Getreide – Aktuelle Situation im NOK
Wichtige Informationen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis vom 29.04.2024
„Die Entwicklung hat sich durch die Witterung etwas ausgebremst, wird aber in der laufenden Woche mit den angekündigten Temperaturen wieder Fahrt aufnehmen,“ so die renommierte Pflanzenschutz- und Anbauexpertin N. Waldorf vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis. „Wie im letzten Warndienst beschrieben, stehen in der Wintergerste – je nach Vorbehandlung – weitere Maßnahmen an.“
Es soll zwar wärmer, aber weiterhin eher wechselhaft bleiben, damit bleibt das Infektionsrisiko in Wintergerste bei Netz-und Blattflecken hoch. Ramularia wird durch hohe Einstrahlung und weiches Gewebe gefördert, auch diese Bedingungen sind wahrscheinlich.
Praxistipps: In noch unbehandelten Beständen sollte in der laufenden Woche der Fungizideinsatz mit voller Aufwandmenge und Folpan-Zusatz erfolgen. In Beständen mit Fungizidvorlage ist es aufgrund der dann effektiveren Ramularia-Wirkung sinnvoll, die Behandlung möglichst lange hinaus zu zögern, um auch die Grannen zu schützen. Sind noch Nachkürzungen geplant, können diese bis max. Grannenspitzen eingesetzt werden. Ethephonhaltige Mittel (z.B Cerone) brauchen warme Temperaturen über 15°C, alternativ wäre auch ca. 0,3 Liter Medax Top möglich.
In sehr frühen Weizensorten wie z.B. Obiwan erscheint das Fahnenblatt, der überwiegende Teil der Bestände entwickelt das vorletzte Blatt, einige wenige Spätsaaten ist auch noch in BBCH 32. Derzeit fällt insbesondere die Sorte Asory durch gelbe Verfärbungen und Blattspitzen auf, die aber keine Infektionen, sondern physiologische Stresssymptome darstellen.
Praxistipps: In unbehandelten Beständen, sollte bei geschobenem Fahnenblatt eine leistungsstarke Azol-Carboxamid-Kombination eingesetzt werden. Die Carboxamide haben den Vorteil, dass sie über eine gute Dauerwirkung verfügen. In den letzten Tagen waren aufgrund der Kälte keine Infektionsbedingungen für Septoria gegeben, die wirkungsstarken Fungizide haben eine heilende Wirkung von ca. 7 Tagen. Daher kann in vorbehandelten Beständen und bei gesunden Sorten je nach weiterem Witterungsgeschehen auch bis BBCH 39 (voll entwickeltes Fahnenblatt) bzw. BBCH 49 (Beginn Ährenschieben) abgewartet werden.
Die jeweilige Aufwandmenge bemisst sich danach, ob eine Fusarium-Spritzung in der Blüte geplant ist. Nach unkritischen Vorfrüchten und keinem weiteren geplanten Fungizid sind 100% Aufwandmenge anzuraten, um sowohl eine ausreichende heilende als auch Dauerwirkung zu erreichen. Ist nach Mais eine Fusarium-Absicherung geplant, reicht eine Aufwandmenge von 80% aus, um dann gezielt in der Blüte die Fusarium wirksame Maßnahme zu setzen.
Leistungsstarke Kombinationen wären z.B. Ascra XPro, Revytrex, Elatus Era oder auch der Avastel Pack. Achten Sie wie in der Wintergerste auch auf einen Wirkstoffwechsel. Sofern ein prothioconazol-haltiges Mittel vorgelegt wurde, ist aus Resistenzvorsorgegründen ein Mittel mit dem Wirkstoff Revysol (Mefentrifluconazol) zu bevorzugen, wie z.B. Revytrex-Produkte oder Balaya. Fordern Sie gerne Beratung an.