Getreide – Nach der Calwer geht auch die Tübinger Beratung online
Wichtige Informationen des LRA Tübingen vom 06.05.2020
A. Lohrer vom Tübinger Landwirtschaftsamt berichtet, dass die dringend benötigten Niederschläge in vorerst ausreichender Menge gefallen sind. Im gleichen Atemzug weist er jedoch daraufhin, dass die Praxis weiterhin auf regelmäßige Niederschläge angewiesen ist um die Kulturen sicher zur Ernte zu bringen. Welche Effekte die Trockenphasen und die kalten (Frost)-nächte dieser Tage, diese besonders auf Mais und Soja, haben wird sich erst noch zeigen. Mit den für nächste Woche angekündigten wärmeren Temperaturen ergeben sich für den Fachmann wieder gute Bedingungen für den Einsatz von wuchsstoffhaltigen Herbiziden gegen Disteln.
Winterweizen: Zur aktuellen Situation hat der Pflanzenschutzexperte in Zusammenarbeit mit dem RP Tübingen letzte Woche ein Video erstellt, dies ist unter folgendem Link abrufbar:
https://www.youtube.com/watch?v=9KJ37AIOx9A&feature=youtu.be
Die Bestände in der Region zeigen sich in der Entwicklung abhängig von Standort, Aussaatdatum und Sorte recht unterschiedlich in der Entwicklung, meist erscheint gerade das Fahnenblatt oder ist schon ausgebildet. Frühe Bestände befinden sich kurz vor Ährenschieben. Somit sollte die Düngung abgeschlossen werden, damit die Nährstoffe noch rechtzeitig aufgenommen und in Kornertrag und Proteingehalt umgesetzt werden können.
Die meisten Bestände sind noch recht gesund, hier sollten die Überlegungen von einer evtl. notwendigen Fusariumbehandlung ausgehend angepasst werden. Die Witterung zur Blüte als entscheidender Faktor für Fusarium-Infektionen kann zwar aktuell nicht vorhergesagt werden, grundsätzlich sind aber unterschiedliche Behandlungsstrategien möglich:
Auf „Hochrisikoschlägen“ (Vorfrucht Mais, viele unverrottete Erntereste an der Bodenoberfläche, Weizensorte mit Fusariumanfälligkeit >4 nach BSA, z.B. Partner, Nordkap):
- Behandlung im Stadium 37 – 39 mit zugelassenen Fungiziden (z.B. Ascra Xpro, Adexar, Elatus Era, Revytrex, Input Classic, etc) mit reduzierter Aufwandmenge (ca. 75%).
- Behandlung zur Blüte (BBCH 63 bis 65; 1/4 bis 1/3 der Staubbeutel ausgetreten) mit z.B. Osiris oder Prosaro.
Auf Schlägen mit geringerem Risiko kann mit einer Behandlung die wirtschaftlichste Ertragsleistung erzielt werden. Hier sollte immer die volle empfohlene Aufwandmenge eingesetzt werden. Je nach Befallsdruck kann diese Behandlung zwischen Erscheinen des Fahnenblattes und dem Ährenschieben erfolgen.
Bei einzelnen Schlägen ist viel Septoria vorhanden, hier sollte die Behandlung zeitnah erfolgen, da die Symptome erst ca. 3 Wochen nach der Infektion auftreten und dann nicht mehr von den Fungiziden erfasst werden. Wir empfehlen auch weiterhin auf Gelbrostbefall zu achten. Wenn die ersten Nester im Bestand auftreten sollte unbedingt behandelt werden um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern.
Bei einigen Beständen zeigt sich jetzt deutlich der Ackerfuchsschwanz. Wurde hier bei ungünstigen Bedingungen behandelt oder liegen Resistenzen vor? Mein Rat: Die entsprechenden Stellen im Feld notieren um nach der Ernte und in den Folgekulturen gezielt gegen das Samenpotential vorzugehen, bei Verdacht auf Resistenzen unbedingt die amtliche Beratung anfordern. Kleinere Flächen können auch mit dem Mulcher beseitigt werden, hier sollte aber nicht zu spät gefahren werden, da die grünen Samen auch noch nachreifen können. Wenn ganze Schläge oder große Teilflächen betroffen sind, kann auch eine GPS-Ernte oder ein Grünschnitt vor der Samenreife des Ackerfuchsschwanz in Erwägung gezogen werden. Normalerweise überleben die Samen den Silierprozess und den anschließenden Weg durch Rindermagen oder Fermenter nicht.