Winterweizen – Strategie entscheidend
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 17.05.2024
„Das Gros der Bestände hat das letzte Blatt geschoben und ist am Ährenschwellen, früher Weizen blüht, spät gesäter Weizen schiebt das letzte Blatt,“ so C. Erbe, renommierter Pflanzenschutz- und Anbaufachmann im Landwirtschaftsamt Bruchsal.
Tierische Schaderreger: Eine Behandlung gegen Getreidehähnchen oder Läuse ist derzeit nicht notwendig. Ab dem Ährenschieben liegt die Schadschwelle bei den Blattläusen bei 65% besiedelter Ähren oder Fahnenblätter. Beim Getreidehähnchen liegt der Bekämpfungsrichtwert bei 20% geschädigter Blattfläche bzw. ein Ei/Larve pro Halm.
Praxistipps: In den Schutzgebieten sind die Auflagen des IPS plus einzuhalten. Liegt der Befall mit dem Getreidehähnchen in den Schutzgebieten über der oben genannten Schadschwelle, müssen Sie Rücksprache mit der amtlichen Beratung halten, wenn Sie ein Insektizid einsetzen möchten.
Späte Unkrautbekämpfung: Nachbehandlungen gegen Unkräuter sind je nach Mittel bis Fahnenblattstadium möglich. Sobald die Ähre sichtbar ist, sollen und dürfen keine Wuchsstoffe mehr eingesetzt werden. Gegen Disteln wäre ein U46 M-Fluid möglich, gegen Klettenlabkraut Lodin/Tomigan.
Fungizidstrategie: Bei Fusariumrisikoschlägen soll ab Fahnenblattstadium 80% der Aufwandmenge eines potenten Fungizides eingesetzt werden gefolgt von einer Blütenbehandlung mit Schwerpunkt Rost und/oder Fusarium. Auf allen anderen Schlägen kann ab dem Fahnenblattstadium die 100% Aufwandmenge gefahren werden. Individuelle Fungizidlösungen die nicht zu dieser Strategie passen können Sie gerne mit uns zusammen erarbeiten, ein Anruf genügt.
Generelle Informationen zu Fusarium: Im Folgenden wird das Thema Fusarium näher beleuchtet.
- Befallsfördernde Faktoren - Anfällige Sorten (BSA Einstufung Fusarium > 4), Vorfrüchte wie Körnermais, Silomais oder Zuckerrüben und viele Erntereste zum Zeitpunkt der Blüte des Weizens (z.B. durch nicht wendende Bodenbearbeitung ohne Strohzerkleinerung) erhöhen generell die Gefahr von hohen Mykotoxinbelastungen des Ernteguts.
- Witterung - Entscheidend für die Ausbreitung von Fusarium sind die Bedingungen vor, während und nach der Blüte. Feuchtwarme Bedingungen vor der Blüte lassen die Sporenlager auf den Ernteresten heranreifen. Temperaturen zwischen 16°C – 25 °C während der Blüte gekoppelt mit Niederschlägen > 2mm führen zum Ausschleudern der Sporen aus den Sporenlagern und anschließend zur Infektion der geöffneten Ährchen.
- Praxistipp: Fusarium kann nur während der Blüte infizieren, weil in diesem Moment die Ährchen geöffnet sind und der Pilz durch diese Öffnungen in Ähre eindringen kann!
- Behandlungszeitpunkt - Eine gezielte Fusariumbehandlung kann nur zu Beginn bis Mitte der Blüte erfolgen. Davor oder danach bringen Behandlungen keinen ausreichenden Bekämpfungserfolg. Die Behandlung sollte 2 Tage vor bis max. 3 Tage nach einem Infektionsereignis in der Blüte erfolgen. Leichte Taunässe bzw. hohe Luftfeuchte verbessern das Eindringen des Wirkstoffs in die Ähre. Deshalb Fusariumbehandlungen in den frühen Morgenstunden durchführen. Meist blühen die Bestände nicht gleichmäßig ab (Kraichgau = weiter entwickelte Kuppen als Senken). Hier sollte sich an den Tallagen orientiert werden, da diese durch die längere Tauphase stärker von Fusarium betroffen sein können.