Ackerbau – Tipps zur Stoppelbearbeitung / Ackerfuchsschwanz / Ausfallraps
raps
Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 08.08.2024
„Die Wintergerste- und Rapsernte ist abgeschlossen, ein paar letzte Weizenbestände stehen im Landkreis noch auf dem Feld,“ so M. Kreh, versierter Pflanzenschutzberater im Landwirtschaftsamt Ravensburg. „Nun gilt es einige Dinge bei der Stoppelbearbeitung, auch im Zusammenhang mit der Vorbereitung für die Aussaat der Winterungen zu beachten.“
Hartnäckige Unkräuter wie Disteln waren dieses Jahr in Gerste und Weizen häufig nesterweise zu sehen, seltener auch Quecke und Ackerwinde in Randbereichen. Zwischen Ernte und Aussaat ist der optimale Zeitpunkt diese nun effektiv zu bekämpfen. Wenn die Böden vielleicht doch mal trockener werden, können mehrere mechanische Arbeitsgänge dazu beitragen die Wurzeln an die Oberfläche zu ziehen, um diese vertrocknen zu lassen. Unter feuchten Bedingungen, wie sie aktuell immer noch vorherrschen, bringt eine Bodenbearbeitung unter Umständen mehr Nachteile in Form von Strukturschäden, Klumpenbildung oder Verdichtungen/Verschmierungen. Eine chemische Bekämpfung ausdauernder Unkräuter ist hier eventuell die bessere Wahl. Beachten Sie bitte hierbei neben den rechtlichen Vorgaben im vorigen Abschnitt auch noch folgende praktische Dinge: Die zu behandelnden Unkräuter/Ungräser sollten ausreichend Blattmasse haben und die Witterungsbedingungen sollten eine gute Wirkstoffaufnahme zulassen (möglichst hohe Luftfeuchte). Wichtig ist auch, dass der Wirkstoff eine ausreichend lange Zeit wurzeltief wirken kann und die nachfolgende Bodenbearbeitung nicht zu früh erfolgt. Beim Produkt Kyleo (Glyphosat+Wuchsstoff) ist unbedingt auch noch die Wartezeit vor der Aussaat der Folgekultur, bei Raps z.B. 28 Tage, einzuhalten.
Achtung: Bitte beachten Sie, dass vor der Einsaat von FAKT-Begrünungen (FAKT E1.2) und vor der Aussaat von Zwischenfrüchten für GLÖZ 8, im Umfang von 4% der Ackerfläche (Ersatz für 4%-Pflichtbrache) kein Einsatz von Pflanzenschutzmittel erlaubt ist. Für Rückfragen bezüglich der Auflagen und Termine zu den beiden verschiedenen Zwischenfrucht-„Programmen“ kontaktieren Sie uns bitte.
Die passende Stoppelbearbeitung ist das wesentliche Instrument, um Samen von Problemungräsern, wie z.B. Ackerfuchsschwanz an einer Keimruhe und damit einer langjähriger Überdauerung im Boden zu hindern. Dies trägt langfristig zur Herbizidreduktion und Resistenzvermeidung bei. Das Ziel der Stoppelbearbeitung ist es, Ausfallgetreide aber auch die unerwünschten Gräser schnellstmöglich zu keimen anzuregen. Hierzu ist es gerade beim Ackerfuchsschwanz wichtig, dass er nicht zu tief vergraben wird. Der Lichtkeimer hat natürlicherweise ein primäre Keimruhe, keimt also nicht gleich, wenn er auf dem Boden liegt und Feuchtigkeit bekommt. Diese dauert 4 bis 6 Wochen, bei warmer Witterung von Blüte bis zur Abreife des Samens. Bei kühler Witterung kann dies deutlich länger sein. Durch jegliche Bodenbedeckung des Samens geht er von der primären in die sekundäre Keimruhe über. Aus dieser „wacht“ er im aktuellen Jahr nicht mehr auf, sondern erst im nächsten Jahr mit Lichtreiz und Feuchtigkeit. Daher lautet die Empfehlung beim ersten Bodenbearbeitungsgang nur sehr flach (2-3 cm) zu arbeiten. Dies ist mit der auf den Höfen vorhandenen Technik schwierig umsetzbar, die Grubber und Scheibeneggen arbeiten bei flacher Einstellung nicht flächig, und bei flächiger Arbeitsweise zu tief. Die Maschinen der Wahl sind hierbei Strohstriegel (oder auch Flachgrubber), die den Boden ankratzen/flach schneiden und Bedingungen schaffen um Ausfallgetreide und Ungräser zum keimen anregen, ohne sie zu verschütten. Versuche der norddeutschen Landwirtschaftskammern kamen zu dem Ergebnis, dass die 7-fache Menge an Fuchsschwanz in Keimstimmung versetzt wird, wenn mit einem Strohstriegel anstatt mit einer Kurzscheibenegge die erste Stoppelbearbeitung durchgeführt wird. Empfehlungen der norddeutschen Landwirtschaftskammern gehen sogar soweit, die Stoppeln nach dem Drusch gar nicht zu bearbeiten. Die Keimfähigkeit der ausgefallenen Samen sinke dadurch nach ca. 8 Wochen deutlich. Außerdem würden die Samen durch Vögel- und Mäusefraß sowie Verpilzung und Zersetzung an der Bodenoberfläche geschädigt. Das saubere Unterpflügen ist hierbei nur eine kurzfristige Lösung, die spätestens in den Folgejahren für mehr Probleme sorgt, da der Ackerfuchsschwanz-Samen in der Tiefe in der Keimruhe ist, wieder hochgepflügt wird und dann mindestens 4 und sogar bis zu 10 Jahre später wieder auskeimen können. In der ersten Stoppelbearbeitung geht es noch nicht vorrangig darum einzuebnen, oder „Boden herzubringen“ um die Stoppeln einzumischen. Dies kann dann in einem späteren Arbeitsgang vollzogen werden. Ist ein Großteil des Ackerfuchsschwanzes nach flacher Bearbeitung erfolgreich bis ca. Mitte September aufgelaufen, so kann er im 1 bis 2-Blatt-Stadium mit nochmaliger flacher Bearbeitung „gepackt“ werden. Im Zusammenhang mit einer späteren Saat führt dieses Vorgehen dann in Richtung „Herrichten eines falschen Saatbettes“.
Quer fahren: Wer kennt sie nicht, die grünen Streifen nach dem Grubbern, an denen das Strohschwad gelegen hat. Um eine Nachverteilung von Ausfallgetreide und Ungräsern darzustellen, ist es von Vorteil bei der flachen Bearbeitung leicht diagonal zu fahren zur Hauptfahrtrichtung (Fahrgassen) zu fahren. Auch hier sind Strohstriegel und Flachgrubber angeraten, eine Kurzscheibenegge verzieht und verteilt kein Stroh oder Spreu, sondern überrollt es nur.
Für die Rapsanbauer: Bei der ersten Bearbeitung sollten die Rapsstoppeln nur flach angepackt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Rapsstoppeln zu mulchen. Hierbei werden die Rapsstoppeln intensiv zerkleinert und ausgefallene Schoten brechen auf. Bei den aktuell immer noch feuchten Böden keimt der Ausfallraps dann relativ schnell. Dieser sollte bei einer Wuchshöhe von 3-5 cm mechanisch mit FlachgrubFlachgrubber/Scheibenegge bekämpft werden. Wird Ausfallraps zu tief vergraben, ist wie beim Fuchsschwanz, er fällt in eine sekundäre Keimruhe, die bis zu 10 Jahre dauern kann. Wird er dann in den Folgejahren wieder nach oben geholt, kann es sein, dass er als Durchwuchs in der Rapskultur erscheint. Hier sorgt er dann für Ärger und im schlimmsten Fall für Ertragseinbußen bis zu 25% oder auch mehr. Auch hier lautet der Ratschlag durch mehrmalige flache Bearbeitung so viel Ausfallraps wie möglich zum Keimen zu bringen und diesen dann wiederum mechanisch zu bekämpfen.