Silomais – Erntezeitpunktbestimmung
Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 15.09.2023
Die renommierte Pflanzenschutz- und Anbauexpertin A. Bäuerle vom Landwirtschaftsamt Backnang berichtet heute, dass sich in diesem Jahr das Aussaatfenster für Mais im Rems-Murr-Kreis aufgrund des schwierigen Frühjahrs von Ende April über Anfang Mai bis Ende Mai/Anfang Juni erstreckte. Teilweise wurde noch „100-Tage Mais“ im Juli und später gesät.
„Die meisten Bestände haben sich recht gut von der Trockenheit im Juni erholt - insgesamt fehlt es zwar an Pflanzenlänge, die Kolben sind aber meist recht ordentlich entwickelt, so dass mit guten, sicherlich auch sehr guten Energieerträgen, gerechnet werden kann,“ so die versierte Beraterin vom Amt Backnang.
Häckselreif ist der Silomaisbestand bei einem TS-Gehalt der Gesamtpflanze von ca. 33-35%. Dabei gilt:
- die Stärkeeinlagerung im Korn sollte weitgehend abgeschlossen sein
- der TS-Gehalt des Kolbens sollte bei mindestens 55% liegen und
- die Restpflanze sollte noch vital sein
Ein Blick auf die Pflanze gibt Auskunft über den TS-Gehalt. Das folgende Hintergrundwissen soll hier unterstützen. Praxistipps: Gehen Sie weit in den Bestand hinein, die äußeren Reihen spiegeln nicht den Gesamtbestand wieder. Dies Jahr ist zudem zu beobachten, dass sich die Pflanzen auch innerhalb eines Schlages zum Teil sehr deutlich voneinander unterscheiden. Dies ist sicherlich den unterschiedlichen Bodenverhältnissen geschuldet, die durch die vergangene schwierige Witterung offensichtlicher zu Tage treten.
1. Schätzung des TS-Gehalts der Restpflanze
- Den Stängel am Boden abschneiden und ca. 30-40 cm über dem Schnitt „auswringen“.
- Flüssigkeitsaustritt = TS-Gehalt ca. 18% (Restpflanze ist grün)
- Schaumaustritt = TS-Gehalt ca. 24% (Restpflanze zeigt erste trockene Blätter)
- kein Flüssigkeitsaustritt = TS-Gehalt ca. 28% (Pflanze wirkt strohig)
Bitte beachten Sie, dass bei „stay-green“ Sorten die Pflanze länger grün ist. Sie also augenscheinlich vitaler wirkt als sie es tatsächlich ist. Dies kann man im aktuellen Jahr häufiger beobachten.
2. Schätzung des TS-Gehalts des Kolbens
Brechen Sie die Kolben in der Mitte durch. Drücken Sie das Korn mit dem Daumennagel ein bzw. ritzen Sie es seitlich an, wenn die Abreife schon weiter fortgeschritten ist. Schneiden Sie einzelne Körner senkrecht durch, um die Abreife des Korninhalts zu ermitteln und schauen Sie sich die Farbe der Trennschicht an der Kornbasis an.
Kornfestigkeit | Korninhalt | Kornfarbe | TS-Kolben in % |
dünne Samenhaut | flüssig | weiß | 20 |
leicht quetschbar Korn spritzt | ¼ fest ½ fest | Gelblich blass-maisgelb | 25 30 |
gut eindrückbar Inhalt teigig Korn spritzt noch | ½ fest ½ fest ¾ fest | blass-maisgelb blass-maisgelb blass-maisgelb | 35 40 45 |
seitlich schwer eindrückbar Korn nach ritzbar Korn spritzt nicht mehr | ¾ fest ganz fest Keimling feucht | maisgelb maisgelb
| 50 55
|
nicht mehr ritzbar | spröde spröde | maisgelb glasig | 60 >65 |
3. Verhältnis Kolben zur Restpflanze
Der Kolbenanteil hat einen hohen Einfluss auf den TS-Gehalt der Gesamtpflanze. Deshalb ist dessen Anteil an der Gesamtpflanze zu schätzen. Wenn möglich, wiegen Sie den Kolben und die Restpflanze getrennt und ermitteln Sie so jeweils den Anteil an der Gesamtpflanze. Man unterscheidet hier 40% (geringer), 50% (mittlerer) oder 60% (hoher) Kolbenanteil an der Gesamtpflanze. Die Kolben sind dieses Jahr im Verhältnis zur Restpflanze häufig recht groß, so dass ihr Anteil sicherlich über 50% liegt.
Praxistipps: Optimal ist es, die TS-Gehalte über die Trocknung im Trockenschrank oder mittels eines NIRS-Gerätes zu ermitteln. Stehen diese nicht zur Verfügung, kann mit den obigen Angaben eine erste praktische Einschätzung vorgenommen werden.