Wintergetreide – Ruhigere Herbstwitterung hat sich eingestellt
Wichtige Informationen aus dem Rems-Murr-Kreis vom 31.10.2024
Die versierte Anbauexpertin und Pflanzenschutzberaterin A. Bäuerle vom Amt Backnang im Rems-Murr-Kreis berichtet, dass mittlerweile das meiste Wintergetreide in den Boden gebracht werden konnte und weiß: „Aufgrund der vorhanden Restfeuchte und der milden Temperaturen laufen die Saaten jetzt zügig auf.“ Das wirft bei der Backnanger Expertin vom Amt im Vorfeld ihrer heutigen Empfehlungen die Frage auf: „Wie geht man nun mit der anstehenden Herbizidbehandlung um?“
Gerade auf schweren Böden war die Aussaat recht anspruchsvoll. Zurück blieb ein grobscholliges und uneinheitliches Saatbett, was die Herbizidbehandlung mit bodenaktiven Wirkstoffen erschwert, da sich aufgrund der Spritzschatten kein flächiger Spritzfilm ausbilden kann. Doppelflachstrahldüsen können hier ggf. etwas Abhilfe schaffen. Allerdings können nach dem Zerfallen der groben Kluten erneut Unkräuter auflaufen. Auch Walzen hilft bei derart groben und harten Kluten meist nicht weiter. Deshalb heißt es auf solchen Flächen, wenn möglich, noch etwas zuwarten und ggf. im Nachauflauf den bodenaktiven Wirkstoff in Kombination mit einem blattaktiven Wirkstoff bringen oder die Behandlung aufs Frühjahr mit all den damit verbundenen Erschwernissen verlegen. Allerdings nur soweit keine Resistenzen, insbesondere beim Ackerfuchsschwanz, vorliegen.
Praxistipps: Bei allen Maßnahmen ist immer im Blick zu halten, dass bodenaktive Wirkstoffe ihre Wirkung nur bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit entfalten können. Diese ist aktuell nicht überall gegeben. Auch müssen die weiteren Rahmenbedingungen stimmten, insbesondere das Entwicklungsstadium der Unkräuter/Ungräser. Zudem ist eine Anwendung bei Frostgefahr zu vermeiden. Bitte beachten Sie bei anstehenden Herbstbehandlungen die Auflagen und Anwendungsbestimmungen der einzelnen Mittel. Dies gilt insbesondere beim Einsatz der Wirkstoffe Prosulfocarb, Pendimethalin und Chlortoluron. In erster Linie enthält die Gebrauchsanleitung genaue Informationen. Zudem gibt das gelbe IP-Heft einen ersten Überblick. Informationen zu den einzelnen Wirkstoffen/Mittel entnehmen Sie bitte dem gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz Ackerbau und Grünland 2024“, S. 48 ff.
Tierische Schädlinge - Bei milder Witterung sollten Blattläuse weiterhin im Blick behalten werden. Wir hatten letztes Jahr einige Fälle von Gerstengelbverwergungsvirus im Kreis. Optimal ist die Blattlauskontrolle bei sonniger Witterung. Kniet man sich hin und schaut dann über die Bestände sieht man die Blattläuse gut im Sonnenlicht. Allerdings wird sich das Thema bei sinkenden Temperaturen rasch erledigen. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei 20% besiedelte Pflanzen. Bei Überschreitung des Wertes kann ggf. ein Insektizid zum Einsatz kommen. Mittelempfehlungen entnehmen Sie bitte dem gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz Ackerbau und Grünland 2024“, S. 44 ff.
Der Schneckendruck ist dieses Jahr nicht zu unterschätzen. Auch im Getreide können während dem Auflaufen Schäden entstehen. Kontrollieren Sie den Schneckenbesatz mit feuchten Jutesäcken, Brettern oder speziellen Schneckenfolien. Legen Sie etwas Schneckenkorn zur Lock-wirkung mit darunter. Exponierte Stellen sind z.B. Übergänge zu Gräben, angrenzendes Grünland. Randbehandlungen sind meist ausreichend. Mittelempfehlungen entnehmen Sie bitte dem gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz Ackerbau und Grünland 2024“, S. 22.
Das gelbe IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz Ackerbau und Grünland 2024“ ist online abrufbar unter nachfolgendem Link:
Hinweis: Bitte denken Sie bei allen Maßnahmen an die Vorgaben im Rahmen von IPSplus auf Flächen in Landschaftsschutzgebieten, Natura 2000-Gebieten (FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete), Naturdenkmale und § 30 Biotope (die ebenfalls betroffenen Kern- und Pflegezonen von Biosphärengebieten gibt es im Rems-Murr-Kreis nicht). Dazu gehört z.B. die Anlage eines Spritzfensters.