Winterraps – Anbau mit mehr Mechanik?
Wichtige Informationen des RP Stuttgart - Pflanzenschutzdienst - vom 13.08.2024
„Je nach Höhenlage und Witterung steht im Regierungsbezirk Stuttgart Ende August oder Anfang September die Rapsaussaat an,“ so Dr. J. Mühleisen, zuständiger Fachreferent vom Pflanzenschutzdienst im Regierungspräsidium Stuttgart. Aus Sicht des Stuttgarter Fachmanns gilt grundsätzlich, dass die Saatbettbeschaffenheit entscheidender als der Aussaatzeitpunkt ist. Daher sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass ein feinkrümeliges Saatbett hergestellt werden kann.
Bis in die 1970er Jahre wurde Raps als Hackfrucht angebaut, was heute im integrierten Anbau teilweise in Vergessenheit geraten ist. Ein dreijähriger Praxisversuch des Landratsamts Böblingen deutet darauf hin, dass ein Verzicht auf Herbizide und die mechanische Unkrautbekämpfung auch im integrierten Anbau zu einer besseren Pflanzenentwicklung und Mehrerträgen von 7 dt/ha führen kann. Auch wenn Herbizide vielfache Erleichterungen im Ackerbau bringen, ist aus vielen Kulturen bekannt, dass Herbizide aufgrund ihrer Phytotoxizität - insbesondere bei ungünstiger Witterung - auch die Kulturpflanzen in ihrer Entwicklung hemmen können. Zusätzlich führt die mechanische Unkrautbekämpfung zu einer besseren Sauerstoffversorgung und Erwärmung des Bodens, wodurch auch die Nährstoffversorgung durch Mineralisation verbessert wird.
Bei der mechanischen Unkrautbekämpfung ist die Abhängigkeit von der Witterung deutlich höher als bei Herbiziden. Viele Betriebe haben in Hackgeräte und Striegel für andere Kulturen investiert und hier bietet es sich, mechanische Verfahren auch im Winterraps z. B. auf einem Teilschlag zu testen, um Erfahren für Folgejahre zu sammeln. Raps kann gut als Reihenkultur mit einem einen Reihenabstand von 50 cm oder auch 37,5 cm gesät werden. In Praxisversuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und des Landratsamts Böblingen war ein Reihenabstand von 50 cm üblich.
An der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurde der Einsatz des Striegels in ökologischem Winterraps untersucht. Im Keimblattstadium lagen die Pflanzenverluste bei 15 bis 20%, im 2-Blattstadium bei einer scharfen Striegeleinstellung auch eher ca. 20%, bei einer sehr guten Striegeleinstellung jedoch unter 10%. Ab dem 4-Blatt-Stadium gab es fast keine Pflanzenverluste mehr. Ein Striegeln im Vorauflauf wird wegen der geringen Saattiefe nicht empfohlen. Um den anfänglichen Unkrautdruck zu senken, bietet sich daher eher ein falsches Saatbeet ca. zwei bis drei Wochen vor der eigentlichen Saat an.
Vom Landratsamt Böblingen wurde der Hackeinsatz mit chemischen Verfahren in Praxisversuchen verglichen. Hier zeigte sich, dass durch die sehr wüchsigen Pflanzen (gute Bodenstruktur und Nährstoffversorgung, keine Phytotoxizität durch Herbizide, siehe Foto) ein zeitiger Reihenschluss im Herbst erzielt werden kann und im Einzeljahr Mehrerträge von 7 dt/ha möglich sind (Tabelle 1). Bei dem Versuch handelt es sich um einen Praxisversuch und auch die Saattechnik (chemisch: Drillsaat, Reihenabstand 12,5 cm, Saatstärke 45 Körner/m2; chemisch* und mechanisch: Einzelkornsaat, Reihenabstand 50 cm, Saatstärke 28 Körner/m2) war unterschiedlich. Den hohen Mehrertrag gab es nur im Erntejahr 2023, in den Jahren 2022 und 2024 waren die Erträge zwischen mechanischer und chemischer Unkrautbekämpfung vergleichbar – was darauf hindeutet, dass Vorteile der mechanischen Unkrautbekämpfung sich nicht in jedem Jahr auf den Ertrag auswirken. Insbesondere bei engeren Rapsfruchtfolgen hat das Hacken den zusätzlichen Vorteil, dass Durchwuchsraps zwischen den Reihen zuverlässig beseitigt wird. Bei einem Reihenabstand von 50 cm und einem nicht bearbeiteten Band von ungefähr 10 cm, sind das ca. 80% des Durchwuchsraps, der durch Hacken beseitigt wird.
Aus verschiedenen Gründen kann auch eine chemische Unkrautbehandlung zweckmäßig sein. Hier richtet sich die Wahl der Herbizide und des Anwendungszeitpunktes nach der Verunkrautung und den Anwendungsbedingungen. Hinweise zu den Mitteln und deren Wirkungsspektrum finden sich in der Ackerbaubroschüre Integrierter Pflanzenschutz 2024 auf den Tabellen 40 und 41 auf den Seiten 80 bis 83.
Anbausaison | Unkrautbekämpfung | ||
chemisch | chemisch* | mechanisch | |
2021/22 | 51,4 | - | 52,2 |
2022/23 | 48,9 | 47,5 | 56,3 |
2023/23 | 54,8 | 55,2 | 54,2 |
* mit Einzelkornsaat