Winterraps – Aussaat - Tierische Schaderreger - Unkrautbekämpfung
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 19.08.2024
Generell sollte der Raps ab Anfang September gesät werden, um ein Überwachsen des Bestandes sowie den Druck durch Rapsschädlinge wie Erdflöhe zu minimieren. Mancherorts ist es hingegen leichter, den Raps einzukürzen als ihn zu ausreichendem Wachstum zu bewegen. „Erwägen Sie daher anhand von ihrem Standort, die Vor- und Nachteile von frühen (August-) Saatterminen,“ so die beiden renommierten Pflanzenschutzexperten C. Erbe und B. Lutsch vom Landwirtschaftsamt Bruchsal im Landkreis Karlsruhe im Vorfeld ihrer spezifischen und regional geltenden, weiterführenden Informationen.
Schnecken - 2024 ist ein Schneckenjahr. Wir gehen somit auch zur Rapsaussaat von einem erhöhten Schneckendruck aus. Achten Sie bei der Bodenbearbeitung auf ein feinkrümeliges Saatbett und auf eine gute Rückverfestigung. Grobe Kluten unter denen sich die Schnecken halten können, sind unbedingt zu vermeiden. Vorsicht ist vor allem entlang von Altraps sowie an Hecken, Feldgehölzen und Feldrainen geboten.
Praxistipps: Zur Schneckenkontrolle legen Sie Jutesäcke, Bretter (Größe ca. 0,5 m²) oder spezielle Schneckenfolien aus. Zur Beköderung streuen Sie Schneckenkorn auf Metaldehydbasis aus, wodurch wieder abgewanderte Schnecken erkennbar werden. Der Bekämpfungsrichtwert ist bis zum 4-Blattstadium überschritten sobald in 1-2 Tagen eine Schnecke je Kontrollstelle beobachtet wird. Oft ist eine Randbehandlung ausreichend um das Einwandern aus angrenzenden Flächen zu verhindern. Eine Behandlung darf erst nach Überschreiten der Schadschwelle erfolgen. Neu ist, dass diese Schadensschwelle auch vor der Saat mit den zuvor beschriebenen Methoden ermittelt werden kann. Dies hat den Vorteil, dass bei vorhandener Technik direkt bei der Rapssaat und Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes.
Achtung: Für Rapsschläge in IPS+ Schutzgebieten (Landschaftsschutzgebiete, FFH- und Vogelschutzgebiete, intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen in Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten, gesetzlich geschützte Biotope, und bei Naturdenkmalen) ist die Anzahl an Schnecken an mindesten zwei Stellen pro Bewirtschaftungseinheit (nicht im Randbereich) zu dokumentieren.
Unkrautbehandlung - Die Unkrautbehandlung ist davon abhängig, ob nach der Saat trockene oder feuchte Bedingungen vorherrschen. Bei ausreichender Bodenfeuchte können Bodenherbizide wie z.B. Butisan Gold, Fuego Top, Gajus oder Tanaris unmittelbar nach der Saat bis zum frühen Nachauflauf zum Einsatz kommen.
Praxistipps: Achten Sie beim Einsatz von Butisan Gold oder Fuego Top darauf, dass die ausgebrachte Menge von 500 g/ha Metazachlor nicht überschritten wird (Grundwasserschutz!). Dies ist beispielsweise mit 2,5 Liter/ha Butisan Gold oder 1,3 Liter/ha Fuego Top möglich.
Bei mangelnder Bodenfeuchtigkeit während und nach der Saat oder bei unsicherem Auflaufen des Rapses kann das Produkt Belkar Power Pack zum Einsatz kommen. Ab dem 2-Blattstadium (BBCH 12) erfolgt der Einsatz von Belkar+Synero 30 SL (0,25+0,25 Liter/ha). Zu diesem Zeitpunkt kann Situationsbezogen die Zugabe eines Insektizides oder Graminizides erfolgen. Bei Bedarf kann dann ab dem 6-Blattstadium, 14 Tage später, nochmals Belkar (0,25 Liter/ha) nachgelegt werden gegebenenfalls in Kombination mit einem Fungizid.
Praxistipps: Die Schwächere Ackerfuchsschwanzleistung des Belkar Power Pack verglichen zu Butisan ist auf Ackerfuchsschwanzstandorten durch den Einsatz von Propyzamidhaltigen Produkten im Herbst auszugleichen. Auf die Mischbarkeit von Belkar mit anderen Produkten muss genauestens geachtet werden. Näheres dazu ist der Produktbeschreibung der Firma zu entnehmen!
Achtung: Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Clomazonhaltige Produkte auf Grund der zahlreichen und umfangreichen Auflagen nicht in der Empfehlung enthalten sind.
Rapserdfloh - Nach der Aussaat beginnt die Überwachung des Rapserdflohs. Altraps in direkter Nachbarschaft hat oft einen hohen Erdflohdruck zur Folge. Der Erdfloh schädigt den Raps auf 2 Arten. Einmal durch direkten Blattfraß des Erdflohs und einmal durch den Larvenfraß der Erdflohrlarven innerhalb des Rapsstängels nach erfolgter Eiblage. Schäden durch Blattfraß sind meist zu vernachlässigen. Die Schadensschwelle hierfür liegt bei 10% zerstörter Blattfläche vom Auflaufen bis zum 3-Blattstadium. Entscheidender ist der Reifungsfraß der Erdflohlarven im Rapsstängel.
Praxistipps: Um die Besiedlung des Rapses mit Rapserdflöhen und die daraus resultierende Eiablage/den Larvenfraß zu ermitteln müssen ab der Saat Gelbschalen im Raps aufgestellt werden. Am besten graben Sie die Gelbschale leicht in den Boden ein, denn der Rapserdfloh springt zufällig in die Schale und orientiert sich nicht an der gelben Farbe.
Achtung: Betriebe mit Schlägen im ISP+ Gebiet sind über die Pflichtmaßnahmen dazu verpflichtet Gelbschalen aufzustellen. Dabei ist zu beachten:
- bis 2 ha Schlaggröße oder Bewirtschaftungseinheit mindestens eine Gelbschale ca. 20 m vom Feldrand entfernt aufstellen,
- bis 10 ha eine weitere Gelbschale (also zwei)
- darüber hinaus pro 10 ha eine weitere Gelbschale (Beispiel: bei 13 ha – 3 Gelbschalen).
Praxistipp: Die durchgeführten Überwachungsmaßnahmen (im Besonderen bei Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes) können in dem Erhebungsbogen des LTZ, durch einen Vermerk in der Ackerschlagdatei, in eine Excel-Tabelle oder ähnliche Dokumentationsarten festgehalten werden.