Winterraps – „Know-How“: Unkrautbekämpfung ist sehr komplex…
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Göppingen vom 20.08.2024
„Bei der Unkrautbekämpfung kann auf bewährte Mittel (mit Metazachlor) im Vor- bzw. frühen Nachauflauf (0 bis 7 Tage nach der Saat) zurückgegriffen werden,“ so T. Kielmann, renommierter, amtlicher Pflanzschutzberater am Landwirtschaftsamt in Göppingen.
Mittel der Wahl im Landkreis Göppingen sind beispielsweise Butisan Gold (2,5 Liter/ha), Torso (3,5 Liter/ha), Fuego Top (2,0 Liter/ha) oder der Runway Kombi Pack (Runway+Butisan Kombi 0,2+2,5 Liter/ha). Für eine gute Wirkung muss der Boden feucht, das Saatbett gut abgesetzt und feinkrümelig sein. Der Runway-Kombi Pack kann bei Bedarf auch gesplittet werden: Butisan Kombi im Vorauflauf vorgelegt und Runway als Spritzfolge im 3- bis 5- Blattstadium des Rapses nachgelegt werden. Vorteil der Splittingvariante ist eine bessere Klettenwirkung, wohingegen die Wirkung gegen Stiefmütterchen etwas besser ist, wenn beide Mittel zusammen zum frühen Termin gefahren werden.
Achtung: Zu beachten sind neben den normalen Anwendungsbestimmungen und den jeweiligen Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Mittel insbesondere die Auflagen NG 349/350 („auf derselben Fläche keine Anwendung von Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Aminopyralid (NG 349) und Clopyralid (NG 350) im folgenden Kalenderjahr“). Wenn also auf einer Fläche Runway im Herbst gespritzt wurde, darf im Frühjahr kein Einsatz von Korvetto, Effigo oder Lontrel 720 SG erfolgen; auch dürfen z.B. Duanti oder Ariane C in der Folgekultur Getreide nicht zur Anwendung kommen.
Praxistipps: Als Metazachlorfreie Variante - Metazachlor wird teilweise im Grundwasser gefunden - gibt es den Belkar Power Pack (Belkar + Synero 30 SL). Die Anwendung im Nachauflauf sollte frühestens erfolgen, wenn der Raps mindestens im 2-Blattstadium ist (auch verzettelt aufgelaufene Pflanzen). Die Wirkung ist bei einer Splitting-Anwendung besser, wobei bei der ersten Anwendung dann die Zugabe von Synero 30 SL zu empfehlen ist. Die zweite Anwendung sollte frühestens nach 14 Tagen im 6 bis 8- Blattstadium erfolgen.
Unsere Erfahrungen: Mischungen mit Graminiziden, Insektiziden, Wachstumsreglern oder Fungiziden und Bor-Düngern sind nur zum Teil möglich. Hier empfiehlt es sich vorab Rücksprache mit Corteva, Händler oder uns zu halten, um die Mischung zu prüfen. Die Anwendung von Fungiziden auf Metconazolbasis (z.B. Carax) im Herbst darf bei einer Anwendung von Belkar dann nicht erfolgen!
Die gesplittete Variante in Verbindung mit Synero 30 SL hat bei uns im eigenen Rapsversuch und in der Praxis einen sehr guten Eindruck hinterlassen und ist durchaus auf Augenhöhe mit den bisherigen Standard-Anwendungen wie Butisan Gold oder Runway Kombi. Bei Trockenheit dürfte diese (Blatt-) Variante den anderen (Boden-) Varianten klar überlegen sein.
Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz und andere Ungräser sollten frühestens ab dem 2-Blattstadium der Gräser behandelt werden. Bei metabolischer Resistenz des Ackerfuchsschwanzes empfiehlt sich der Einsatz von Focus Ultra oder Select 240 EC (DIMs). Wenn der Druck nicht zu groß ist, kann diese Maßnahme eventuell mit der Einkürzung im 4- (bis 6-) Blattstadium des Raps zusammengefahren werden. Bei Resistenzproblemen sollte im Spätherbst nach Vegetationsende ein Propyzamidhaltiges Produkt (z.B. Kerb Flo oder Milestone) eingesetzt werden. Die Anwendung sollte dann erfolgen, wenn die Bodentemperatur unter 10°C gefallen ist, damit ein Abbau der Wirkstoffe durch Bodenorganismen verhindert wird. Cohort und Crawler dürfen nicht mehr angewendet werden.
Ganz wichtig ist das Thema Gewässerabstand, insbesondere bei Hangneigung: Alle Metazachlorhaltigen Mittel (Butisane oder Fuegos), aber auch Belkar oder Fox und andere, benötigen bei einer Hangneigung von über 2% einen bewachsenen Randstreifen von mind. 20m zwischen Acker und Gewässerböschungsoberkante. Ohne diesen, darf der ganze Acker nicht mit diesem Mittel behandelt werden.
Ausnahme: Bei Mulch- oder Direktsaat wird die Hangneigungsauflage aufgehoben und es gilt der jeweilige Gewässerabstand je nach Abdriftminderungsklasse.
Grundsätzlich sollten Sie alle Düsen und auch Dichtungen regelmäßig auf Verschleiß und Schäden überprüfen und dann auch regelmäßig erneuern. Tauschen Sie ihre alten bei Bedarf in neue abdriftmindernde Düsen (90% Abdriftminderung). Eine aktuelle Liste der verlustmindernden Geräte finden sie auf den Seiten des Julius-Kühn-Instituts oder in der Mitte der Broschüre Integrierter Pflanzenschutz 2024.