektrum sind im gelben Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2023 – Ackerbau und Grünland“, S. 80f. unter nachfolgendem Link aufgeführt:
https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.LTZ,Lde/Startseite/Service/Broschueren+zum+Pflanzenschutz
Schnecken- und Rapserdflohkontrolle: Schnecken sind ab dem Auflaufen mittels Auslegen von Jutesäcken, Schneckenfolie oder Ähnlichem, an mehreren Stellen auf dem Acker zu überwachen. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei 1 Schnecke je Kontrollstelle in 1-2 Tagen. Oft sind Randbehandlungen ausreichend.
Zur Schneckenbekämpfung stehen mit Metaldehyd und Eisen-III-phosphat zwei Wirkstoffe zur Verfügung. Metaldehyd kann auch bei trockener Witterung eingesetzt werden und bewirkt eine übermäßige Schleimabsonderung, die zur Austrocknung der Schnecken führt. Eisen-III-phosphat ist für feuchte Witterung geeignet. Es wirkt auf den Kalziumstoffwechsel und stört den Flüssigkeitshaushalt. Mit der Folge, dass der Fraß eingestellt und die Schleimproduktion unterbrochen wird.
Eine weitere Gefahr für die auflaufende Rapspflanze ist der Rapserdfloh. Auch er frisst bereits an den Keimblättern. Zur Überwachung des Zuflugs sind Gelbschalen das wichtigste Hilfsmittel. Bei großen Schlägen kann der Zuflug sehr heterogen sein, deshalb sind ggf. mehrere Gelbschalen aufzustellen. Die Gelbschalen sind in einem Abstand von ca. 20 m zum Feldrand zu positionieren und ca. zur Hälfte mit Wasser zu befüllen. Ein Spritzer Spülmittel senkt die Oberflächenspannung. Sehr wichtig ist die Abdeckung mit einem Gitter, um Beifänge, insbesondere Bienen oder Hummeln, zu vermeiden. Der Rapserdfloh hüpft eher zufällig in die Gelbschale, da ihn das Gelb nicht anzieht. Deshalb die Schalen anfangs etwas eingraben. Mit fortschreitender Entwicklung des Rapses die Gelbschale auf Bestandshöhe anpassen.
Praxistipps:
- Bis zum 3-Blatt-Stadium wird der Lochfraß bonitiert. Hier liegt er Bekämpfungsrichtwert bei 10% durch Fraß zerstörte Keim-/Laubblattfläche.
- Vom 4-6-Blatt-Stadium werden die Gelbschalenfänge ausgezählt. Hier liegt der Bekämpfungsrichtwert bei 50-75 Käfern in 3 Wochen.
Neben den bekannten Pyrethroiden (siehe gelbes Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2023 – Ackerbau und Grünland“, S. 84f.), die zur Bekämpfung nach Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte zur Verfügung stehen, wurde dieses Jahr zur Resistenzvermeidung den Produkten Exirel und Minecto Gold die Notfallzulassung erteilt. Sie beinhalten den Wirkstoff Cyantraniliprole. Er dringt in die Pflanze ein und wird mit dem Wasserstrom verteilt. Die Erdflöhe nehmen den Wirkstoff über Fraß- und auch durch Kontakt auf. Es werden sowohl die adulten Käfer als auch ihre Larven in der Pflanze erfasst.
Achtung: Mittel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole dürfen im Raps nur einmal innerhalb eines Kalenderjahres ausgebracht werden. Die Saat von mit Lumiposa gebeiztem Saatgut gilt nicht als Anwendung.
Praxistipp: Cyantraniliprole sollte bevorzugt nach dem Schlupf der Larven ab Oktober zum Einsatz kommen.
Achtung: Beim Anbau von Winterraps in Schutzgebieten ist im Rahmen von IPSplus, die Überwachung des Rapserdflohs und der Schnecken sowie die Einhaltung der Bekämpfungsrichtwerte zu dokumentieren (Maßnahmen A2.3 und 3.2). Die Ausführungen zu den IPSplus-Maßnahmen sowie eine Vorlage zur Dokumentation finden Sie auf der Seite des Infoservice des Rems-Murr-Kreises unter folgendem Link:
https://rems-murr-kreis.landwirtschaft-bw.de/pb/MLR.ULBWN,Lde/Startseite/Fachinformationen/Ackerbau