Wintergerste – Nicht zu früh säen!
Wichtige Informationen vom Regierungspräsidium Stuttgart vom 11.09.2024
„Für die Wintergerste stehen keine Saatgutbehandlungsmittel mit einer Zulassung gegen Blattläuse als Virusvektoren mehr zur Verfügung,“ so der im Regierungsbezirk Stuttgart zuständige Pflanzenschutzfachreferent Dr. J. Mühleisen. „Deshalb gilt es durch pflanzenbauliche Maßnahmen die Infektion der Gerstenkeimlinge mit dem Gerstengelbverzwergungsvirus und dem Weizenverzwergungsvirus zu vermeiden.“
Die zuerst genannte Krankheit - also das Gerstengelbverzwergungsvirus - wird durch Getreideblattläuse, die zweite durch Zikaden übertragen. Quellen für Infektionen sind Gräser an Wegrändern und Böschungen sowie Ausfallgetreide und Maispflanzen.
Praxistipps: Wo Ausfallgetreide aufgelaufen ist, sollte es, um eine Übertragung der Viren durch Blattläuse und Zikaden zu verhindern, rechtzeitig beseitigt werden. Je später die Wintergerste gesät wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Keimlinge infiziert werden. Deswegen sollte man mit der Aussaat der Wintergerste nicht vor dem 20. September beginnen, zumal die neueren Wintergerstesorten in der Regel nicht mit geringeren Erträgen bei später Aussaat reagieren. Ein günstiger Nebeneffekt der späten Aussaat ist die geringere Verunkrautung mit Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Trespen-Arten und anderen im Herbst keimenden Unkräutern. Wo das Gerstengelbverzwergungsvirus an Wintergerste regelmäßig auftritt, sollte entweder die Blattläuse, welche die Viren übertragen, im Herbst konsequent bekämpft werden oder resistenten Sorten angebaut werden.
Frage der Sorten - In der beschreibenden Sortenliste sind zahlreiche Sorten mit Resistenz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus gelistet. Bei den mehrzeiligen Sorten sind Fascination, Integral, KWS Delis, KWS Exquis, Paradies, RGT Alessia und SU Virtuosa resistent, bei den zweizeilige Sorten Bonnovi, Idilic, LG Caiman und Orcade. Inwieweit Saatgut verfügbar ist, kann durch den Landhandel geprüft werden.
Das Gelbmosaikvirus (BaYMV) wird durch den Bodenpilz Polymyxa graminis übertragen. Hier ist verständlicher Weise keine Vektorenbekämpfung möglich. Größere, nesterweise Vergilbungen sind in Gerstenschlägen meist erst im folgenden Frühjahr zu sehen.
Praxistipps: Auf Befallsflächen sind frühe Aussaaten von Wintergerste zu vermeiden oder Sommergerste anzubauen. Eine weitere Möglichkeit zur Schadensminderung ist der Anbau von resistenten Sorten. Resistenzen gegen BaYMV Typ 1 haben die meisten Sorten, inzwischen sind jedoch auch mehrere Sorten verfügbar, die eine Resistenz gegen BaYMV Typ 2 haben, der ebenfalls in BW auftritt.
Frage der Sorten - Gegen BaYMV Typ 1 und Typ 2 resistent sind die mehrzeiligen Sorten Avantasia, Hedwig, Julia, KWS Delis, KWS Keeper, KWS Memphis, Picasso, SU Ellen, SU Hetti, SU Laurielle, SU Majella, SU Midnight und SU Urmel sowie die zweizeiligen Sorten Aretha, Bonnovi, Caribic, Collie, Kiss und Valerie.