Getreide – Bestände in der Entwicklung weit voraus
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 15.04.2024
„Die warmen Temperaturen in Verbindung mit der Bodenfeuchte lassen die Bestände förmlich im Wachstum explodieren,“ so die renommierte Pflanzenschutz- und Anbauexpertin N. Waldorf vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis. „Gegenüber den Vorjahren sind wir weiterhin 10-14 Tage früher.“
Wintergetreide: Die regionale Wintergerste ist überwiegend über BBCH 32 hinweg. In sehr frühen Lagen wird teilweise nächste Woche schon das Fahnenblatt spitzen. Vielfach sind kombinierte Fungizid-Wachstumsreglermaßnahmen gefahren worden. Sollten diese geplant und noch nicht gefahren sein, sind diese jetzt mit robusten Aufwandmenge abgeschossen werden. Nach einer Fungizidvorlage kann die klassische Abschlussbehandlung mit dem Schwerpunkt Ramularia dann länger bis zum Ährenschieben hinausgezögert werden, um hierdurch eine verbesserte Wirkung zu erreichen.
Praxistipps: Beachten Sie bitte bei ihrer Fungizidplanung, dass sie nach einer Prothioconazolhaltigen Vorlage auf ein anderes Azol wie z.B. in den Revytrex-Produkten enthalten, ausweichen. Die Zumischung von 1,5 Liter Folpan ist aufgrund der Ramularia-Wirkung dringend anzuraten.
Im Winterweizen/Dinkel entspannt sich aufgrund des starken Blattzuwachses die Septoria-Situation. Septoria tritici braucht mind. 24 Stunden Blattnässe, um von den unteren Blattetagen auf die neu gebildeten Blätter überzuspringen. Derzeit sind daher keine Infektionsbedingungen gegeben. Gelbrostbefall wird vereinzelt von den Kollegen aus Bruchsal in anfälligen Sorten (z.B. Complice, Obiwan) gemeldet. Bei uns ist bisher nur im Triticale teilweise Befall aufgetreten.
Praxistipps: Kontrollieren Sie aber regelmäßig ihre Bestände. Vorbeugende Behandlungen gegen Gelbrost sind unnötig, sollte erster Befall auftreten, kann dieser sicher und preisgünstig mit einem Tebuconazolhaltigen Produkt bekämpft werden.
Sommergerste: Sollte Ackerfuchsschwanz in nennenswertem Umfang auftreten, sind Soloanwendungen von Axial zu bevorzugen. Achten Sie bei der Behandlung unbedingt auf eine ausreichend hohe Luftfeuchte und fahren Sie abends oder früh morgens.
Viele Versuche bestätigen die hohe Konkurrenzkraft der Sommergerste gegen Unkräuter. Vielfach reichen preisgünstige Lösungen gegen Klettenlabkraut/Kamille als Grundabsicherungen. In unseren Versuchen war die Mischung aus Fluroxypyr („Starane“) + U46 M („M-Mittel“) ausreichend. Fragen sie hierzu gerne Beratung an. Breit wirksamem Herbizide sind oft nicht nötig. Auch Striegeleinsätze ab dem 2-3 Blattstadium sind in der Gerste gut möglich und oft ausreichend.
Sollte dennoch eine breit wirksame Mischung nötig sein, favorisiere ich den Einsatz von wuchsstoffhaltigen Herbiziden wie z.B. 0,8 Liter/ha Ariane C + 0,5-1,0 Liter/ha U 46 M mit Stärken bei Knöterich und Disteln. Die Schwächen bei Ehrenpreis und Storchschnabel können auf vielen Standorten vernachlässigt werden, da hier ein leichter Besatz toleriert werden kann.
Praxistipps: Steht auf flachgründigen Böden eher der Storchschnabel im Vordergrund, hat der Wirkstoff Metsulfuron Vorteile. Mischungen aus z.B. 70 g Concert + 0,6 Liter/ha Tomigan entsprechend 1,0 Liter/ha Omnera LQM sind hier zu nennen. Sehr breit wirksam wären auch die Produkte Pointer Plus oder Biathlon 4D.