Mais – Trichoderma-Kolbenfäule in Baden-Württemberg
Wichtige Informationen vom Regierungspräsidium Stuttgart vom 18.10.2023
Die Trichoderma-Kolbenfäule wurde bereits 2018 in Süddeutschland beobachtet. Inzwischen liegen auch Nachweise aus Frankreich und Norditalien vor. Auch aus dem Süden sowie entlang des Rheins in Baden-Württemberg gibt es Nachweise. Die Nachweise stammen im Regelfall aus Vermehrungs- und Versuchsflächen, weil dort Kolben eher geöffnet und begutachtet werden. Es wird aber vermutet, dass auch Konsumflächen betroffen sind, nur dort seltener Kolben näher untersucht werden.
Ein Befall zeigt sich durch ein weißes Myzel zwischen den Körnern und Lieschblättern, dunkle und graugrüne Sporenbeläge auf den Körnern und befallene Maiskörner keimen teilweise am Kolben. Die Trichoderma-Kolbenfäule scheint von wärmeren und trockeneren Sommern zu profitieren, weshalb nach dem eher feuchten Sommer 2023 die Betroffenheit bislang nicht so groß scheint wie im Vorjahr. Nach bisherigen Beobachtungen tritt die Trichoderma-Kolbenfäule vollflächig im gesamten Bestand auf und nicht nestartig oder mit einem anderen Muster. In Semi-Freilandversuchen wurden Ertragsverluste bis zu über 50%, ein Abbau von Stärke zu Einfachzucker sowie eine deutlich reduzierte Keimfähigkeit und schwächere Keimlinge bei befallenem Saatgut beobachtet werden.
Der Ursprung der Trichoderma-Kolbenfäule ist bislang unbekannt. In den beobachteten Massenauftreten wird hauptsächlich die Art Trichoderma afroharzianum gefunden. In dem biologischen Pflanzenschutzmitteln Xilon, welches auch eine Zulassung zur Bekämpfung von Fusarium-Arten im Mais hat, ist jedoch Trichoderma asperellum und damit eine andere Trichoderma-Art der Wirkstoff. Daher ist es nach bisherigem Sachstand eher unwahrscheinlich, dass der Erreger der Trichoderma-Kolbenfäule aus einem biologischen Pflanzenschutzmittel „ausgebüxt“ und selbst zum Schaderreger geworden ist.
Zu Bekämpfung gibt es bislang keine finale Lösung. Der Erreger ist ein bodenlebender Pilz. Sowohl der Boden selbst als auch Pflanzenrückstände im Boden sind sein natürliches Habitat. Deshalb muss von einer langen – mindestens mehrjährigen – Überdauerung ausgegangen werden. Der Einsatz von Fungiziden zur Blüte ist wegen der Wuchshöhe der Maispflanzen kaum praktikabel. Im Moment wird in Feldversuche an mehreren Standorten untersucht, ob es Unterscheide in der Resistenz zwischen Sorten gibt. Gegebenenfalls könnten auf gefährden Flächen in Zukunft bevorzugt resistente Sorten angebaut werden.
Zur weiteren Erforschung der Krankheit und ihrer Verbreitung werden Maisanbauer darum gebeten, im Verdachtsfall von einem Standort fünf Maiskolben mit Symptomen verpackt in großen Papierumschlägen oder Kartons (trocken, keine Plastikbeutel) zeitnah als Probe an die Universität Göttingen zu senden.
Bei bereits abgeerntet Flächen ist es auch möglich, an vier Stellen eines Schlages jeweils ca. 200 g Oberboden (nicht tiefer als 10 cm) in einen Plastikbeutel zu packen und die vier Plastikbeutel dann als eine Probe an die Universität Göttingen zu senden.
Zur jeder Proben sollten Angaben zu (1) Standort der Probenahme, (2) Einsender der Probe, (3) Probenahmedatum, (4) Vorfrucht und (5) Bodenbearbeitung gemacht werden.
Lieferanschrift an der Universität Göttingen:
Dr. Annette Pfordt; Georg-August-Universität Göttingen; Department für Nutzpflanzenwissenschaften; Raum 1.101; Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen