Getreide – Was für Flecken sind das?
Wichtige Informationen aus dem Rhein-Neckar-Kreis vom 29.04.2024
„In den letzten Tagen haben uns zahlreiche Anrufe zum Thema Blattflecken im Weizen erreicht,“ so das Beratungstandem G. Münkel und H. Gawron amtliche Berater, Pflanzenschutz- und Anbauexperten vom Amt Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis. Hier die Erklärung der beiden Sinsheimer Experten.
Die Flecken, die in den obigen Fotos derzeit zu erkennen sind, sind keiner Krankheit zu zuordnen. Es handelt sich um sortentypische, stressbedingte Blattflecken. Der Stress kann durch verschiedene äußere Einflüsse, wie z.B. Frost, mangelnde N-Versorgung vor allem im Randbereich, Azol-Mischungen beim Spritzen, uvm. ausgelöst worden sein.
Strategisch den Winterweizen angehen: Frühe Weizen (z.B. Complice oder Obiwan) schieben das Fahnenblatt bzw. haben dieses in der Rheinebene bereits voll entfaltet, bei späteren Saatterminen und kühleren Standorten beginnt das letzte Blatt zu spitzen. Bei dem derzeitigen Wetterbericht sollte bis Ausgangs der laufenden Woche alle Oktobersaaten mit frühen Weizensorten das Fahnenblatt schieben bzw. geschoben haben. Bestände die nach dem 20. November gesät wurden befinden sich im 2 bis 3 Knoten-Stadium.
Praxistipps: Die Fungizidstrategie/Mittelwahl hängt davon ab, in welchem Entwicklungsstadium sich Ihr Weizen befindet, ob eine Fusariumbehandlung bei „Fusariumrisikoschlägen“ (anfällige Vorfrucht wie Mais oder Zuckerrüben, nicht wendende Bodenbearbeitung, fusariumanfällige Sorte mit BSA Einstufung >4) angedacht ist und ob eine Vorbehandlung gegen Pilzkrankheiten erfolgte.
Beispiel 1 - Keine Vorbehandlung, Fahnenblatt + Septoria vorhanden, „Fusariumrisikoschlag“:
- Behandlung mit 80% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid- Präparates (z.B. Ascra Xpro, Elatus Era, Revytrex)
- Folgebehandlung bei feuchtwarmen Bedingungen zur Blüte: Osiris MP oder Prosaro
- Folgebehandlung bei trockenen Bedingungen zur Blüte: Tebuconazolhaltiges Produkt
Beispiel 2 - Keine Vorbehandlung, Fahnenblatt + Septoria vorhanden, kein „Fusariumrisiko-schlag“
- Behandlung mit 100 % der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin)-Präparates.
- Auf nicht „Fusariumrisikoschlägen“ ist je nach Krankheitsverlauf und Wettergeschehen keine Folgebehandlung erforderlich. Wir werden zu gegebener Zeit informieren.
Beispiel 3 - Vorbehandlung erfolgt, Fahnenblatt + Septoria vorhanden
- Nach einer Prothioconazolhaltigen Vorlage (z.B. Input-Produkt, Aurelia, Traciafin, Bolt, usw.) empfehlen wir aus Gründen des Resistenzmanagements den Wirkstoff Mefentrifluconazol (z.B. Revytrex). Bei „Fusariumrisikoschlägen“ können diese bei entsprechender Nachlage auf 80% der Aufwandmenge reduziert werden (entsprechend Beispiel 1).
- Auf nicht „Fusariumrisikoschlägen“ ist die volle Aufwandmenge einzusetzen (entsprechend Beispiel 2)
Beispiel 4 - Fahnenblatt noch nicht vorhanden (Spätsaaten), kein Gelbrostbefall, wenig Ausgangsbefall mit Septoria auf den untersten 2 Blättern
- Derzeit kein Handlungsbedarf. Fahnenblattstadium abwarten. Bestände in regelmäßigen Abständen kontrollieren.