Winterweizen – Strategie anpassen
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Karlsruhe vom 24.04.2024
„Früher Weizen (z.B. Complice oder Obiwan) schiebt das letzte Blatt bzw. hat dieses bereits voll entfaltet, späte Oktobersaaten erst das Vorletzte Blatt,“ so der aktuelle Hinweis des renommierten Pflanzenschutz- und Anbaufachmanns C. Erbe vom Landwirtschaftsamt im Landkreis Karlsruhe.
Bei dem derzeitigen Wetterbericht sollte bis Ausgangs nächster Woche alle Oktobersaaten mit frühen Weizensorten das Fahnenblatt schieben bzw. geschoben haben. Spätsaaten befinden sich im 2 bis 3-Knotenstadium. Die Bestimmung des Entwicklungsstadiums ist dieses Jahr anspruchsvoll. Vergewissern Sie sich durch Aufschneiden der Pflanze vor einer anstehenden Fahnenblattbehandlung, ob es sich auch wirklich um das letzte oder vielleicht doch eher um das vorletzte Blatt handelt. Bei Fragen hierzu helfen wir Ihnen gerne weiter.
Mit dem Erscheinen des letzten Blattes gilt es gezielt die Bestände auf Pilzkrankheiten zu kontrollieren. Die Gesunderhaltung der obersten 2 Blätter bildet einen wichtigen Baustein für einen guten Ertrag. Da dieses Jahr die Infektionsbedingungen für Septoria Tritici bislang gut waren, empfehlen wir bei vorhandenem Ausgangsbefall eine Behandlung ab Erscheinen des Fahnenblattes durchzuführen. Vorhandene Gelbrostinfektionen werden bei den gängigen Mitteln hierbei miterfasst.
Praxistipps: Die Fungizidstrategie/Mittelwahl hängt nun davon ab, in welchem Entwicklungsstadium sich Ihr Weizen befindet, ob eine Fusariumbehandlung bei „Fusariumrisikoschlägen“ (anfällige Vorfrucht wie Mais oder Zuckerrüben, nicht wendende Bodenbearbeitung, fusariumanfällige Sorte mit BSA Einstufung >4) angedacht ist und ob eine Vorbehandlung gegen Pilzkrankheiten erfolgt ist.
Szenario 1: Keine Vorbehandlung, Fahnenblatt + Septoria vorhanden, „Fusariumrisikoschlag“
- Behandlung mit 80 % der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid- Präparates (z.B. Ascra Xpro, Elatus Era, Revytrex).
Folgebehandlung:
- Feuchtwarme Bedingungen zur Blüte: Folgebehandlung zur Blüte mit Osiris MP oder Prosaro;
- Trockene Bedingungen zur Blüte: Folgebehandlung mit Schwerpunkt auf Braunrost mit Tebuconazolhaltigem Mittel.
Szenario 2: Keine Vorbehandlung, Fahnenblatt + Septoria vorhanden, kein „Fusariumrisikoschlag“
- Behandlung mit 100 % der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin)-Präparates.
- Auf nicht „Fusariumrisikoschlägen“ ist je nach Krankheitsverlauf und Wettergeschehen keine Folgebehandlung erforderlich.
- Bestände beobachten und zu gegebener Zeit Beratung anfordern.
Szenario 3: Vorbehandlung erfolgt, Fahnenblatt + Septoria vorhanden
- Nach einer Prothioconazolhaltigen Vorlage (z.B. Input-Produkt, Aurelia, Traciafin, Bolt, etc.) sollte aus Gründen des Resistenzmanagments der Wirkstoff Mefentrifluconazol (z.B. “Revytrex“-Produkte, Balaya, etc.) eingesetzt werden.
- Bei „Fusariumrisikoschlägen“ sind diese bei entsprechender Nachlage auf 80% der Aufwandmenge zu reduzieren (entsprechend Szenario 1).
- Auf nicht „Fusariumrisikoschlägen“ ist die volle Aufwandmenge einzusetzen (entsprechend Szenario 2).
Szenario 4: Fahnenblatt noch nicht vorhanden, kein Gelbrostbefall, Ausgangsbefall mit Septoria auf untersten 2 Blättern.
- Derzeit kein Handlungsbedarf - Fahnenblattstadium abwarten!