Ackerbau – Nur Mut: Testen Sie mal was Neues…
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 05.09.2024
Aus Sicht des versierten Pflanzenschutzberaters M. Kreh vom Landwirtschaftsamt Ravensburg wird bereits mit der passenden Sortenwahl der Grundstein für eine gute Ernte im nächsten Jahr gelegt. Die Wahl lässt sich je nach Betrieb und Region ganz individuell gestalten. „Trauen Sie sich gerne mal den Anbau einer neuen Sorte zu probieren, selbst wenn Sie die letzten Jahre immer mit einer Sorte zufrieden waren.“ Das Zentrale Versuchsfeld Oberland in Krauchenwies bietet mit den Landessortenversuchen eine gute Quelle für die richtige Entscheidung. Die neuen Sorten können gerade in puncto Gesundheit manches besser als die Altbekannten!
Bei den hier im Kreis zumeist angebauten zweizeiligen Wintergersten führt die Sorte Almut die Rangliste mitsamt Arthene in der unbehandelten Variante V1 an. Beide haben eine beachtende Gesundheit bei hohen Erträgen und guter Standfestigkeit. Auch die bekannte Bordeaux schneidet überdurchschnittlich ab und zeigt sich kurzstrohig mit guter Halmstabilität, allerdings hat sie mehr mit Ramularia und Netzflecken zu kämpfen als andere Sorten und muss intensiver behandelt werden. Im ersten LSV-Prüfjahr kann Aretha trotz guter Erträge nicht voll überzeugen, auch ihr fehlt es an einem guten Gesundheitsprofil. KWS Tardis und die neue KWS Andris zeigen sich standfest bei guter Gesundheit und guten bis überdurchschnittlichen Erträgen. LG Campus, Orcade, Goldmarie und Royce konnten in diesem Jahr in der V1 den Durchschnitt in Krauchenwies nicht erreichen. Im Schnitt lagen die Ertragsunterschiede zwischen behandelter und unbehandelter Variante bei ca. 25 dt/ha. Für Betriebe, die in der Vergangenheit schon einmal schlechte Erfahrungen mit dem Gelbverzwergungsvirus (engl. BYDV) gemacht haben, denen ist die alljährliche Gefahr bewusst. Symptome sind hierbei streifige Aufhellungen, übermäßige Bestockung und verkümmerte Halme. Um dieses Risiko zu umgehen sind BYDV-resistente Wintergerstensorten am Markt erhältlich. Diese sind bei den Zweizeiligen z.B. LG Caiman, Bonnovi, Idilic und Orcade. Bei den Mehrzeiligen sind Fascination, Paradies, Sensation, Integral und KWS Exquis zu nennen. Dank ihres Resistenzgens werden diese Sorten auch durch Blattlaus-Übertragung vom Virus befallen, die Vermehrung in den jungen Pflänzchen ist aber so herabgesetzt, dass sie sich ohne Depression entwickeln und stabile Erträge bilden können. Anstelle des Insektizideinsatzes mit z.T. unsicherem Wirkungsgrad, ist die Wahl einer resistenten Sorte eine wirkungsvolle Maßnahme zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln und Schutz von Nützlingen.
Auch beim Winterweizen zeigen sich deutliche Sortenunterschiede zwischen V1 und V2. Hierdurch lassen sich Gesundheitsparameter, Ertragspotenzial und Standfestigkeit der Weizen abschätzen. Es zeigt sich welche Sorte einen Beitrag zum reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz beitragen kann. Die Ertragsunterschiede zwischen behandelt und unbehandelt betragen in diesem Jahr in den frühen Sorten bei ca. 20 dt/ha. In der V1 sind ertraglich Absolut, Chevignon und Winner weit überdurchschnittlich die Spitzenreiter. Hierbei zeigt Chevignon ebenso wie Winner aber klare Defizite bei Fusarium, bei Septoria sind sie aber gesund. Die Sorte Absolut zeigt bei Fusarium und Septoria nur durchschnittliche Werte. Zu beachten gibt es bei allen drei Sorten die jeweilige Schwäche bei Halmbruch. Campesino zeigte bei schlechter Fusarium- und Septoria Bonitur im Ertrag eine überdurchschnittliche Leistung.
Am Standort Krauchenwies zeigt sich dieses Jahr bei den späteren Weizensorten SU Tarroca in V1 und V2 als eine der ertragsstärksten Sorten mit sehr guter Gesundheit bei Septoria, aber deutlichen Schwächen bei Fusarium. Eine Sorte, die nach Mais nicht in die Fruchtfolge passt. Exsal als E-Weizen konnte in der V1 ertraglich sehr überzeugen, dank sehr guter Fusarium-Toleranz und mittlerer Septoria-Bonitur. Auch SU Jonte und Spectral zeigten eine beachtliche Leistung in der unbehandelten Variante, wobei Spectral eine schlechtere Fusarium-Bonitur erhielt, bei Septoria sind sie gleichauf. Das umfassendste Gesundheitspaket bei überdurchschnittlicher Leistung und sehr guter Standfestigkeit stellt die Sorte Polarkap dar, mit ihr können in „normalen“ Jahren die Fungizidbehandlungen reduziert werden. Besonders in diesem Jahr wurden die Sorten auf ihre Fusarium-Toleranz getestet. Hier konnten besonders die Sorten KWS Donovan, Informer, Spectral und RGT Kreuzer nicht überzeugen. Rein ertraglich konnten dieses Jahr die altbekannten Sorten Asory und RGT Reform den Durchschnitt nicht halten und werden in Zukunft an Bedeutung im Anbau verlieren. Diese Sorten haben in der BSA-Einstufung die schlechtesten Einstufungen.