Getreide – Gelbverzwergung in der Wintergerste
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Esslingen vom 17.10.2022
Die Nürtinger Pflanzenschutz- und Anbauberater M. Thomas und M. Raith vom Landwirtschaftamt Nürtingen wissen, dass frisch aufgelaufene Wintergersteflächen gerne durch Blattläuse und Zikaden befallen werden und, dass Blattläuse während des Saugens an der Pflanze das Gelbverzwergungsvirus (BYDV) übertragen können und Zwergzikaden für die Übertragung des Weizenverzwergungsvirus (WDV) auf die Gerste verantwortlich sind.
Die Viruspartikel verteilen sich dann über das Phloem in der gesamten Pflanze, was letztendlich zu vergilbten Blättern und gestauchtem Wuchs sowie deutlichen Ertragsverlusten führen kann. Gerade Getreide im 1- bis 2-Blatt-Stadium wird besonders gerne angeflogen. Im späteren Verlauf sind Virusinfektionen in den Beständen durch nesterweise, gelbe Aufhellungen zu erkennen. Diese treten zunächst an der Blattspitze auf und ziehen sich dann in Richtung Wurzel. Zudem ist die Bestockung der Pflanzen im Vergleich zu den restlichen Beständen wesentlich erhöht. Sichtbar sind diese Symptome meist erst im Frühjahr, sodass es für es vorbeugende Maßnahmen bereits zu spät ist. Verwechslungsgefahr besteht durch die z.T. ähnlichen Schadbilder von Staunässe, Nährstoffmangel und Bodenverdichtungen. Besonders gefährdet für die Virusinfektionen sind vor allem Frühsaaten (vor 25.09.), da diese Bestände zu einem Zeitpunkt auflaufen, bei denen die Tagestemperaturen im Vergleich zu Normal- und Spätsaaten höher sind. Milde Herbsttage über 10°C können die Schaderregerpopulationen sehr schnell ändern.
Um eine Infektion zu vermeiden oder zumindest einzudämmen, gilt es folgende Punkte zu beachten:
- Aufgelaufenes Ausfallgetreide dient Blattläusen und Zikaden häufig als Virus-Reservoir. Die Bekämpfung von Ausfallgetreide noch vor Auflaufen der Wintergerste auch auf benachbarten Flächen, kann den Befallsdruck entscheidend verringern.
- Angrenzende Virus-Reservoirs erkennen (Zwischenfrüchte mit Gräser, spät abreifender Mais, Saumstrukturen, usw.).
- Mit N-überversorgte Gerstebestände bilden mehr Pflanzengewebe aus, welches jedoch vergleichsweise schwach ist. Dies erleichtert Blattläusen und Zikaden das Saugen und folglich auch die Infektion.
- Wurde auf der aktuellen Anbaufläche oder in der Umgebung in der Vergangenheit bereits eine Virusinfektion in der Gerste festgestellt, ist der Anbau toleranter Sorten sinnvoll.
- Regulierung von Blattläusen bei Erreichen der Schadensschwelle. Zwergzikaden werden auch bei Nebenwirkung eines Insektizid unzureichend mitbekämpft. Aktuell gibt es kein zugelassenes Insektizid gegen Zwergzikaden.
Ab dem Zweiblattstadium erfolgt die regelmäßige Kontrolle auf einen Blattlausbefall v.a. bei trockenwarmen Wetter mit Temperaturen über 10°C. Dafür werden an fünf zufällig ausgewählten Stellen im Bestand jeweils zehn Gerstepflanzen auf den Besatz von Blattläusen kontrolliert. Vor allem windgeschützte Bereiche werden von diesen bevorzugt.
Praxistipps: Als bekämpfungswürdig gilt ein Befall von 20% des Gesamtbestandes im Zwei- bis Dreiblatt-Stadium. Zur Verfügung stehen z.B. Karate Zeon, Mavrik Vita oder Evure (nützlingsschonend) oder Teppeki.
Hinweis IPS+: Beim Einsatz von Maverik Vita bzw. Evure wird die Kennziffer A 5.3 - Wahl nützlingsschonender Pflanzenschutzmittel - erfüllt.