Winterraps – Aussaat/Erdfloh/Schnecken/Unkrautregulierung
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 05.09.2024
„Bedingt durch das kleine Saatkorn benötigt der Raps optimale Bedingungen im Saatbett für einen erfolgreichen Start,“ so der versierten Pflanzenschutzberaters M. Kreh vom Landwirtschaftsamt Ravensburg im Vorfeld seiner heutigen, regional gültigen Empfehlung zum Anbau und zur Kulturführung von Winterraps
Aller Anfang ist dabei die Bodenbearbeitung nach der Ernte der Vorfrucht. Insbesondere nach den vielen Niederschlägen dieses Jahr gilt es besondere Sorgfalt bei der Bodenbearbeitung an den Tag zu legen. Arbeiten Sie sich langsam von „oben nach unten“ vor. Beginnen Sie immer mit Geräten zur flachen, mischenden Bearbeitung und verhindern Sie somit, dass die jungen Rapswurzeln auf eine Strohmatte stoßen. Wurzeln können nicht durch Strohmatten hindurchwachsen, Triebe wesentlich einfacher! Ideal ist auch eine Kalkdüngung vor Raps. Lassen Sie zwischen den Bodenbearbeitungsmaßnahmen ausreichend Zeit (min. 7 Tage), sodass Unkrauter keimen und sich der Boden wieder absetzen kann.
Beim Aussaattermin gilt: Qualität geht vor Zeitpunkt! Durch die milden Herbsttemperaturen waren die Septembersaaten ertraglich nicht schlechter, oder sogar etwas besser, als die früher gesäten Bestände. Bei den Frühsaaten ist die Gefahr durch tierische Schädlinge im Herbst und Frostschäden durch Auswinterung höher. Bis Mitte September sollte die Rapsaussaat jedoch abgeschlossen sein, denn Ziel ist es, 30-40 Pflanzen/m2 mit jeweils 8-10 gesunden Laubblättern und einen Wurzelhalsdurchmesser zwischen 10 und 15mm vor Winter erreicht zu haben. Die Anzahl an Blättern vor Winter legt die maximale Anzahl an Verzweigungen fest, welche die Pflanzen im Folgejahr ausbilden. Und diese wiederum ist ein entscheidender Parameter bei der Ertragsschätzung.
Tierische Schädlinge: Ist der Raps aufgelaufen, gilt es diesen gegen Schnecken und andere Schädlinge wie den Erdfloh zu schützen. Graben Sie hierzu Gelbschalen so in den Boden ein, dass dessen Oberkante eben zur Bodenoberfläche ist, denn die Erdflöhe werden nicht von der gelben Farbe angelockt, sondern fallen zufällig in die Schalen. Fangen Sie über 50 Käfer pro Schale, innerhalb 3 Wochen im 4-6 Blatt-Stadium, ist der Bekämpfungsrichtwert überschritten. Betrachten Sie den Lochfraß an den jungen Pflanzen so liegt der Richtwert bei 10% zerstörter Blattfläche (siehe Bilder). Der Blattfraß hat lediglich dann ertragliche Auswirkungen, wenn die Keimblätter so stark vom Erdfloh geschädigt werden, dass die weitere Entwicklung der Pflanzen gehemmt ist. Der eigentliche Schaden entsteht durch den Fraß der Larven an den Blattachseln und Stängeln.
Aufgrund der bereits bestehenden Resistenzproblematik bei den Insektiziden sind falschterminierte oder mehrfache Behandlungen unbedingt zu vermeiden. Achten Sie deshalb möglichst auch auf einen Wirkstoffgruppenwechsel während der Vegetationsperiode im Frühjahr/Sommer. Zur Auswahl stehen hier die bekannten Pyrethroide der Klasse II (Karate Zeon, Troid, Kaiso Sorbie, Decis Forte, Nexide), sowie aus der Klasse I (Mavrik Vita). Außerdem steht seit Mai neu das Neonicotinoid Carnadine generell zur Verfügung: Per Notfallzulassung stehen im Falle von bekannten Pyrethroid-Resistenzen noch die Produkte Exirel und Minecto Gold mit dem Wirkstoff Cyantriniprole zur Verfügung.
Bei den Schnecken eignen sich Säcke, Bretter oder Steine welche auf die Bodenoberfläche gelegt werden. Drehen Sie in den frühen Morgenstunden diese um, finden Sie bei Befall, an der Unterseite Schnecken. In den meisten Jahren, insbesondere bei feuchten Bodenbedingungen, ist eine Behandlung im äußeren Bereich der Fläche mit Schneckenkorn sinnvoll. Jedoch kann auf das ganzflächige Streuen verzichtet werden, da die Schnecken meist aus den Feldrändern oder aus angrenzendem Grünland in den frisch gesäten Rapsacker einwandern. Kontrollieren Sie trotzdem auch im inneren den Schneckenbefall, so können Sie individuell agieren. Die Bekämpfungsschwelle liegt hierbei bei einer Schnecke pro Kontrollstelle. Schneckenkornstreuer benötigen die Prüfplakette Pflanzenschutz.
Achtung: Liegen Ihre Flächen in Schutzgebieten, so denken Sie bitte daran die Dokumentationsvorgaben nach IPSplus einzuhalten. Hier sind Sie bei Grundsatz A2.2 verpflichtet die Überwachung des Erdflohs durchzuführen und die Ergebnisse zu dokumentieren, bei A3.2 ist näheres zu den Acker-Schnecken beschrieben. Zum Aufschreiben existiert das Formblatt „Rapsschädlinge Dokumentation der Überwachungsmaßnahmen“.
Unkrautbekämpfung - Bei der Unkrautregulierung sind die Leitunkräuter des Standortes entscheidend. Je nach Produkt können Sie zwischen einer Vorauflauf- oder frühen Nachauflauf-Behandlung entscheiden. Für den Wirkungserfolg aller Bodenherbizide ist zudem ausreichend Bodenfeuchtigkeit und eine möglichst ebene Bodenoberfläche ohne große Kluten entscheidend. Das Walzen nach der Aussaat ist demzufolge von Vorteil.
Bei den Vorauflauf Produkten sind Metazachlor, Quinmerac und Dimethenamid-P die zentralen Wirkstoffe. Zudem ist Metazachlor auch gegen Ackerfuchsschwanz wirksam und somit eine gute Wahl bei Ackerfuchsschwanz Problemstandorten. Metazachlor ist enthalten in den Produkten Butisan Top, -Gold, und -Kombi, Fuego und Fuego Top. Butisan Gold bietet durch die drei enthaltenen Wirkstoffe eine breite Abdeckung, (auch gegen Klettenlabkraut und Storchschnabel), ist allerdings nicht ganz günstig im Preis.
Fehlt bei der gewünschten Vorauflaufanwendung die nötige Bodenfeuchte, muss auf die blattaktive Nachauflaufbehandlung mit anderen Wirkstoffen und Produkten ausgewichen werden. Vorteil hierbei ist, dass gezielt auf die auflaufenden Arten reagiert werden kann, der Rapsbestand sich schon etabliert hat und eine sichere Wirkung auch bei trockenen Bedingungen eintritt. Hier kommt das Produkt Belkar in BBCH 12 bis BBCH 14 mit 0,25 Liter/ha + Synero 0,25 Liter/ha zum Einsatz. In BBCH 16 folgt die Nachlage mit Belkar 0,25 Liter/ha. Zwischen den Anwendungen müssen 14 Tage Abstand sein. Hierbei werden Hellerkraut und Hirtentäschel gut erfasst. Diese Belkar-Spritzfolge ist schonender als die angesprochenen Vorauflaufbehandlungen, sie sind aber auf Ackerfuchsschwanz-Standorten nicht geeignet. Beim Belkar-Einsatz gibt es einige Punkte bezüglich der Mischbarkeit mit anderen Produkten zu beachten: Bei der ersten Belkar-Anwendung können die Gräserpartner wie z.B. Select 240 oder Focus Ultra gegen Ausfallgetreide zugemischt werden. Bei der zweiten Belkar-Behandlung können dann die Fungizide Tilmor, Orius und Folicur zur Winterfestigkeit bzw. zur Wuchsregulierung beigemischt werden. Nicht zugelassen ist ein gemeinsamer oder „absetziger“ Einsatz von Metconazolhaltigen Produkten wie Carax und Efilor. Die Zumischung eines Insektizids und von Bor-Blattdüngern zu Belkar ist immer möglich.
Praxistipps: Beachten Sie im Allgemeinen, dass Herbizide, unter ungünstigen Bedingungen eingesetzt (Einwaschung von Metazachlor durch Starkniederschläge in die Wurzelzone), zu Phytotox-Problemen im Raps führen können. Dies ist erkennbar, wenn aus Versehen ein Bereich bei der Herbizidmaßnahme vergessen wurde und damit im Feld ersichtlich wird, dass der Raps - auch mit Unkrautkonkurrenz - an diesen Stellen vitaler und besser entwickelt steht. Wird Raps in Einzelkornsaat in weiter Reihe gesät, würde sich hier eine mechanische Maßnahme mit einer Hacke ab dem 3-Blatt-Stadium anbieten.